Geschrieben am 2. August 2024 von für Crimemag, Litmag, Special Thomas Wörtche, Thomas Wörtche

Peter Torberg, Jochen Vogt, David Whish-Wilson, Matthias Wittekindt, Mike Wuliger

Peter Torberg: Glücklich im Fahrwasser

Du meine Güte, wie gratuliert man dem Krimi-Papst?

Nun, gewiss nicht, indem man sich ihm zu Füßen wirft und lobhudelt, dass es nur so eine Art hat. Das sei den Kolumnisten vorbehalten, die so etwas in der Schublade liegen haben und die Versatzstücke jederzeit zu den entsprechenden „runden“ Geburtstagen zu Hymnen zusammenschustern … und sich eigentlich nur selbst loben.

Und auch nicht, indem man jetzt lang und breit erklärt, wie TW zu seinem Ruhm kam: Durch fleißiges, beharrliches, belesenes Kärrnern auf den Äckern der Literatur, durch genauestes Beobachten der literarischen Szene jenseits aller Klischees und Kategorien, durch feingeistige Bonmots ebenso wie durch knallharte Ansagen in seinen Rezensionen, Besprechungen und Interviews. 

Nein, nein, das muss man alles gar nicht erwähnen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er den Titel des Papstes wahrscheinlich hasst. Obwohl … wenn man so über die Frankfurter Buchmesse geht und die hochgewachsene Gestalt mit dem nun weißen Haupt über der Menge herausragen sieht … nein, lassen wir das mit dem Papst.

Also, wie gratulieren?
Ach, ganz einfach: Lieber Thomas, sei herzlich gegrüßt und beglückwünscht von einem Deiner Bewunderer, der sich glücklich schätzt, in deinem Fahrwasser rudern zu können. Danke für all Deine Arbeit! Alles Gute, Gesundheit und noch viele gute Jahre!

Dein Wörterdieb

Peter Torberg
… der unter anderem Garry Disher übersetzt, seit »Flugrausch« – d. Red.

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Thomas Wörtche und Jochen Vogt © Tobias Gohlis

Jochen Vogt: Thomas Wörtche 70

Wenn man ehrlich ist, mein lieber Jubilar, haben wir uns viel zu selten getroffen: Ein oder zwei Mal ausgerechnet in der Evangelischen Akademie (!) in Villigst, später im Brechthaus zu Berlin: „Krimis machen“, sodann an dieser Bushaltestelle im brandenburgischen Ödland, wo wir auf den Transport zum Schlösschen – wie hieß es denn gleich? – warteten und dank des
grobmaschigen ÖVPs ausreichend Zeit für ein tiefgründiges Gespräch fanden. Und natürlich auch einmal in Deiner Bücherhöhle in Charlottenburg, wo ich Dir wohl einen pädagogischen Aufsatz über die internationale Krimiszene abschwatzen konnte, nebst wechselseitiger Herzensausschüttung beim anschließenden Rotwein.

Also: Eine schmale, aber offenbar ausreichende Basis für die virtuelle Dauerpräsenz von THOMAS WÖRTCHE in meinem eigenen, sehr viel bescheideneren Krimi-Studierzimmer.

Wobei er sogar in dreifacher, fast schon mephistophelischen Gestalt auftritt: als Wörtche, der profunde KENNER, als Wörtche, der unbestechliche, manchmal gar polemische KRITIKER und schließlich – derzeit vor allem – Wörtche als äußerst produktiver MACHER, mit dessen Output man als einfacher Krimifreund überhaupt nicht Schritt halten kann.

Insofern kann man Dir an diesem Deinem Ehrentag nur zurufen: Carry On! Um Deine fortdauernde Produktivität und Meinungsstärke (unter Umständen auch: Streitlust) müssen sich Deine Fans gewiss keine Sorgen machen. Wenn ich Dir aber, lieber Thomas, unter dem Schutzschirm der Seniorität einen Rat geben darf, dann lautet er: Geh frohgemut ins Neue Lebensjahrzehnt – es wird gar nicht so schlimm!

Mit allen üblichen Glückwünschen grüßt Dich Dein badischer Landsmann,
der alte krimivogt

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David Whish-Wilson, from down under

Happy birthday Thomas Wörtche, all the way from Australia. The fact that you have a birthday wish coming from such a long way is I hope an indication of the reach of your impact and influence on the lives of writers around the world, and your role in publishing some of my Frank Swann novels is of course much appreciated.

What I appreciated about the process wasn’t just the formal side of things, however, but what I got to know about you through our conversations on Facebook messenger, where it became clear that like me, you’d had significant adventures while travelling and working when younger, and they brought a smile to my face and were great context in getting to know you better as both a ‘man of letters’, but also what we call here in Australia, with the greatest of affection, a ‘character’.

You always struck me as someone I’d like one day to sit down with and share stories over a few whiskies – something that I hope we get to do someday. In the meantime, I hope you have a great day as a worthy celebration of your life so far, and the life to come.

Cheers

Dave

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Matthias Wittekindt: Hat auch Vorteile

Lieber Thomas, auch von mir die besten Wünsche zu deinem Siebzigsten und ein gutes Händchen bei dem, was so täglich reinflattert. Hoffe, dass wir uns weiterhin begegnen. Da und hier. Beim abweichenden Verhalten, auf der Buchmesse, bei einer Beratung oder einem Gedanken. Wenn’s denn so kommt auch mit gerunzelter Stirn.

Eine schöne Feier an diesem besonderen Tag wünsche ich dir natürlich auch, und … Sprach ich schon über die Vorteile eines langen, gesunden Lebens?

Matthias

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Mike Wuliger: Etwas, das mir viel bedeutet

Zu Thomas Wörtches Geburtstag wird viel die Rede sein von ihm als Autor, Kritiker und Herausgeber. Er wird gewürdigt werden als einer, der in Deutschland die Maßstäbe für Thriller-Literatur gesetzt hat. Zurecht.

Wahrscheinlich nicht erwähnt werden wird, weil wenig bekannt – und weil er kein Aufhebens darum macht – etwas, das mir viel bedeutet. Ich bin jüdisch. Und ich kenne Toms Sympathie für uns. Die rührt nicht her aus Philosemitismus, sondern aus einem klassischen linken (und in der heutigen Linken leider rar gewordenen) Grundinstinkt für das moralisch Richtige. Gerade seit dem 7. Oktober 2023 ist das, weil selten, so wertvoll.

Dafür Danke, lieber Tom. Masel und Broche! Bis 120!
– Mike Wuliger

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