Geschrieben am 13. März 2004 von für Bücher, Litmag

Stephen Fry: Der Sterne Tennisbälle

Die neuen Leiden des Grafen von M.C.

Fry versteht es, Spannung und Witz auf hohem intellektuellen Niveau zu kombinieren.

Dieser Mann ist einfach wunderbar. Als Schauspieler in „Oscar Wilde“ oder „Peter‘s Friends“ weiß Stephen Fry ebenso mitzureißen wie als Sprecher der englischen „Harry Potter“-Hörbücher. Seine Kolumnen und seine drei bislang erschienenen Romane sind – ebenso wie seine Autobiographie – Glanzlichter britischen Humors. Fry versteht es, Spannung und Witz auf hohem intellektuellen Niveau zu kombinieren – und genau das führt er auch in seinem neuesten Werk eindrucksvoll vor:

Der zunächst seltsam klingende Titel verweist auf ein Zitat: „Wir sind nur der Sterne Tennisbälle, aufgespielt, gewechselt, wie es ihnen paßt.“ Und die Sterne stehen offenbar nicht gut für den Helden des Romans. Ein Dummejungenstreich zerstört das Leben von Ned Maddstone. Dem 17-jährigen Musterschüler, der vom Schicksal so sehr begünstigt zu sein scheint, schieben drei Neider Hasch unter. Doch es kommt nicht zu dem erwarteten Skandal; vielmehr wird Ned durch eine Verkettung unglücklicher Umstände zum Spielball eines vertrackten Geflechts von britischem Geheimdienst und IRA. Um einen wirklichen Skandal zu vertuschen, muss Ned verschwinden – und so landet er in einer geheimen Irrenanstalt auf einer Insel vor der Küste Schwedens. 20 lange Jahre dauert sein Aufenthalt unter Geistesgestörten. Hier lernt er den alten Babe kennen, einen ehemaligen Agenten, der ihn davor bewahrt, wirklich verrückt zu werden und der in vieler Hinsicht sein Lehrmeister wird. Als Babe stirbt, ergreift Ned die Chance zur Flucht, indem er sich statt der Leiche in den Sarg legt und so ans Festland transportiert wird. Nun ist die Zeit seiner grauenhaften Rache gekommen…

Klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, schließlich spielt Fry in diesem Roman ganz offen mit – mehr als nur – Motiven aus Dumas‘ „Der Graf von Monte Christo“. Er transferiert diesen Klassiker in unsere heutige Zeit, gibt seinem Helden modernste Techniken an die Hand, um archaische Rachegelüste zu befriedigen.

Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass Fry dem Showdown ebenso viel Zeit gewidmet hätte wie dem Aufbau seiner Geschichte, „Der Sterne Tennisbälle“ ist ein brillantes Werk.

Frank Schorneck

Stephen Fry: Der Sterne Tennisbälle. Aufbau Verlag, 391 Seiten, 20,00 Euro. ISBN 3351029292.