Wolfgang Brylla Tag

Wolfgang Brylla: Mordi et orbi Ist jemand auf verbalen Krawall aus, der sollte es versuchen, Thomas mit „Krimi-Papst“ anzusprechen. Den religiösen Vergleich hört er nicht so gerne, denn das Päpstliche hat schon was mit diktatorisch-ideologischer Brechstange-Rhetorik zu tun. Thomas ist auf keinen Fall ein orthodoxer Eremit, der auf Teufel komm raus seine Weltsicht (auf die Kriminalliteratur) durchzusetzen beabsichtigt. Auf der Mainstream-Welle mit zu schwimmen, ist seine Sache nicht. Seine Meinung verteidigt er argumentativ, kann austeilen, aber auch einstecken, hört immer zu. Dies alles mit dem Ziel, nicht nur für dieRead More
Wolfgang Brylla: Erweiterung in alle Himmelsrichtungen Vor einigen Jahren versuchte Stewart King, der sich in der Kriminalliteraturbranche als Experte für den spanischen bzw. lateinamerikanischen Kriminalroman einen Namen machte, auch die sich wenig für unsere Lieblingsgattung begeisternden akademischen Zeitgenossen von der Wichtigkeit der crime fiction studies zu überzeugen. Man solle die Forschung denationalisieren – so ungefähr lautete Kings Credo, der damit im Zeitalter der Globalisierung offene Türen einrannte. Seit seinem Plädoyer für das Krimigenre hat sich die Welt ‚da draußen‘ massiv verändert. Klimakrise, Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt bestimmen zur Zeit die Schlagzeilen undRead More
Ulrich Baron: Stairway to heaven In Zeiten Masken und der häuslichen Isolation habe ich den Reiz des tschechoslowakischen Animationsfilms wiederentdeckt und das anhand der zahlreichen Episoden um die unzertrennlichen Freunde und unerschrockenen Bastler „Pat a Mat“, die 1976 vom Prager Regisseur Lubomír Beneš (1935-1995) per Stop-Motion-Technik ins Leben gerufen wurden. Die beiden sind Nachbarn, Mützenträger und im Original etwa handspannengroß. Mit ihren Holzköpfen samt aufgemalten Gesichtern, den unter Pullovern verborgenen Pfeifenreinigerarmen und den vierfingrigen Händen sind sie weit entfernt von dem Realismus heutiger Animationstechniken, doch was Ausdrucksfähigkeit und subtile EleganzRead More
Alex Beer –Peter Blauner (in English) –William Boyle (e) –Wolfgang Brylla –James Lee Burke (e) –Alan Carter (e) –Andrew Cartmel (e) – Alex Beer: 2020 – eine Ehrenrettung Ich kann mich an kein Jahr erinnern, das so verteufelt und gescholten wurde, wie das vergangene. Das böse C-Wort war omnipräsent und hat neue Sorgen, Regeln und Alltagsbegriffe mit sich gebracht (ich sag nur Aerosole, Lockdown, Triage, exponentielles Wachstum, Reproduktionszahl …) Wir alle mussten Kontakte einschränken, wichtige Termine absagen und auch sonst viel zurückstecken – und doch hatte dieses sonderbare, außergewöhnliche JahrRead More

Posted On Juni 1, 2020By Thomas WoertcheIn Crimemag, CrimeMag Juni 2020

Thomas Wörtche: Eric Ambler

Sprengfallen Eric Ambler und die Poetik des Pragmatischen – von Thomas Wörtche Willkommen in der vieldeutigen Welt von Eric Ambler! Den ersten seiner 18 Romane, die allesamt Schubladendenken über Polit-Thriller, Spionageromane und andere Kategorien ins definitorische Delirium treiben, hat er 1936 veröffentlicht. Den bisher letzten 1981 – und diese 18 Romane reichen aus, um ihn zu einer zentralen Gestalt des 20. Jahrhunderts zu machen.  Das ist er nicht nur, weil er den sogenannten Polit-Thriller nach den eher rustikalen Anfängen von Erskine Childers, William LeQueux oder John Buchan (der übrigens raffinierter ist,Read More