Geschrieben am 16. Dezember 2018 von für Crimemag, CrimeMag Dezember 2017

Die Sterling-Hayden-Filme von Wolf-Eckart Bühler

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Sterling Hayden in „Leuchtturm des Chaos“ (Pharos of Chaos), 1983

König ohne Untertanen

Alf Mayer über den Havaristen Sterling Hayden und die Filme von Wolf-Eckart Bühler

Lange Jahre waren sie nur ein Phantom, hatten mythischen Ruf: die beiden Filme von Wolf-Eckart Bühler über den Schauspieler Sterling Hayden, „Leuchtturm des Chaos“ (1983) und „Der Havarist“ (1984), der eine dokumentarisch und „documentary film making … at its most laissez faire“ (Janet Maslin in der New York Times), der zweite essayistisch und eine wortgetreue Adaption einiger Kapitel aus „Wanderer“, der schonungslosen Autobiographie des gleichen Titels, mit Burkhard Driest, Rüdiger Vogler und Hannes Wader in der Rolle Haydens. Seit kurzem gibt es die Hayden-Filme – dank der Initiative des Filmmuseums München – digital restauriert auf DVD in der edition filmmuseum. Gerade treten sie in den Cinematheken eine Reise um die Welt an, Hayden selbst hat sie dreimal unter Segeln umrundet. Im DVD-Booklet ist auch ein unveröffentlichter Nachruf Bühlers auf den Schauspieler enthalten, wir haben „Vale, Wanderer“ in unserem Verlust-Special UNO präsentiert.

c Hayden DVD CoverWir Kinogänger kennen ihn als Johnny Guitar, den nur mit einer Gitarre bewehrten, des Kämpfens müden Cowboy zwischen zwei Frauen aus jenem irrwitzig schönen TruColor-Western von Nicholas Ray, der von der Surrealistischen Bewegung inszeniert zu sein scheint. Wir kennen ihn als General Jack D. Ripper, der in Stanley Kubricks DR. STRANGELOVE auf einer Bombe in die Apokalypse reitet, oder als den baumlangen Gangster Dix Handley, der in John Hustons THE ASPHALT JUNGLE auf einer Pferdewiese in Kentucky stirbt. Vielleicht auch als Walfänger, der in einer Westernstadt mit der Harpune zum Duell schreitet, in TERROR IN A TEXAS TOWN. Sterling Haydens Filmografie weist über 60 Titel auf – aber nur auf wenige Rollen war er stolz. Dix Handley gehört dazu.

Zeit seines Lebens verachtete Hayden (1916–1986) sich für eine bitter bereute Tat. „Shirley“ nannte er sich in solchen Phasen der Selbstbezichtigung. Der hochdekorierte Marineoffizier, als einziger US-Soldat des Zweiten Weltkriegs von den USA wie von den Kommunisten (Tito) ausgezeichnet, der als OSS-Agent vom italienischen Bari aus eine Nachschubflotte von 400 Booten für die jugoslawischen Partisanen befehligte und auch hinter den Linien mit dem Fallschirm absprang, hatte sich zu einer „patriotischen Aktion“ überreden lassen und am 10. April 1951 als freundlicher Zeuge vor dem „House Un-American Activities Committee“ (HUAC) ausgesagt.

Vom Kampfesgeist der Balkankämpfer und ihrem Glauben an eine Sache stark beeindruckt, war Hayden nach dem Krieg  – für ein halbes Jahr – Mitglied der Kommunistischen Partei Amerikas geworden, die Theoriediskussionen aber hatten ihn schnell gelangweilt. Im Klima der Kommunistenhatz, in der die Hollywood-Kolumnistin Hedda Hopper „Konzentrationslager für die Roten“ forderte, „ehe es zu spät ist“, fürchtete er, das Sorgerecht für seine Kinder zu verlieren. Also nannte er Namen. Ronald Reagan, damals (erst) Präsident der Schauspielergilde, schickte ihm ein Telegramm: „Sterling, ich bin stolz auf dich!“ Über 2.000 Presseausschnitte feierten ihn als Helden: „Hayden Strips Bare His Commie Past.“ 

