Geschrieben am 1. April 2024 von für Crimemag, CrimeMag April 2024

Schatzsuche April 2024 – Lesestoff

Eine Vielzahl von Krimi-Neuheiten …

… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. 

Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. 

CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe der befreundeten Buchhandlungen

Chatwins (Berlin), 
Wendeltreppe (Frankfurt)
und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg)

auf interessante Neuerscheinungen hin. 

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Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokalen Buchhandlungen besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. Man kann das nicht oft genug sagen – und tun.

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Claudia Denker vom Chatwins pausiert diesen Monat.

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Die Redaktion springt ein. Sonja Hartl und Alf Mayer haben im Visier:

Lavie Tidhar: Maror. Übersetzt von Conny Lösch. Suhrkamp 2024. 640 Seiten, Hardcover, 22 Euro.

(AM) Darauf warte ich schon, es könnte der Kriminalroman des Jahres werden. Welch ein Brett, dieser von Thomas Wörtche herausgegebene Staats-Noir mit dem Titel Maror. Das Magnum Opus des in einem Kibbuz geborenen Lavie Tidhar (Jahrgang 1976) ist ein Ausnahme-Buch, wird Wellen schlagen, schrieb ich im Oktober 2022 in einer Vorauskritik: „Nun also der Gründungsmythos Israels neu verhandelt, so etwas wie dessen Subgeschichte – „a true story, alles davon wahr“ – episch über vier Jahrzehnte erzählt. Nation building als lupenreiner Noir. Wer einen Staat baut, kommt an Opfern, Bomben und Verbrechen nicht vorbei, braucht auch Diebe, Prostituierte, Polizisten. Im Mittelpunkt zwei Cops, der eine korrupt und drogensüchtig, der andere, Inspector Cohen, so etwas wie der „Hohe Priester Israels“, gerne aus der Bibel zitierend. Beide bewegen sich in einer Unterwelt, in der Gier und Kontrollwut alle Ideologien übertrumpfen und Idealisten gar vielleicht die Schlimmsten sind. Selten, dass ein Buch mir Echos von Hammetts „Roter Ernte“ und Jerome Charyns Isaac Sidel zugleich evoziert.“

Ryu Murakami: Superhits der Shōwa-Ära. Übersetzt von Jan Manus Leupert. Septime Verlag 2024. 26 Euro.

(SH) In einigen Teilen unserer Redaktion ist Ryu Murakami auch einfach „der bessere Murakami“ – und alleine die Handlungszusammenfassung seines neues Romans klingt danach, dass er entweder großartig oder fürchterlich ist: „Sechs junge Männer ohne Ambitionen, sechs alleinstehende Frauen, die alle Midori heißen, und eine gemeinsame Leidenschaft: Karaoke! Doch was, wenn eine Fehde zwischen den beiden Gruppen eskaliert und in einen regelrechten Krieg ausufert?“ (Quelle: Septime Verlag) Wir sind gespannt! 

Joyce Carol Oates: Babysitter. Übersetzt Silvia Morawetz. Ecco Verlag 2024. 624 Seiten. 24 Euro. 

(SH) Eigentlich müssen wir Bücher von Joyce Carol Oates nicht mehr besonders empfehlen – aber mit „Babysitter“ wagt sich die 1938 geborene US-Amerikanerin an eine Serienmörder-Geschichte: In den späten 1970er Jahren wird in Detroit ein Mörder unter dem Namen „Babysitter“ bekannt, der vor allem Jungen ermordet und anschließend ihre Leichen zur Schau stellt. Zur gleichen Zeit beginnt die fast 40-jährige Hausfrau und Mutter Hannah eine Affäre mit einem Mann, den sie nur unter dem Namen Y.K. kennt. Aber mit ihm scheint auch der „Babysitter“ immer näher in die wohlhabende weiße Abgeschiedenheit von Hannahs Vorort zu kommen … (Kritik im nächsten CrimeMag) 

Attica Locke: Bluebird, Bluebird. Übersetzt von Susanna Mende. Unionsverlag 2024. 336 Seiten, broschiert, 14 Euro.

