Geschrieben am 15. März 2017 von für Crimemag, Editorial

CrimeMag: Editorial Ausgabe März 2017

DSC_4276_3058Herzlich willkommen zu unserer Märzausgabe 2017

Das Crime-Genre ist politisch. Dies hier auf CrimeMag zu betonen, ist nicht notwendig, sollten Sie aber Anschauung suchen, werden Sie in dieser Ausgabe vielfach fündig.

Der Kriminalroman ist subversiv. Er konnte im Nachkriegsdeutschland keine Anerkennung durch die traditionelle Literaturkritik bekommen oder vor Buchhändlern Gnade finden, alle hatten sie ihre Funktion im Verdrängungs- und Bagatellisierungsprozess.  (Wozu heute der Durchschnittskrimi dient, ist klar – Geld auf der einen Seite, Eskapismus und die Illusion von Ordnung auf der anderen. Man könnte sagen: Kriminalliteratur kratzt den Lack ab. Und wer will das nackte Leben schon haben?)

Aus Anlass zweier Todestage blicken wir auf zwei Verleger zurück, die aufklärerische, linke Bücher und Kriminalromane in ihren Programm zusammengebracht & gedacht haben: auf Victor Gollancz (50 Jahre tot) und den Krähen-Verleger Karl Anders (20 Jahre) sowie auf ein Buch von 1953, das mit dem Nachdenken über Kriminalliteratur schon weiter war als manch heutiger Diskussionsstand – auf Fritz Wölckens „Der literarische Mord“. Unser USA-Korrespondent Thomas Adcock befasst sich mit dem aufziehenden „Vierten Reich“ und Pulitzer-Preisträger Viet Thanh Nguyen begründet, warum Schriftsteller nun die besseren Geschichten erzählen müssen als Donald Trump.

Frank Göhre geht mit Marlon James‘ „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ in das Jamaika von 1976/77, das er damals selbst bereist hat. Katja Bohnet begegnet dem Rex Stout-Roman „Es klingelte an der Tür“ von 1965, in dem Hoovers FBI eine gefährliche Rolle spielt. Unterirdisch sozusagen ist dann die Verbindung zum Afghanistan-Thriller  „Wer die Hunde weckt“ von Achim Zons, den Peter Münder bespricht. 

Die Familiengeschichte der Hollands in den Romanen von James Lee Burke hat der herzlich begrüßte Lutz Göllner für uns recherchiert. Christopher G. Moore, der in Bangkok lebt, erklärt uns „The Meaning of Noir“ während Markus Pohlmeyer und Alexander Jöckel in die Abgründe der fünften und letzten Staffel von „Person of Interest“dringen. 

Adrian McKintys „Rain Dogs“ gab Sonja Hartl und Roland Oßwald Anlass für „Ein Buch, zwei Stimmen“, Thomas Wörtche hat „Illegal“ von Max Annas gelesen und stellt uns „Satans Spielfeld“ von Ute Cohen vor. Sonja Hartl war – nicht ganz zufrieden – mit Nora Bossong im „Rotlicht“ und ist – sehr zufrieden – dem Ermittler „IQ“ von Joe Ide begegnet, Peter Münder hingegen slummte mit Oliver Harris und seinem korrupten Cop Nick Belsey in „London Stalker“.

Marcus Müntefering konnte Steve Hamilton („Das zweite Leben des Nick Mason“) seine „Bloody Questions“ stellen. In den „Bloody Chops“ hacken Joachim Feldmann, Alf Mayer und Thomas Wörtche Bücher von Antonio Ortuño, Fabio Paretta, Daniel Cole, Steve Hamilton, Thomas Schweres, Buzz Peters und Jerome Charyn.

Christopher Werth war für „Trainspotting 2“ im Kino, Sonja Hartl für „Marjia“ von Michael Koch und Joachim Kurz „Zwischen den Jahren“ von Lars Henning. Unser Kolumnist John Harvey hat für einen Nachruf auf den Maler Howard Hodgkin sein Gedicht über ihn wiedergefunden, das diesmalige Krimigedicht heißt „Let America Be America Again“ und stammt vom Harlem-Renaissance-Dichter Langston Hughes. Die Veranstaltungen besorgte wie immer Claudia Fiedler.

Anegende und vielfältige Leseerlebnisse wünschen Ihnen

Anne Kuhlmeyer, Alf Mayer, Thomas Wörtche und das CrimeMag-Team

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