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Hayden mit seinen Kindern, die er während eines Sorgerechtsstreits entführte, an Bord seiner „Wanderer“

Hollywood belohnte ihn mit einer schnellen Folge von Filmen. Doch Hayden zerbrach fast an seinem Verrat. „Es kommt wohl selten vor, dass ein Mann mit Lobeshymnen überschüttet wird für etwas, wofür er sich zutiefst verachtet“, meinte er später. Verlorenheit lernte er nicht auf den Weltmeeren, sondern in Hollywood kennen. Würde es die See nicht geben, auf der sich nach Joseph Conrad „die Substanz eines Mannes erweist“, hätte er, der lange Zeit selbstzerstörerisch trank, wohl nicht ein Alter von 70 Jahren erreicht. Hätte er weder in Bertoluccis NOVECENTO, Robert Altmanns THE LONG GOODBYE oder Coppolas THE GODFATHER gespielt, gäbe es wohl zwei große, schöne Bücher nicht.

Den jungen Hayden, der mit neun Jahren seinen Vater verlor, hatte das Fieber der Schiffe schon jung ergriffen. Er las alles über Seefahrt und auch seinen Rudyard Kipling, später hatte er auf seinen Fahrten bis zu 500 Bücher an Bord. 1932, im Alter von 15, riss er aus, folgte den Hobos, über die er gelesen hatte, kam bis Portland, Maine, 100 Kilometer weit, wo Seeleute ihn auf dem Schoner „Restless“ übernachten ließen, ehe sie ihn nach Hause schickten. Bald darauf verdingte er sich als Schiffsjunge auf dem großen Schoner „Puritan“, der durch den Panamakanal nach San Pedro, Kalifornien, segelte. Wieder zurück, schloss ihn in Gloucester ein Kapitän namens Ben Pine ins Herz. Hayden erwarb sich seine Sporen mit ehrlicher Arbeit, heuerte oft auf den Gaffelschonern aus Gloucester an. Die Kameradschaft, die Schufterei auf den vollgeladenen Schiffen und in den Beifang-Dorys – es galt als erster mit dem Fang zurück am Pier zu sein – zogen ihn an wie später keine andere Arbeit mehr. Hayden lernte so auch von Kapitalismus und Produktionsverhältnissen: Zwei Cent erhielt die Crew pro Pfund Fisch; bis mittags, wenn seine Mutter zum Einkauf kam, stieg der Preis auf elf.

hayden cover wanderer6076835Im Alter von 20 Jahren ging Hayden als Erster Offizier mit dem Schoner „Yankee“ auf eine Weltumseglung. Das Jahr darauf gewann die schnittige „Gertrude L. Thebaud“ aus Gloucester – 37,8 Meter lang, 30,2 Meter auf der Wasserlinie, 650 Quadratmeter Segel – gegen die seit Jahren übermächtige kanadische „Bluenose“ beim „Fishermen’s Cup“.  Navigator des Siegerschiffes: ein gewisser Sterling Hayden, 21 Jahre alt. Kapitän war Ben Pine. Die von 1920 bis 1937 bis ausgetragenen Wettkämpfe zwischen den kanadischen und amerikanischen Fischern galten als das „Rennen für wirkliche Seeleute“, zur Teilnahme berechtigt waren nur Crews und Schoner aus dem tatsächlichen Fischeralltag. In Gloucester wurden die Heimkehrer begeistert gefeiert. „Thebaud Sailor Like Movie Idol“ stand unter einem Zeitungsfoto mit dem siegreichen Hayden. Es war der Grundstein für seine Hollywood-Karriere.

