Geschrieben am 1. November 2021 von für Crimemag, CrimeMag November 2021

Playing Video Games (11): Resident Evil 4 VR

Eine Kolumne von Christopher Werth

Der Horror-Klassiker Resident Evil 4 kann jetzt so intensiv erlebt werden wie noch nie. Eine neue Version für das Headset Oculus Quest 2 macht es möglich, kabellos und ohne angeschlossenen PC, das eigene Herz-Kreislauf-System einem aussagekräftigen Belastungstest zu unterziehen.

Nichts altert so schlecht, wie ein Spiel. Tausende von Arbeits- und Teststunden und viele Millionen Produktionsbudget können daran nichts ändern. Erbarmungslos entwickelt sich die Leistungsspirale weiter, das Moorsche Gesetz kennt keine Gnade. Selbst Sumerische Keilschrift sieht frischer aus als die Grafik eines Spiels von 2005. Und ja, RE4 ist mittlerweile 16 Jahre alt. 

Zu seiner Veröffentlichung auf dem Nintendo GameCube wurde das Spiel als Sensation gefeiert – mit einem unfassbaren Metascore von 96. Es gilt bis heute als eines der besten Spiele aller Zeiten. Es hat den beklemmenden Survival-Horror der Resident Evil Reihe mit dynamischer Action verbunden und es hat mit seiner Kameraperspektive, bei der man seiner Figur bei Erkundungen und Kämpfen über die Schulter schaut, unzählige nachfolgende Titel beeinflusst. Aber schon ein paar Jahre später war es vorbei und nur noch wenige konnten die grafische Qualität der braunen Welt ertragen. 

Dem ganzen Grafik- und Technik-Dilemma zum Trotz: Es gibt natürlich Spiele, die auch nach Jahren noch großartig sein können. Die mit einer zeitlos guten Story, einer sinnvollen Spielmechanik und von ihrem Leveldesign mit aktuellen Titeln mehr als locker mithalten können. Die Zeiten für solche Titel sind grade gut. Es kommen durch das Format der VR neue Chancen für moderne Klassiker, die sonst nur in alten Erinnerungen verblassen würden und von neuen Generationen von Spieler:innen niemals erlebt werden könnten. Die Leistungen der heutigen Headsets passen gut zu diesen älteren Jahrgängen. 

Das Story-Universum des Survival Horror Franchise Resident Evil erlebte 1996 vor genau 25 Jahren beim japanischen Studio und Publisher Capcom seinen Urknall und erstreckt sich mittlerweile über nahezu alle Unterhaltungs-Medien von Kino über Romane bis hin zu Netflix und sämtliche Gaming-Plattformen. Die Grund-Story ist auch typisch 90er. Ein skrupelloser Megakonzern mit Quasi-Weltherrschaft – die Umbrella Corporation – lässt aus Versehen einen geheimen Virus auf die Welt los, der Menschen in Zombies und Schlimmeres verwandelt. Der Ausbruch des Virus fand in Racoon City statt und Leon S. Kennedy, der Held von RE4, hat ihn, damals noch als normaler Polizist, nur knapp überlebt. Die Handlung des Spiels findet ein paar Jahre später statt. Mittlerweile ist Kennedy als Spezialagent im Auftrag der amerikanischen Regierung unterwegs. Seine Mission führt in nach Spanien. Hierhin wurde Ashley Graham, die Tochter des Präsidenten entführt. Er stößt hier auf ein verstörendes Dorf und den geheimnisvollen Kult der Los Illuminados. Hier gilt es, Spuren zu finden, Rätsel zu lösen und natürlich gegen furchterregende, mutierte Kreaturen zu kämpfen.

Während das direkt für VR entwickelte Zombie Spiel The Walking Dead Sinners & Saints eine interessante und toll vertonte Story im TWD-Universum bietet, ist es unheimlich langatmig zu spielen. RE4 ist dagegen perfekt ausbalanciert. Jedes Level ist stimmig, bietet wilde Gefechte, Horror-Momente und ruhige Erkundungen. Alles wechselt sich hier sehr ausgewogen ab und sorgt so für ein großartiges Spielerlebnis. Die Atmosphäre ist purer Survival Horror – und grade in VR steigert sich die Immersion ins Extreme. Wer also einen etwas anderen Spanien-Urlaub erleben möchte, sollte hier ein Ticket buchen.

Totgesagte leben länger, das gilt besonders für Resident Evil 4, was jetzt 16 Jahre nach der ersten Veröffentlichung so frisch daherkommt, wie noch nie. Die Zeiten für moderne Spiele-Klassiker scheinen gut. So hat Oculus angekündigt, dass nach RE4 ein weiterer Meilenstein der Gaming-Geschichte eine VR Portierung erfahren würde: Grand Theft Auto: San Andreas.Hier Geht’s zum Trailer:

Hier geht’s direkt zum Spiel. © für Bilder: www.capvom.com

Christopher Werth bei uns hier.
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