Geschrieben am 1. März 2023 von für Crimemag, CrimeMag März 2023

Schatzsuche März 2023 – Neuer Stoff

Eine Vielzahl von Krimi-Neuheiten …

… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. 

Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. 

CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin. 

Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics und auch Podcasts geben Katrin Doerksen und Thomas Groh. (Dieses mal in Festivalpause.)

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Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokale Buchhandlung(en) besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. –

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Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:

Es ist gerade mal Ende Februar, und ich weiß jetzt schon, dass zwei Bücher am Ende des Jahres auf jeden Fall auf meiner Jahresbestenliste stehen werden. Schon letzten Monat darauf gefreut, aber jetzt auch gelesen: Der Roman »Die Bäume« von Percival Everett (Hanser, deutsch von Nikolaus Stingl) hat mich so umgehauen, dass ich ihn noch einmal erwähnen MUSS. Saukomisch, todernstes Thema – Rassismus in den USA.

Ganz anders, genauso grandios: Fünf Winter von James Kestrel (Suhrkamp, deutsch von Stefan Lux) erscheint am 7. März. Von Anfang an entwickelt dieser Roman einen Sog, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte. Joe McGrady, Detective in Honolulu, muss für einen Fall nach Hongkong und das im Jahr 1941, es ist Krieg. Verschleppt, gerettet und wieder zurück, bringt er den Fall zu Ende – ein ständiges Mitfiebern … und auch die Liebe (ohne Kitsch) kommt nicht zu kurz, 

seufz … 

Und weil ich bis jetzt alle Kriminalromane von Jérôme Leroy gelesen habe, und sie ausnahmslos großartig fand, bin ich mir sehr sicher, dass auch der neue Die letzten Tage der Raubtiere (Edition Nautilus, deutsch von Cornelia Wend) mich wieder einfängt. Das merke ich schon beim Lesen des Klappentextes. Das nächste Buch in meiner Tasche auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn. – siehe auch TW in unseren Bloody Chops, d. Red

Die zweite Schwester von Chan Ho-kei (Atrium, deutsch von Sabine Längsfeld) ist mir in gebundener Form durchgerutscht, das Taschenbuch erscheint im März, das werde ich nachholen.

Ein Kriminalfall in der Punkszene – warum nicht? Punked von Yasmin Sibai (Frankfurter Verlagsanstalt) werde ich mir mal näher anschauen.

Und auch ein Sardinien-Krimi springt mich irgendwie an: Die Insel der Seelen von Piergiorgio Pulixi (Kampa, deutsch von Barbara Engelmann, Barbara Neeb und Katharina Schmidt). Mal wieder eine Abteilung für ungeklärte Verbrechen, dieses Mal zwei Kommissarinnen, ich probiere es auf jeden Fall mal.

Und nun noch etwas Lustiges: »Seit drei Tagen saß der Hamster neben dem Laufrad … Sein Körper schmiegte sich warm in ihre Hand. Sie fühlte seinen Herzschlag durch das dünne Fell. Die nasse Nase stupste gegen ihre Lippen, als sie ihn küsste. Dann schloss sie ihre Finger um seinen Hals und drückte zu. Die Barthaare begannen zu zittern. Sie hielt den Körper fest, sodass er nicht zappeln konnte. Sein Genick brach mit dem Klack eines Pfennigabsatzes auf Fliesen.

Der erste Schnitt öffnete die Bauchdecke. Warm quoll das Blut über ihre Hand ins Waschbecken.« Und so weiter.

2001 erstmals erschienen, jetzt wieder neu aufgelegt bei Kiepenheuer & Witsch, so beginnt der Roman Hauke Haiens Tod von Andrea Paluch und – ja – Robert Habeck

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Jutta Wilkesmann und Hildegard Gansmüller, Wendeltreppe, Frankfurt:

Jerome Leroy: Die letzten Tage der Raubtiere (Edition Nautilus, Ü: Cornelia Wend) – siehe auch unsere Bloody Chops, d. Red.