Erst aber ergatterte er mit 22, als jüngster Mann an Bord, sein erstes Kommando und segelte die Brigantine „Florence C. Robinson“ 7.000 Meilen durch Stürme nach Tahiti. „Ich war im Himmel“, notierte er in seiner Biografie, „ich dachte, so würde das Leben immer weitergehen.“ Zwei Einladungen zu Probeaufnahmen lehnte er ab, ein gerade mit einem Partner erworbenes Schiff (die „Aldebaran“, die frühere Kaiser-Jacht) war ihm wichtiger. Als es in einem Sturm vor Cape Hatteras leck schlug, überlegte er es sich anders. Paramount Pictures gab ihm einen Siebenjahresvertrag. In seinem ersten Film, dem Drama VIRGINIA, fand er sich neben Fred MacMurray und dem englischen Star Madeline Carroll. Die Arbeit fand er lächerlich überbezahlt und belanglos, weil sie nicht zu spüren war und sich niemand richtig scherte. Aber sie brachte Geld für ein neues Schiff, einen alten Schoner, für viele Schiffe – und aus der Affäre mit Miss Carroll wurde eine Ehe.

Voyage_Hayden18 Schiffe besaß Sterling Hayden im Lauf seines Lebens, vom Dreimastschoner bis zur Flussbarkasse, eines davon 1946 am Tag seines Eintritts in die KPUSA gekauft und „Quest“ (Suche) getauft. „Nicht viele können von sich sagen, diese zwei Dinge an einem Tag gemacht zu haben“, kommentierte er das lakonisch. „Horizon“ hieß ein anderes, „Brigadoon“ ein weiteres, die 1902 in New York gebaute „Aldebaran“, war als „Meteor III“ eine Jacht des Deutschen Kaisers gewesen. Weil er „noch nie etwas für Tycoons und deren Frauen übriggehabt“ habe, taufte er die „Gracie S.“ in „Wanderer“ um. Sie gab seiner 1964 erschienenen Biographie den Titel.

„Wanderer“ ist ein schonungsloses Buch der Abrechnung mit sich selbst, literarisch hochrangig, der Beat Generation ebenso zuzurechnen wie den großen Autoren der Ozeane. Bis heute – Stand Frühjahr 2018 – hat sich dafür kein deutscher Verlag gefunden. Ebenso wenig wie für „Voyage. A Novel of 1896“, Haydens „großen amerikanischen Roman“ über zwei Schiffspassagen, die eine durch die Südsee nach Japan, die andere um Kap Hoorn, zugleich eine Klassengeschichte Amerikas und der Arbeiterbewegung. 700 gewaltige Seiten, das beste Seefahrerbuch seit „Moby Dick“, von einem wirklichen Weltensegler geschrieben. Hayden umkreuzte den Globus dreimal unterm Mast. Die Schiffs- und Hafenbeschreibungen in „Voyage“ brummen von Leben, die Kap-Hoorn-Umrundung liest sich furchteinflößend.

w havarist 7435635.6Folgerichtig wie die Kompassnadel zum Pol zeigt: Hayden & Wolf-Eckart Bühler (WEB)

Sechs Kinder, drei Ehefrauen, die mittlere dreimal geheiratet, Hayden war ein mehrfach schiffbrüchiger Fliegender Holländer, ein Wanderer, Suchender, ein Nonkonformist. 1959 entführte er mitten in einem Sorgerechtsprozess seine damals vier Kinder, segelte mit ihnen auf der „Wanderer“ nach Tahiti, wo er eine Postlinie zwischen den Inseln eröffnen wollte. In späteren Jahren lebte Hayden monateweise auf europäischen Flüssen, wo ihn 1981 der Autor und Filmemacher Wolf-Eckart Bühler aufspürte. So folgerichtig wie die Kompassnadel zum Pol zeigt, so richtig und sinnig ist es auch, dass Sterling Hayden und Wolf-Eckart Bühler zusammengekommen sind.