(AM)Wir Rezensenten kümmern uns viel zu oft nur um die Hardcover-Ausgaben von Büchern. Logisch, damit gehen Verlage zuerst auf den Markt. Aber es gibt auch eine ganze große Taschenbuchwelt dort draußen – und unser aller Lesekarrieren, gerade im Krimibereich, haben mit Taschenbüchern angefangen. Also weisen wir von nun an hier auch auf Taschenbuchausgaben hin. Und gleich mit einem schönen Exemplar. Der Unionsverlag bringt in Kooperation mit dem Polar Verlag, das die Hardcover hatte, Attica Lockes Bücher im Taschenbuch heraus. Mehr zu „Bluebird, Bluebird“ aus diesem Anlass hier neben an in dieser Ausgabe.

Tony Hillerman: Blinde Augen. Ein Fall für die Navajo-Police (2). Übersetzt von Friedrich A. Hofschuster. Unionsverlag, Zürich 2023. 272 Seiten, 14 Euro.

Noch einmal der Unionsverlag. Schon vor einem Jahr beschäftigte sich Joachim Feldmann bei uns mit dem der frohen Botschaft, dass dort die Romane von Tony Hillerman neu aufgelegt werden (sein Text über „über ein schwieriger gewordenes Terrain“ bei uns hier). Joachim Feldmann empfiehlt besonders Fall 2 der Navajo-Police, „Blinde Augen“. Und es wartet ein ganzes Monument Valley dort draußen auf Sie.

Friedrich Ani: Lichtjahre im Dunkeln. Suhrkamp 2024. 448 Seiten, 25 Euro.

Eine kleine Sensation – in dieser Ausgabe von Frank Rumpel gewürdigt – : ein neuer Roman mit Friedrich Anis wunderbarer Ermittlerfigur Tibor Süden. Sehr verdienstvoll und schön ist es, dass der Suhrkamp Verlag die Tibor-Süden-Reihe im Taschenbuch wieder auflegt. Hier der Link

Jutta Wilkesmann und Hildegard Gansmüller, Wendeltreppe, Frankfurt:

Bei strahlendem Sonnenschein ebenso sonnige Grüße aus der Wendeltreppe:

Alex Beer: Felix Bloom. Der Häftling aus Moabit (Limes)

Anjali Deshpande: Mord (Draupadi, übersetzt von Almuth Degener)

Ulf Kvensler: Der Ausflug (Penguin)

Beate Maly: Mord in der Wiener Werkstätte (Emons)

Eric Berg: Roter Sand (Limes)

Louise Penny: Ein sicheres Zuhause (Kampa, Ü: Andrea Stumpf).

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Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg:

Folgende Krimilektüre habe ich in meinem Osternest gefunden:

– Friedrich Ani, Lichtjahre im Dunkel, Suhrkamp 2024, 447 S., 25 Euro: Die Tabor-Süden-Romane waren auch schon mal dünner. Aber die knapp 500 Seiten dieses „Kneipen-Noirs“ lohnen sich unbedingt! – In dieser Ausgabe von Frank Rumpel besprochen, d. Red.

– Danya Kukafka, Notizen zu einer Hinrichtung (Ü: Andrea O’Brien), Blumenbar 2024, 348 S., 22 Euro: Ein Serienkiller-Roman 4.0. Die Autorin stellt sich konsequent auf die Seite der Frauen, reduziert sie nicht als Opfer und zeigt den Täter in seiner ganzen selbstgerechten Mittelmäßigkeit. – Hier bei uns von Tobias Gohlis und von Hanspeter Eggenberger besprochen, d. Red.

– Christine Lehmann, Alles nicht echt, Argument 2024, 334 S., 16 Euro: Die Lisa-Nerz-Reihe geht weiter. Ermittlungen undercover in einem Sender. Lecks, Leichen und Lügen. Ein Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft.

– Daria Shualy, Lockvogel (Ü: Ruth Achlama), Kein & Aber 2024, 429 S., 24 Euro: Eine neue Stimme aus Israel. Privatdetektivin Masi Morris stellt sich den Reichen, Mächtigen und Korrupten in Tel Aviv entgegen. – In dieser Ausgabe von Alf Mayer bei den Bloody Chops besprochen, die Red.

Möge euch allen die Sonne scheinen!
Torsten Meinicke

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