Geschrieben am 2. August 2024 von für Crimemag, Litmag, Special Thomas Wörtche, Thomas Wörtche

Hartmut Andryzuk, Friedrich Ani, Max Annas, Garry Disher, Christian Dittus, Candice Fox

© Hartmut Andryzuk, Hybriden-Verlag, für TW

Zwei Zeichnungen für Thomas, mit herzlichem Glückwunsch zum Geburtstag – Hartmut Andryzuk.

Siehe auch bei Gang 13, Rainer Nitsche & Gudrun Fröba:
Geheimoperation TW »Papa di crimine« Fiera del libro,  Francoforte Ottobre 2024

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Friedrich Ani: Wörtche, der Eroberer

Fast alles, was ich über das geheime Wesen der Kriminalliteratur weiß (oder zu wissen glaube), lernte ich aus Texten eines unfassbar belesenen Kritikers namens Thomas Wörtche. Nach zwei Jahrzehnten produktiver Irrfahrten hatte ich endlich das mir angemessene Genre gefunden, und kaum waren zwei Kriminalromane von mir erschienen, stieß ich – als Autodidakt auf meinem vierten oder fünften Bildungsweg – auf Wörtche, den Eroberer. Ein Herausgeber und Programmmacher, wie ich schnell lernte, dessen Hingabe der internationalen Kriminalliteratur galt. Sein Ziel: Das deutsche Publikum aus dem verlogenen Derrick-Universum zu verscheuchen und völlig neue Welten zu entdecken, in denen Mord und Totschlag keine Spielwiesen sind, sondern blutiger Ernst, und das Polizeisystem nicht aus guten Onkeln und Tanten besteht, sondern aus Typen, die in der Tiefe ihrer Seele so unberechenbar sind wie wir alle.

Thomas Wörtche hat durch die von ihm initiierten Übersetzungen der Kriminalliteratur im deutschsprachigen Raum unbekannte, teils atemberaubende Kontinente erschlossen – durchweg Glücksfälle für Leser- und Autorenschaft gleichermaßen.

Lieber Thomas, zum 70. wünsche ich Dir von Herzen – neben Gesundheit und Lebensfreude – weiterhin unbändige Neugier und ungebrochenen Publikationsfuror. Die Welt der Bücher ist besser mit Dir darin!

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Max Annas: 3 x 3

Es wäre nun einfach zu sagen, dass es da ein Vorher und ein Nachher gegeben hat. Doch mehr war es ein Übergang. Der Viel-, Dauer-, und Allesleser in mir mit so vielen Büchern und Texten, die  lebensschüttelnd und existenzverändernd waren (der Mühsam!, die Lasker-Schüler!, der Diderot!) hat langsam, Schritt für Schritt und vielleicht eben Trilogie für Trilogie entdeckt und begriffen, dass Genreliteratur den einzigen und letzten Ausweg im Leben darstellt. Die drei Trilogien aus dem Unionsverlag sind Schuld – und damit Thomas Wörtche, der die Metro-Reihe im Unionsverlag herausgegeben hat.

Die Rede ist natürlich von Jean-Claude Izzo, Yasmina Khadra (vorher schon bei Haymon) und Celil Oker. Marseille, Algier, Istanbul. Romantischer hier, brachialer dort, verspielter am Bosporus war den Romanen dieser drei Autoren doch vieles gemeinsam – nicht zuletzt das tiefe Misstrauen gegenüber den bewaffneten Organen dieser so unterschiedlichen Metropolen und Länder. Der Dauerleser und Immerschreiber in mir wusste noch nicht so ganz, dass dieser Übergang dann auch dazu führen sollte, Genre als Vorlage zu nutzen für die eigene Produktion von Fiktion. Alle anderen Wege erscheinen arg sinnlos.

Auch dafür danke an Thomas – und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Anm. d. Red.: Erschienen im Januar 2024: »Berlin, Siegesallee«. Im Januar 2025 dann in der Edition TW »Tanz im Dunkel«. Max Annas bei uns hier.

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Garry Disher: A tribute

I owe a huge debt of gratitude to Thomas Wörtche for extending the reach of my fiction into Germany after Frank Nowatzki had so successfully introduced my Wyatt novels to German readers.  Thomas took on many of my novels when he was with Unionsverlag, greatly increasing my readership and bringing me critical attention and several festival invitations. 

                  I have made four author tours of Germany to date, with Thomas accompanying me on the first two.  He was great company, especially as we travelled by train from city to city.  He has a crafty sense of humour, a wide-ranging knowledge of all fiction, not only crime, and a finely-developed sense of outrage at most politicians and governments.  I especially value the conversations we had about our respective fathers’ Second World War experiences.

                  Happy 70th birthday, Thomas, and long may your thoughts and words flow well.

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Lieber TW

Es gibt ein paar Qualitäten, die ich an Bücher- und Programmmachern besonders schätze: Ein schnelles und sicheres Urteil, Unbestechlichkeit und Prinzipientreue (keine Wiederentdeckungen, seufz), und vor allem Unabhängigkeit im Denken und Entscheiden. All diese Eigenschaften vereinigen Sie perfekt. Wenn ich Ihnen ein Manuskript schicke, schauen Sie nicht zuerst auf GfK- oder andere Zahlen, sondern fangen an zu lesen. Und wenn Sie von der Qualität überzeugt sind, brauchen Sie keine weiteren Argumente. Denn ein gutes Buch ist ein gutes Buch ist ein gutes Buch. Und wo «Herausgegeben von Thomas Wörtche» als seal of approval draufsteht, ist ein solches in jedem Fall drin.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Ihr Christian Dittus

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Candice Fox:

Thomas Wortche is the godfather of crime, and to have someone believe in my work for this long is a true gift to me. He has pioneered the work of myself and people like Garry Disher in Germany, and given me unforgettable times in that country over the years. I am so blessed to have someone like Thomas in my life. Here’s to seventy more years of him!

Candice 

– siehe auch »Warum Candice?«, ein Interview von Ulrich Noller mit TW in diesem Special hier nebenan. Und vom April 2016 »Sydney, rabenschwarz« von Alf Mayer, der damals die Autorin in Sydney besuchte. In der Edition TW bei Suhrkamp sind bisher neun Romane von ihr erschienen, weitere zwei sind angekündigt.

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