Der Münchner Filmregisseur, seit über 40 Jahren in Schwabing wohnhaft, war bereits in jungen Jahren viel herumgekommen, mit großer Neugier auf die Welt. Er hatte Theaterwissenschaft und Philosophie studiert und war ab 1972 er Redakteur der Zeitschrift Filmkritik. Bühler schrieb über Filme mit Herz und Verstand – ziemlich scharfem Verstand – und mit dialektisch geschultem Blick. Legendär sind seine Hefte über John Ford, Howard Hawks oder Piratenfilme, das mit Felix Hofmann entstandene Heft über Polizei, sein Text „Tod und Mathematik“ über Irving Lerner. Dessen MURDER BY CONTRACT war ihm Anlass für eine weit über diesen Film Noir hinausreichende Analyse. Bühler (mit dem Kürzel WEB in der Filmkritik) interessierte sich für die dunkle Seite Amerikas, für die Zeit der Hexenjagd in Hollywood, der Blacklist und der Berufsverbote. Er wurde zu einem Advokaten der Gegengeschichte, sein „Naming Names“ galt den Vergessenen und Verfemten.

Für Werner Dütsch vom Westdeutschen Rundfunk, der Bühlers Texte schätzte und ihn als Filmautor gewinnen konnte, entstanden FILME FÜR EINE ANDERES AMERIKA (1980) über den alten, völlig unbekannten amerikanischen Marxisten und Dokumentarfilmer Leo Hurwitz und INNERE SICHERHEIT (1981) über Abraham Polonsky, vom FBI-Chef J. Edgar Hoover als „the most dangerous citizen“ stigmatisiert und ebenfalls auf Hollywoods Blacklist gesetzt. Beide Fernsehdokumentationen sind Musterbeispiele dessen, was die Dritten Fernsehprogramme einmal geleistet haben. Beide sind sie Prototypen, Bausteine eines kritischen Gedächtnisses, das die Zeiten zu überdauern vermag. So wie übrigens Bühlers Filmkritik-Texte immer noch eminent lesbar sind. Werner Dütsch ist jetzt gerade im Dezember 2018 gestorben (Nachruf von Daniel Kothenschulte hier: Die Filmkunst als Lebensmittel).

Anfang der 1980er Jahre arbeitete Bühler an einem Buch über das „Komitee gegen un-amerikanische Umtriebe“, ebenso wenig vollendet wie das epochale über „Marx & Amerika“. Aus dieser Beschäftigung aber entstand ein Interesse an Sterling Hayden und an dessen Autobiographie „Wanderer“. Bühler fand das Buch so aufregend, dass er daraus seinen Film DER HAVARIST (1983) entwickelte. Konzept und Drehbuch sahen vor, Haydens Stimme so ernst zu nehmen wie Straub & Huillet ihren Pavese oder die griechischen Klassiker – so groß ist tatsächlich ja auch das darin aufgewühlte Lebensdrama. Bühler war klar, dass er Hayden persönlich überzeugen musste. Ihn aufzuspüren, dauerte beinahe ein Jahr. Hayden ankerte mit seiner alten holländischen Barkasse auf der Doubs bei Besançon. Er las das Skript, war begeistert, schenkte Bühler die Rechte, meinte dann am zweiten Abend, wie schade es doch sei, dass niemand ihr Treffen in Bild und Ton festhalten würde. Binnen weniger Tage organisierte Bühler ein Team, das die Gagen zurückstellte, war eine Woche später zurück.

Bühler hatte Geld für fünf Drehtage. Jede Minute davon war Hayden besoffen oder bekifft, aber redet im Film mit der Klarheit eines Erzengels. Unglaublich, wie er da sitzt mit gewaltigem Bart und wilder Mähne, wettergegerbt, barfuß, zugedröhnt. Ein König ohne Land und Untertanen. Eine Shakespeare-Gestalt. Ein Träumer und Denker, ein manchmal flammender Prophet. „Pharos of Chaos“, Leuchtturm des Chaos, der Titel eines unvollendet gebliebenen Hayden-Buches, gab dem aufwühlenden Dokumentarfilm den Namen. Hayden sah sich den Film ein Jahr später an, alleine in einem Kino, schwieg lange im Restaurant, wo er sich mit dem Regisseur traf, meinte dann, der Film sei gut, richtig gut und wahrhaftig, nie mehr in seinem Leben aber wolle er ihn sehen, sich auf solche Weise begegnen müssen, derart auf dem Boden der Existenz.

