
Herzlich willkommen!
Die Blätter fallen, und wir haben diesen Monat gleich zwei Abschiede zu verkraften. Vom epochalen Autor Mike Davis verabschieden sich für uns seine deutschen Verleger Theo Bruns & Rainer Wendling von der „Assoziation A“: „Rest in Power, Mike!“ Unsere Trauerschleife ist ein Textauszug aus Davis’ „Die Geburt der Dritten Welt“.
Auch Pulp Master Verleger Frank Nowatzki entbietet seinem Autor Jim Nisbet ein letztes Farewell: “Good to do a little business amidst all the horseshit.“
Friedrich Ani , den wir herzlich begrüßen, weiß, „Der Tod ist kein MacGuffin“; sein schöner Essay schließt an die Tagung „Ästhetik des Kriminalromans“ in Unna an (hier die Keynote von Thomas Wörtche zum Nachlesen). Ebenfalls auf diese Tagung bezieht sich Joachim Feldmann mit „Das Police Procedural als Großstadtroman“ und exemplifiziert das mit Ed McBains „See Them Die“ und „Lush Life“ von Richard Price – während Alf Mayer zu einer „Geschichte des Polizeiromans“ ausholt und zudem die erste vollständige deutsche Ausgabe von Ross Thomas’ „Das Procane-Projekt“, einem jetzt 50 Jahre alten Klassiker, zum Anlass für einen Übersetzungsvergleich nimmt.
Zum Nobelpreis für Annie Ernaux haben wir etwas ganz besonderes: Die Schriftstellerin und Theaterautorin Brigitte Helbling, Kuratorin vieler unserer Specials (unsere Stella Sinatra), tauscht sich mit der Tübinger Autorin Eva Christina Zeller über Annie Ernaux, die eigene Arbeit und das Schreiben entlang der Scham aus. Motto: „Aus Schmerz mach Brot.“
Unser USA-Korrespondent Thomas Adcock sieht in Trump einen „Dazed Man Walking“. Thomas Groh widmet sich luzide und süffig den St.Pauli-Filmen von Rolf Olsen, in denen Curd Jürgens große Auftritte als Pfarrer/ Arzt oder Rauhbein aus St. Pauli hingelegt hat. Weniger gnädig wird wohl die Filmgeschichte mit der Ausgrabung „Drop Out – Nippelsuse schlägt zurück“ von 1997 umgehen, Trash- und Grindhouse-Experte Harald Mühlbeyer findet das Werk dennoch des Notierens wert. Unser TV-Kolumnist Dietrich Leder taucht in die Geschichte von „Schimanksi machen“ und Wolfgang Brylla hat sich zwei deutsche Fernsehserien angesehen, konstatiert bei „Lauchhammer“ und „Kleo“ Unterschiede wie Tag und Nacht. Nick Kolalowski fragt sich im Nachhinein: ‘True Detective’ Season 2: Was It Better Than We All Thought?
Wie immer gibt es unsere Standards: nämlich die (gar nicht so kurzen) Kurzbesprechungen in den Bloody Chops und in nonfiction, kurz, dazu ausgewählte Neuerscheinungen in der Schatzsuche sowie die Krimibestenliste November 2022 und den Meisterfotografen Carsten Klindt mit Street Scenes – Street Crimes. Der Podcast „Abweichendes Verhalten“ von Sonja Hartl kümmert sich dieses Mal um George V. Higgins.
Robert Rescue findet sich nur wenig außerhalb Berlins „Im Reich der Toten“, Christopher Werth spielt in seiner Kolumne Playing Video Games „Citizen Sleeper“. Von Bodo V. Hechelhammer kommt Exklusives: Wo sonst als bei uns interviewt ein Geheimdienstmann einen anderen? Dazu gibt es eine Einordnung von Gerhard Conrads BND-Memoiren „Keine Lizenz zum Töten“. Thomas Wörtche liest „Kapitulation“ von Ray Loriga. Peter Münder wandert mit Willi Winkler im „Herbstlicht“ nach Italien und unser Mississippi-Reisender Rolf Barkowski trifft Scott Barretta, den Mr. Mastermind des Blues-Journalismus. Mit den Totenbildern des Malers Friedemann Hahn beschäftigt sich August Heuser.
Ingrid Mylo hat sich für die 13. Folge ihrer 3 x 11 Spielworte „Mäntel, Hunde, Uhren“ gesucht: Bücherlesen einmal ganz anders. Anne Kuhlmeyer bespricht den verstörenden Roman „Tote Winkel“ von Sophie Sumburane, Hazel Rosenstrauch hat sich „Gott ist nicht schüchtern“ von Olga Grjasnowa vorgenommen, Frank Schorneck „Lächeln“ von Paddy Doyle. August Heuser sinniert über die Totenbilder des Malers Friedemann Hahn, Alf Mayer zieht mit einer Handvoll Bücher „Raus in die Natur“. Mit dabei: Bäume – Eine Natur- und Kulturgeschichte / Richard Mabey: Das Varieté der Pflanzen/ Mikrokosmos. Wunderwelt der kleinsten Lebewesen/ Gilbert White: Die Erkundung von Selborne/ Selborne und seine Naturgeschichte/ Ed Yong: Die erstaunlichen Sinne der Tiere.
In unseren „Bloody Chops“ besprechen Joachim Feldmann, Sonja Hartl, Alf Mayer und Thomas Wörtche: Jamey Bradbury: Wild/ Frauke Buchholz: Blutrodeo/ Naomi Hirahara: Clark & Division/ Carlo Lucarelli: Léon/ Jean Malaquais: Planet ohne Visum/ Sally McGrane: Die Hand von Odessa/ Valerie Wilson-Wesley: Der Ex-Lover/ Matthias Wittekindt: Die rote Jawa. In „nonfiction, kurz“ gibt Sybille Ruge (ja, die von „Davenport 180 x 60“, unsere Besprechung hier) einen TV-Dokumentartip: Martin Hübners und Jürgen Asts „Das rote Imperium“. Und Alf Mayer liest: Tillmann Bedikowski: Hitlerwetter. Das ganz normale Leben in der Diktatur: Die Deutschen und das Dritte Reich / Iso Camartin: „Mein Herz öffnet sich deiner Stimme“: Eine Zeitreise gesungener Empfindungen in 50 Arien/ Tim Cornwell (ed): A Private Spy, The Letters of John le Carré/ Fake your Goethe. Die wahre Geschichte der Literatur/ Harald Jähner: Höhenrausch. Das kurze Leben zwischen den Kriegen/ Rolf Lindner: In einer Welt von Fremden. Eine Anthropologie der Stadt/ Michael Möseneder: Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof. Unglaubliche Wiener Gerichtsprozesse. Unser Krimigedicht „Six Blade Knife“ stammt von von Mark Knopfler.
Viel schöner Lesestoff also. Kommen Sie alle gut durch diese Zeiten. Viel Freude am Lesen wünschen Ihnen
Sonja Hartl, Anne Kuhlmeyer, Alf Mayer und Thomas Wörtche und das gesamte CrimeMag-Team.
– Und wenn Sie uns schreiben möchten, gerne an: CulturMag (at) gmx (Punkt) de
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