Geschrieben am 1. Juli 2021 von für Crimemag, CrimeMag Juli 2021

Fotografie & Reallife: Street Scenes – Street Crimes (34)

Liebes CrimeMag-Publikum,

Kriminalliteratur wurde früher gerne als „Asphalt-Literatur“ abgetan. Wir finden, dass das ein Adelstitel ist. Wir mögen Asphalt, wir mögen Großstadt, wir mögen Realität. Deswegen präsentieren wir Ihnen hier eine neue Rubrik, die jeden Monat Bilder des Fotografen Carsten Klindt und manchmal Texte der Polizistin Nadja Burkhardt kombiniert: Street Scenes und Street Crimes. Aus Realität wird Kunst in Bild und Wort, fragmentarisch und  kaleidoskopisch. Freuen Sie sich mit uns! Hier Auftritt Nr. 1Nr. 2, Nr. 3Nr.4Nr. 5, Nr.6, Nr.7, Nr. 8 und Nr.9, Nr. 10 und Nr. 11Nr. 12 und Nr. 13 und Nr. 14 und Nr. 15 und Nr. 16 und Nr. 17. Außerdem: Nr. 18Nr. 19Nr. 20Nr. 21,und Nr. 22 und Nr. 23 und Nr. 24 und Nr. 25 und Nr. 26 und Nr. 27 und Nr. 28 und Nr. 29 und Nr. 30 und Nr. 31 und Nr. 32 und Nr. 33

„St. Peter / Bourbon“ – New Orleans, 1993 – © Carsten Klindt

Street Scenes“ ist eine Serie des Berliner Fotografen Carsten Klindt, aus der wir jeden Monat ein Foto präsentieren. Auf der Website von Carsten Klindt können Sie einzelne Bilder auch käuflich erwerben. Seine Homepage hier.

STREET CRIMES

Nadja Burkhardt ist aus Überzeugung Street Cop in Berlin. Und sie hat ein Auge für den alltäglichen Wahnsinn. Denn der ist zwar manchmal kleinteilig und unspektakulär, bildet aber den Zustand unserer Gesellschaft präzise ab. Und Nadja Burkhardt weiß auch, dass vieles sehr, sehr komisch ist. Deswegen ab jetzt bei uns jeden Monat  STREET CRIMES – Miniaturen aus dem Irrsinn ohne Ende, komisch, tragisch, real life …

Wenn die Unfallbeteiligte plötzlich die Sachverhaltsschilderung mit dem Satz „Kleinen Moment bitte, ich stecke nur schnell einen Schnuller in den Mund!“ unterbricht, wirkt es gleich viel weniger skurril, wenn Du danach auch feststellst, dass noch ein Baby im Auto sitzt.

Heute morgen im Nachtdienst, ungefähr so: Kollegin kommt mir auf dem Flur der Wache entgegen, zeigt mit dem Finger auf mich.“Nadja!“

Flugs presse ich meinen Körper gegen die Wand in der Hoffnung, vielleicht doch dünn genug zu sein, um ihrem strengen Blick zu entgehen.

„NADJA! Wir MÜSSEN reden! Gestern! Das geht ja wohl mal gar nicht!!!“

In meinem Kopf: ICH WAR GESTERN TOTAL LIEB!!!
Ich stelle mich.

Kollegin: „Greys Anatomy! 16. Staffel! KAREV!!! Das ist doch unfassbar! Der hat doch Jo gerade erst geheiratet! Was für ein Arschloch!!!“

Meine Nackenmuskeln entspannen sich, auch das leichte Zittern verschwindet.
Ich: „Jaaaaaaaaa, der Hammer! Was für ein Drecksack!“
Puh.

„Mädels, bitte… das hier ist eine Polizeidienststelle. Geht bitte woanders Eure Pickel ausdrücken….“Unsere Wache hat verspiegelte Fenster.

Carsten Klindt wuchs an der Nordsee auf und ist ausgebildeter Werbefotograf. Er wohnt seit über 20 Jahren in Berlin, betrieb elf Jahre lang eine Bar in Kreuzberg und arbeitet als freischaffender Fotograf. Der Werbung hat er schon lange den Rücken gekehrt. Neben Fotografie sind Noirs der Filmgeschichte eine Leidenschaft. Und im Allgäu fotografiert er auch gerne…

Nadja Burkhardt: „Jahrgang 1978, seit 1996 bei der Berliner Polizei. Nach der Ausbildung 4,5 Jahre Hundertschaftsdienst, seither im Schichtdienst als Zweier-Streife aufm Funkwagen. Mittlerweile Polizeioberkommissarin (neulich befördert – herzliche Gratulation; d. Red.), nicht in Berlin geboren und aufgewachsen, aber definitiv ein Kind dieser Stadt. Mein Job ist gefährlich, nervenaufreibend und stressig. Und ich liebe ihn.

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