Hayden 29541306_1939429106069601_4047238109074242498_nAuch der DER HAVARIST war ein Low-Budget-Film, produziert im Herbst des Neuen Deutschen Films, als das Autoren- durch das Produzentenkino verdrängt wurde. Bühler wollte aus Haydens Drama kein Rührstück machen. Heute darin noch beklemmend: die ebenso wörtlich übernommene szenische Inszenierung von Haydens Aussage vor dem HUAC-Komitee. DER HARVARIST ist ein politischer Film – heute sogar mehr denn je. „Haydens Geschichte soll der Anlass sein, uns selber in Frage zu stellen“, meinte Bühler, der die Hauptrolle dreifach besetzte: mit dem damals umstrittenen Burkhard Driest (dialogische Ebene), mit dem bekennenden DKP-Mitglied Hannes Wader (erzählerische Ebene) und mit Rüdiger Vogler (monologisch und reflektierend). Hannes Wader in der Zeit der Berufsverbote vor die Kamera zu holen, war ein politisches Statement.

Seltsam schlafwandlerisch ging Hayden oft durch seine Filme, cooler noch und distanzierter als Robert Mitchum. Die Augen, ohnehin für einen Mann seiner Größe zu klein, waren oft in unerreichbare Ferne gerichtet. Eine tiefe Heimatlosigkeit zeichnete ihn, seine Körperlichkeit und Kraft standen dazu in eigentümlichem Kontrast. »Das ist eine Menge Mann, die du in diesen Stiefeln herumträgst, Fremder« sagt John Carradine zu ihm in JOHNNY GUITAR. Und dennoch ist dieser Mann tief verletzlich und verwundbar. Wenn man die Filme von Wolf-Eckart Bühler kennt, weiß man, warum.

Alf Mayer

Der Text basiert auf einem Artikel aus der Zeitschrift „Mare“ (Nr. 116, Juni/Juli 2016), ergänzt um Teile eines Essays aus dem Progammheft Nr. 29 (September 2015) des Filmmuseums München.

c WEB im ArsenalAus einem Interview mit Wolf-Eckart Bühler

Frage: Wie kam der LEUCHTTURM zustande? Das war auch Ihr erster Film als Produzent.

Ich arbeitete damals an einem Buch über das „Komitee gegen unamerikanische Umtriebe“. Aus dem Buch ist dann nichts geworden, aber daraus entstand die Idee für DER HAVARIST. Das Script zu DER HAVARIST wiederum basierte auf Sterling Haydens Buch „Wanderer“, also brauchte ich die Rechte. Da sich sogar Hollywood mehrfach für eine Verfilmung interessiert hatte, u.a. mit Robert Redford als Hayden, war mir klar, dass ich keine offiziellen Wege gehen, sondern nur Hayden persönlich überzeugen konnte.

Nach fast einem Jahr gelang es mir endlich, ihn zu treffen. Er las das Script, war begeistert und schenkte mir die Rechte. Auf der Rückfahrt nach München – ich hatte einige Tage mit Hayden auf seinem Flussboot in der Nähe von Besançon verbracht – kam mir die Idee, zunächst einmal mit ihm selbst zu drehen. Da er die Absicht hatte, bald wieder nach Amerika zurückzugehen, und natürlich keine Aussicht bestand, in der kurzen Zeit irgendwo Geld auftreiben zu können, habe ich mir einfach etwas privat geliehen. Eine Woche später haben wir schon gedreht.