David Schalko: Schwere Knochen (KiWi)

James Lee Burke: Angst um Alafair (Pendragon, Ü: Jürgen Bürger) – siehe auch unsere Bloody Chops, d. Red.

Herbert Dutzler: Letzter Tropfen (Haymon) – siehe auch unsere Galerie „Küchenkrimis – 400 Cover klagen an“ und Denis Scheck überden „Mordshunger im Regionalkrimi„, d. Red.

Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (List, Ü: Sabine Roth)

Auf einen baldigen Frühling und andere Lichtblicke!

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Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg:

Ein kurzer Monat, eine überschaubare Ausbeute. Gelesen habe ich ua.:

Max Bronski, Urs der Berserker, Edition Nautilus 2023, 247 S., 18 Euro: Urs Zobel leitet ein Hotel im Münchener Rotlichtviertel. Alte Dämonen holen ihn ein. Er erkennt einen der Täter wieder, die ihn als Jungen seinerzeit auf Sardinien entführt haben. Das ist gar nicht schlecht gemacht!

S.A. Cosby, Blacktop Wasteland (Ü: Jürgen Bürger), ars vivendi 2021, 318 S., 22 Euro: Diese Lektüre habe ich endlich nachgeholt, hat mich doch „Die Rache der Väter“ so begeistert Und auch die Geschichte um Beauregard „Bug“ Montage, Schrauber und  Fluchtwagenfahrer, ist nur zu empfehlen.

Mathijs Deen, Der Taucher (Ü: Andreas Ecke), mareverlag 2023, 318 S., 22 Euro: Der zweite Fall für Liewe Cupido, genannt „der Holländer“. Vor Amrum wird ein Taucher tot aufgefunden, angekettet an ein Wrack. Mathijs Deen hat plotmäßig noch einmal zugelegt Und ein Hund und der Beginn einer Liebesgeschichte sind auch dabei. Alles spricht also für Fortsetzung.

Melissa Ginsburg, Sunset City (Ü: Kathrin Bielfeldt), Polar 2023, 214 S, 17 Euro: Charlotte und Danielle waren beste Freundinnen, waren immer zusammen bei Partys, Jungs und Drogen. Nun ist Danielle tot, erschlagen Die Freundin taucht auf der Suche nach Antworten tief ein in die finsteren Abgründe von Houston. Das ist taff und stark erzählt. – siehe unsere Bloody Chops und das Interview von Sonja Hartl in dieser Ausgabe, d. Red

Tony Hillerman, Tanzplatz der Toten. Ein Fall für die Navajo-Police (Ü: Helmut Eilers), Unionsverlag 2023, 227 S., 14 Euro: Der Verlag legt die legendäre Reihe aus den 1970er-Jahren  um Lieutenant Joe Leaphorn in einer überarbeiteten Übersetzung neu auf. Ich bin gespannt, wann der erste Vorwurf der kulturellen Aneignung aufploppt. – Siehe dazu auch Joachim Feldmann in unserer Februarausgabe, d. Red.

Und passend dazu:
Aram Mattioli, Zeiten der Auflehnung. Eine Geschichte des indigenen Widerstandes in den USA, Klett-Cotta 2023, 460 S., 28 Euro: Vor ein paar Jahren schrieb der Schweizer Historiker die Geschichte der Indianer Nordamerikas von 1700 bis 1910 („Verlorene Welten“). Dieses ist die Fortsetzung über die Verbrechen der USA an den Ureinwohnern und deren Widerstand. Die Besetzung von Alcatraz, der Kampf um Wounded Knee, Red Power: alles sorgfältig recherchiert und mit Empathie geschrieben.

Kalte Zeiten, wie man es auch dreht und wendet. Aber ich gebe nicht auf: Der Frühling wird kommen. Bis es endlich so weit ist, erwärmt euch an guter Lektüre!
Torsten Meinicke

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