Geschrieben am 19. Mai 2012 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 8

Pick of the Week N° 8

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag jede Woche ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Chesterton. A Biography

Diese neu Biografie des großen britischen Schriftstellers G.K. Chesterton stützt sich unter anderem auf bis dato nicht veröffentlichte Briefe und Notizen des Schriftstellers. Ian Ker behandelt hier das intellektuelle und literarische Leben von Chesterton, untersucht Chestertons oft übersehene Arbeit(en) als Literaturkritiker und setzt sich mit der religiösen Entwicklung Chestertons und seiner späteren Rolle als Verfechter der römischen-katholischen Glaubenslehre im (anglikanischen) England auseinander.

Inhalt: The Early Years / Publishing and Engagement / Marriage and Fame / Controversy / Dickens / Orthodoxy, Shaw and Beaconsfield / Father Brown and the Marconi Scandal / The Victorian Compromise and Illness / War and Travel / America and Conversation / The Everlasting Man / Distributism and Apologetics / Rome and America Again / The Last Years.

Ian Ker: G.K. Chesterton. A Biography. 2011. 784 Seiten.17 s/w Illustrationen. Oxford University Press. 978-0-19-960128-8. £ 35,00.

John Dickson Carr’s „The Three Coffins“. A Hollow Victory?

1935 erschien in den USA John Dickson Carrs Kriminalroman „The Hollow Man“, die britische Ausgabe, ebenfalls 1935 erschienen, wurde unter dem Titel „The Three Coffins“ verkauft (dt. „Der Unsichtbare“, 1953 als Scherz-Kriminalroman). Wenn die Sprache auf die sogenannten „locked-room mysteries“ kommt, wird im englischen Sprachraum „The Hollow Man“ / „The Three Coffins“ als der jemals beste „locked-room“-Krimi genannt: „The best Carr-Dickson is the most ingenious, and my vote would go to The Hollow Man“ (Julian Symons in „Bloody Murder“). Um so erstaunlicher ist es, dass erst jetzt, gut 75 Jahre nach Erscheinen dieses Kriminalromans, eine erste ernsthafte Untersuchung vorliegt (Plot, Darstellung des Falls, Ermittlungsergebnisse). In 25 kurzen Kapiteln, jeweils überschrieben mit „The Problem of the …“, analysiert J. Morris die Schlussfolgerungen des Ermittlers Doktor Gideon Fell zum Mordfall Professor Grimaud. J. Morris findet in seiner kritischen Analyse insgesamt 25 Schwachstellen in Carr’s Kriminalroman resp. Fells Argumentation (sechs dieser 25 Schwachstellen werden von Morris als gravierend eingestuft). Dennoch kommt auch J. Morris zu dem Schluss, dass „The Hollow Man“ / „The Three Coffins“ immer noch zu den besten „locked-room mysteries“ gezählt werden muss, allerdings mit einer kurzen Warnung an die Liebhaber klassischer Kriminalliteratur: „Fans of the Golden Age should be prepared for a surprising und iconoclastic re-evaluation“.

J. Morris veröffentlichte Romane, Erzählungen und Essays in mehr als 80 Magazinen in den USA und Großbritannien. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit betätigt Morris sich auch als Musiker und Komponist. J. Morris lebt in der Nähe von Washington D.C. und unterrichtet am The Writer’s Center.

Bezugsquelle: CADS – Crime and Detective Stories (An Irregular Magazine of Comment and Criticism About Crime and Detective Fiction), Geoff Bradley, 9 Vicarage Hill, South Benfleet, Essex, SS7 1PA, England, e-mail: Geoffcads@aol.com.

J. Morris: John Dickson Carr’s „The Three Coffins“. A Hollow Victory? 2011. 54 Seiten. 2 Grundriss-Skizzen. 4 s/w Fotos. 3 Kartenausschnitte. CADS Supplement No. 13. ISSN 0965-6561. 10 Euro.


Gefährliches Pflaster. Kriminalität im Römischen Reich

Das Römische Reich war eines der größten Imperien der Weltgeschichte, leistete sich ein gewaltiges, in ganz Europa eingesetztes Heer und hatte einen gut funktionierenden Verwaltungsapparat. Was das Imperium Romanum allerdings nicht zu leisten vermochte, war für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. Eine Polizei war unbekannt, und so waren die Untertanen des Römischen Reiches bei kriminellen Übergriffen sich selbst überlassen. Eindrucksvoll wird die Kriminalität im Römischen Reich in dem gleichnamigen Begleitband zur Ausstellung „Gefährliches Pflaster“ (LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten, 8. Juli 2011 bis 12. Februar 2012) beschrieben. Diebstahl, Raub, Mord und Totschlag waren damals wie heute mehr oder weniger an der Tagesordnung. Wurde jemand bestohlen, so war er auf sich allein angewiesen bei dem Versuch, sein Hab und Gut wiederzuerlangen. Wurde allerdings ein Krimineller erwischt, so folgten drakonischen Strafen auf dem Fuße, da Gefängnisstrafen unbekannt waren. Für den gefassten Täter bedeutete dies den direkten Weg ins Amphitheater, um dort vor Publikum von wilden Tieren zerfleischt oder auch gekreuzigt zu werden. In insgesamt 29 reich illustrierten Beiträgen wird dem Leser geschildert, mit welchen Verbrechen sich die Menschen der römischen Antike auseinanderzusetzen hatten. Die Beiträge sind in vier Hauptteile geglieder: „Das Sicherheitsbedürfnis der provinzialrömischen Bevölkerung“, „Kriminaldelikte“, „Strafverfolg und Rechtsprechung“, und im Teil „Ausblick“ werden im Beitrag „Zustände wie im alten Rom?!“ römisches und heutiges Strafrecht gegenübergestellt und verglichen.

Dr. Marcus Reuter, geboren 1966, studierte Provinzialrömische Archäologie, Alte Geschichte sowie Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten Freiburg und Wien. Er ist Leiter des LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten.

Romina Schiavone M.A., geboren 1979, studierte Vor- und Frühgeschichte und Kunstgeschichte in Frankfurt/M. Sie ist freiberufliche Archäologin und Kuratorin der Sonderausstellung „Gefährliches Pflaster – Kriminalität im Römischen Reich“ im LVR RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten.  www.apx.lvr.de

Marcus Reuter/Romina Schiavone (Hg): Gefährliches Pflaster. Kriminalität im Römischen Reich. 2011. 437 Seiten. Zahlr. s/w und farb. Abbildungen. Verlag Philipp von Zabern (Xantener Berichte, Grabung – Forschung – Präsentation, Bd. 21). 3-8053-4382-5 / 978-3-8053-4282-4. 19,90 Euro.

Thomas Przybilka

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