Die Hayden-Filme auf DVD in der edition filmmuseumLeuchtturm des Chaos (Pharos of Chaos) & Der Havarist. Edition Filmmuseum 113, Doppel-DVD, Laufzeit: 255 Min., Booklet: 16 Seiten. Preis: 29,95 Euro. Inhalt: Leuchtturm des Chaos (1983) / Vor Anker, Land unter. Ein Film mit Sterling Hayden (1982) / Der Havarist (1984) / Alternativer Filmanfang Der Havarist (1984). Herausgeber: Filmmuseum München, DVD-Authoring: Tobias Dressel, Gunther Bittmann, DVD-Supervision: Stefan Drössler.

Leuchtturm des Chaos (Pharos of Chaos) ‒ BRD 1983 ‒ Drehbuch, Regie und Produktion: Wolf-Eckart Bühler  ‒ Kamera: Bernd Fiedler ‒ Mit: Sterling Hayden ‒ Premiere: 22. Februar 1983 (Berlinale, Internationales Forum des Jungen Films)

Der Havarist ‒ BRD 1984 ‒ Drehbuch und Regie: Wolf-Eckart Bühler, nach »Wanderer« von Sterling Hayden ‒ Kamera: Pater Gauhe ‒ Musik: Konstantin Wecker ‒ Darsteller: Burkhard Driest, Rüdiger Vogler, Hannes Wader, Hans Michael Rehberg, Edgar Selge, Donald Arthur, Kent Doering, Klaus Emmerich, Kristina Van Eyck, Roger Fritz, Wolf Heckmann, Michael Krüger, Imo Moszkowicz, Martin Moszkowitz, Hans Noever, Enno Patalas, Hans Günther Pflaum, Dieter Schidor, Klaus Schreyer, Lauren Straub, Susanne Winter, Gerd Adam, Paul B. Kleiser ‒ Produktion: Red Harvest Film Wolf-Eckart Bühler / Starfilm Martin Moszkowicz ‒ Premiere: 27. Juni 1984 (Filmfest München)

9781496816979Alf Mayer in CrimeMag zur (bisher weltweit einzigen) Sterling-Hayden-Retrospektive im Filmmuseum München: Ein Mann im Kampf mit sich selbst.

PS. Leider nur einen Nachsatz wert ist das Buch „Sterling Hayden’s Wars“ von Lee Mandel (Mississippi University Press, 2018; 368 pages, 21 b&w illustrations, $ 35). Der Autor ist ein Marinearzt im Ruhestand, hat über die Gesundheitsgeschichte von John F. Kennedy geschrieben und war damit zweimal auf dem History Channel.
Wer sich für die Militärgeschichte Haydens interessiert – durchaus interessant ja seine Partisanen-Unterstützung in der Adria – erfährt hier viele Details, begegnet aber dabei einem ziemlich spießigen Blick auf die Exzesse eines ruhelosen Schauspielers. Hayden sei wohl im Krieg mit sich selbst gelegen, ruft Lee Mandel den von ihm ziemlich unverstanden Wolf-Eckart Bühler als Kronzeugen an. Aber da ist das Original – und sind die Filme – weit besser.
Nisbet_Welcome to Frankfurt ResizedJim Nisbet, dem ich auf der Buchmesse die DVD gab, weil er es gewesen war, der vor Jahren bei mir das Interesse geweckt hatte, mich mit Hayden zu beschäftigen (siehe hier im CrimeMag Oktober 2013), reagierte einige Wochen später mit einer Mail voll frenetischem Lobs für Bühler. „Fucking great movies!“ Nisbet, der in Sausalito wohnt, dem früheren Wohnsitz von Sterling Hayden, hatte lange Jahre sein Boot neben dem von Dana Hayden liegen, Sterlings Sohn, kannte auch den Vater, hatte nächtelang seinen Geschichten zugehört. „Was für ein Mann! Was für Geschichten! Nie wieder in meinem Leben wird mir so etwas begegnen“, meinte er zu mir. – AM

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