Geschrieben am 2. August 2024 von für Crimemag, Litmag, Special Thomas Wörtche, Thomas Wörtche

Leonardo Padura, Andreas Pflüger, Thomas Przybilka

© Ivan Giménez/ Unionsverlag

Leonardo Padura: »Yo tengo una gran deuda de gratitud con Thomas«

Ich bin Thomas zu großem Dank verpflichtet. Er war es, der für einen in Deutschland unbekannten kubanischen Schriftstellers das Risiko einging, dessen erste Romane unter Vertrag zu nehmen. Das war, als er die Kriminalroman-Reihe des Unionsverlags konzipierte und koordinierte.

So öffnete sich jene besondere Tür, durch die ich nun all die Jahre  gegangen bin, mehr als zwanzig sind es inzwischen, in denen ich die große Genugtuung hatte, deutsche Leser zu gewinnen.

Thomas war aber nicht nur ein großartiger Lektor und Herausgeber, sondern immer auch ein Freund, dem meine Frau Lucia und ich große Zuneigung entgegenbringen und dem wir ein langes und produktives Leben wünschen – während er jetzt in die zweite Jugend von 70 eintritt.

Alles Gute!

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Andreas Pflüger: Thomas und ich

Lieber Thomas, du wirst siebzig? Ich halte das für Fake News. Manchmal denke ich an unsere erste Begegnung, als du die Berliner Buchpremiere von Endgültig moderiert hast. Es kamen sage und schreibe sieben Menschen, und vier davon waren von Suhrkamp. Damals hast du mich mit der Anekdote getröstet, dass bei der Uraufführung von Warten auf Godot drei Zuschauer im Theater waren, und einer davon sei Beckett gewesen.

Wenn ich heute in großen ausverkauften Sälen auftrete, bringt mich das immer noch zum Schmunzeln.

Im Laufe der Jahre sind wir beide Freunde geworden, und wenn wir uns auf ein Bier oder zwei treffen, reden wir am wenigsten über Romane oder das Geschäft. Das mag ich mit am meisten: dass man mit dir über griechische Philosophie, Mangas, Kriegsschiffe des 19. Jahrhunderts und koreanische Actionfilme quatschen kann. Manchmal im selben Satz.

TW, Bodo V. Hechelhammer und Andreas Pflüger vor dem BND in Berlin

Vor ein paar Jahren waren wir zusammen beim BND zu einer Podiumsveranstaltung vor Mitarbeitern eingeladen, und ich erinnere mich, wie wir von einem schwarzen SUV mit verspiegelten Scheiben zuhause abgeholt und dort in die Tiefgarage gefahren wurden. Hatten wir einen Spaß!

Ach, das wollte ich dir schon ewig mal sagen: Anna hat dir wahnsinnig gut getan, da hast du mal wieder was richtig gemacht. Wie schon oft in deinem Leben. Ich freu mich schon auf unser nächstes Bier.

Andreas Pflüger

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Thomas Przybilka: Ein lockerer Draht zu Thomas Wörtche

Mitte der 90er Jahre begann ich, mich in der Krimiszene umzuhören und umzutun. Die Gründung des Bonner Krimi Archivs Sekundärliteratur nahm Gestalt an und ich versuchte in eben dieser Krimiszene bekannt zu werden. Bei meinen Erkundungen fiel immer wieder und immer oft der Name Thomas Wörtche – ehrfurchtsvoll sprach man über diesen Literaturwissenschaftler, der für die Kriminalliteratur in Deutschland den Boden beackerte.

1989 nahm ich allen Mut zusammen, und schickte Thomas Wörtche meine erste Veröffentlichung – veröffentlicht als Typoskript – … mit einer Rückmeldung, positiv oder negativ, rechnete ich nicht. „Verachtet mir keine Bibliiographien […] [sie] bringen manche Untat als Licht“, so eröffnete Thomas Wörtche eine freundliche Rezension zu meiner Bibliographie zum „Frauenkrimi“ im „Krimi-Jahrbuch 1990“ (1990, Emons Verlag). Wow, kein Verriss sondern einem unbekannten Newcomer ein freundliches Schulterklopfen. Lieber Thomas, bis heute bin ich Dir für Deine Rezension dankbar. Der Satz „Verachtet mir keine Bibliographien …“ ist stets im Hinterkopf, wenn ich an einer Bibliographie arbeite oder eine neue beginne.

Im Herbst 1990, Thomas Wörtche war zusammen mit Manfred Drews auf Tour, um die erste Ausgabe von „underground – Das internationale Krimi-Magazin“ vorzustellen, traf ich ihn in der Frankfurter Krimibuchhandlung „Wendeltreppe“ zum ersten Mal. Die Begrüßung war herzlich und neben einer Tasse Kaffee bot er spontan das „Du“ an. Seitdem haben wir uns öfter auf Tagungen zur Kriminalliteratur gesehen und gesprochen. In unregelmäßigen Abständen haben wir Mail-Kontakt, aus Berlin stets mit einem „ever yours, TW“ beendet.

Lieber Thomas, zu Deinem 70sten Geburtstag gratuliere ich Dir von Herzen – und natürlich

ever yours, TP

Thomas Przybilka, BoKAS – Bonner Krimi Archiv Sekundärliteratur

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