Geschrieben am 2. Mai 2023 von für Crimemag, CrimeMag Mai 2023

Schatzsuche Mai 2023 – Lesestoff

Eine Vielzahl von Krimi-Neuheiten …

… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. 

Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. 

CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin. 

Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics und auch Podcasts geben Katrin Doerksen und Thomas Groh. (Der ist dies Mal in Festivalpause.)

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Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokalen Buchhandlungen besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. Man kann das nicht oft genug sagen – und tun.

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Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:

Der Kampa Verlag kündigt für diesen Monat schöne Neuauflagen an: Elmore Leonard: »Freaky Deaky« (deutsch von Uwe Anton) und Walter Mosley: »Teufel in Blau« (deutsch von Thomas Mohr), aber besonders neugierig bin ich auf den Roman »Kosmos« des polnischen Schriftstellers Witold Gombrowicz (deutsch von Olaf Kühl), natürlich kein klassischer Krimi, aber schön viel Irrsinn.

Noch nie etwas von S.A. Cosby gelesen, vielleicht sollte ich mal. Ich probiere es mit »My Darkest Prayer« (ars vivendi, deutsch von Jürgen Bürger). 

Seit einigen Jahren schon verkaufe ich gerne den Band »Berlin.Noir« (Hrsg. Thomas Wörtche, verschiedene sehr gute KrimiautorInnen), erschienen bei Culturbooks. Nun bekommen auch die Hamburger Buchhändler ihren Verschenktipp: »Hamburg. Noir« (Hrsg. Jan Karsten). 

Das Buch zum Thema ist natürlich die Suhrkamp-Neuerscheinung im Mai: »Komplizin« von Winnie M Li (deutsch von Stefan Lux), schmutzige Machenschaften in der Filmbranche, ein Tyrann, ein Investigativjournalist.

Erinnert uns an etwas. 

Aus der Abteilung »Kein Krimi – aber trotzdem«:

Ralf Rothmanns Notizen aus fünfzig Jahren: »Theorie des Regens« (Suhrkamp), erhellend wie Jules Renard »Nicht so laut, bitte!« (Tagebuch 1887-1909, Gatsby bei Kampa).

Und Ahne»Wie ich einmal lebte« (Voland & Quist) ist ein berührender, witziger autobiografischer Roman über eine Kindheit und Jugend in der DDR. Mich hat er ein wenig demütig gemacht.

Geheimtipp! Hinter Olga O´Groschen verbirgt sich ein bekannter und preisgekrönter Krimiautor. Vor dreißig Jahren erschienen, nun mit Nachwort neu bei Hirnkost: »Gebrauchsanweisung für Neukölln«. » … ein unerreichtes Meisterwerk westdeutscher Untergrundkultur« (Eberhard Seidel). Zum Schreien komisch. Hallo Johannes Groschupf! – Siehe auch in dieser Ausgabe hier nebenan, d. red.

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Jutta Wilkesmann und Hildegard Gansmüller, Wendeltreppe, Frankfurt:

Thorsten Schleif: Richter morden besser (Heyne)

Nevala & Karlsson: Zwielicht. Verrat (DuMont)

Stephan Pörrtner: Der Campingplatzkiller (Atlantis)

Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen (Beltz & Gelberg)

Sabine Kunz: Die Saubermacherin (Band 1) (Gmeiner)
Sabine Kunz: Wischen impossible (Band 2) (Gmeiner)

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Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg:

Hier meine Beute und meine Tipps von bereits lieferbaren Büchern:

– S. A. Cosby, My Darkest Prayer (Ü: Jürgen Bürger), ars vivendi 2023, 277 S., 24 Euro: Der Erstlingsroman des Autors, der es mit „Die Rache der Väter“ auf die „Summer-Reading-List“ von Barack Obama geschafft hat. Bestatter Nathan Waymaker geht mit Leichen um …

– Deepti Kapoor, Zeit der Schuld (Ü: Astrid Finke), Blessing 2023, 686 S., 28 Euro: Wäre dieser ausufernde Roman aus Indien nicht auf die Krimibestenliste eingestiegen, hätte ich ihn wahrscheinlich ignoriert. Das wäre ein Fehler gewesen, auch wenn der deutsche Titel öde ist und es ein paar Seiten weniger auch getan hätten.

– Kim Koplin, Die Guten und die Toten, Suhrkamp 2023, 255 S., 16 Euro: Ein geheimnisvolles Pseudonym. Wer ist er/sie/es? Groschupf auf Speed? Der Handlungsort Berlin, das Tempo und die Kiezkenntnis sprächen dafür. Kann mich bitte jemand aufklären? Auf alle Fälle ist es ein rasanter und cooler Krimi, der zum Finale hin noch Tarantino-mäßig Fahrt aufnimmt. – Siehe auch unsere Bloody Chops, d. red.

– Stefan Malthaner und Simon Teune (Hg.), Eskalation. G20 in Hamburg, Protest und Gewalt, Hamburger Edition 2023, 296 S., 25 Euro: Von Olaf Scholz als „Hafengeburtstag“ angekündigt, entpuppte sich der G-20-Gipfel im Sommer 2017 in Hamburg als Anschlag auf die Bürgerrechte. Dieser wissenschaftliche Sammelband arbeitet die Tage der Staatsgewalt und des Widerstands aus soziologischer und politikwissenschaftlicher Sicht auf. Ein Interview mit Jan Philipp Reemstma über den Gewaltbegriff inklusive.

Immer noch auf den Hamburger Frühling wartend,

Torsten Meinicke

Comic/Heimkino – von Katrin Doerksen und Thomas Groh

Blood of the Virgin von Sammy Harkham
Reprodukt, Hardcover, 296 Seiten, zweifarbig, bestellbar

Eines der Aufsehen erregendsten US-Comicdebüts der letzten Jahre, das uns geradewegs in die Niederungen Hollywoods führt: In den Siebziger Jahren versucht dort Seymour sich seinen Traum vom eigenen Horrorfilm zu erfüllen, während er sein Geld damit verdient Trailer für die Exploitationfilme anderer Leute zu schneiden. Niedrigschwelliger Cartoonstyle trifft auf Liebeserklärung an den Prozess des Filmemachens trifft auf tiefes Verständnis existenzieller Krisen. Ein instant classic.

Rampokan von Peter van Dongen
avant-verlag, Hardcover, 176 Seiten, vierfarbig, bestellbar 

Eine persönliche Spurensuche vor dem Hintergrund des niederländischen Versuchs, nach dem Zweiten Weltkrieg die Kontrolle in der ehemaligen Kolonie Indonesien wiederherzustellen. Dank der Ligne claire lässt die Assoziation nicht lange auf sich warten: Wer aus Tim & Struppi irgendwann herausgewachsen ist, kann es gern mit Rampokan versuchen. Die Gesamtausgabe liegt erstmals komplett in Farbe vor.

Unter rotem Staub von Jan Bauer
avant-verlag, Klappenbroschur, 256 Seiten, schwarzweiß, bestellbar

Über zehn Jahre besucht Jan Bauer immer wieder die Aboriginal-Community der Warlpiri im wüstenartigen Northern Territory Australiens und verwebt ihre Kulturgeschichte, aber auch ihre bis heute anhaltende Unterdrückung zu einer im besten Sinne neugierigen und gleichwohl sensiblen Comicreportage.

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