Geschrieben am 1. Juli 2023 von für Crimemag, CrimeMag Juli 2023

Schatzsuche Juli/ August 2023 – Lesestoff

Eine Vielzahl von Krimi-Neuheiten …

… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. 

Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. 

CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin. 

Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics und auch Podcasts geben Katrin Doerksen und Thomas Groh. Dieses Mal sind sie leider verhindert.

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Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokalen Buchhandlungen besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. Man kann das nicht oft genug sagen – und tun.

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Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:

Weil das CrimeMag einen Monat Pause macht, wird heute also über die Neuerscheinungen nachgedacht, die wir im Juli und August erwarten.

Da wäre also schon einmal der siebte Inspector-Challis-Roman: »Funkloch« von Garry Disher (Unionsverlag, deutsch von Peter Torberg). – Siehe auch das Interview von Alf Mayer in dieser Ausgabe, d. Red.

Auch Sheriff Wing ist wieder da – bei Hanser erscheint »Treue Seele« von Castle Freeman(deutsch von Dirk van Gusteren).

Erstaunlich gut fand ich den ersten Fall für Lilly Hed »Im Feuer« von Pernilla Ericson. Nun erscheint »Im Sturm« bei Fischer Scherz (deutsch von Friederike Buchinger). Ob der zweite »Einsatz bei Extrem-Wetter« wieder so spannend wird?

Petros Markaris beschert uns im Juli einen Geschichtenband »Das Spiel mit der Angst«(Diogenes, deutsch von Michaela Prinzinger), aber am allermeisten freue ich mich im Juli auf den Forensiker »Digger« Digson und Miss Stanislaus, die auf ihrer Karibikinsel vermutlich wieder viel zu tun haben. Der zweite Kriminalroman von Jacob Ross»Shadowman« bei Suhrkamp (deutsch von Karin Diemerling). Hurra!

Und, nur nebenbei, der Titel »Leichenblass im Fass« von Joost Jensen erscheint auch im Juli, ein Nordsee-Krimi. Ich musste erst lachen, aber gestaunt habe ich dann doch, dass der bei Insel erschienen ist. Was ist denn da los? _ Siehe auch die eigentlich unfassbare Flut von 400 Urlaubskrimis, deren Cover wir Ihnen in dieser Ausgabe präsentieren- d. Red .

Im August wird es bestimmt wieder nett, Kalmann kommt nämlich zurück. In Joachim B. Schmidts neuem Roman »Kalmann und der schlafende Berg« (Diogenes).

Und der 23. Robicheaux von James Lee Burke (Pendragon, deutsch von Jürgen Bürger) kommt auch noch: »Verschwinden ist keine Lösung«, ist das jetzt eigentlich wirklich der letzte?

Colson Whitehead ist immer klasse, deshalb freue ich mich auf »Die Regeln des Spiels«, dieses Mal wieder mit Ray Carney (Hanser, deutsch von Nikolaus Stingl). Das Thema Rassismus spielt bei ihm immer eine Rolle, und da wären wir auch schon bei einem ganz großartigen Kriminalroman »Sekunden der Gnade« von Dennis Lehane (Diogenes, deutsch von Malte Krutsch), den ich schon lesen konnte. Er spielt 1974 in Boston. Hinreißende Dialoge, klasse Geschichte, wirklich empfehlenswert.

Zwei Titel, beide bei Matthes & Seitz erschienen, machen mich sehr neugierig: »Geschichten der Nacht« von Laurent Mauvignier (deutsch von Claudia Kalscheuer) und eins aus der Reihe »Naturkunden«, kein Krimi also: »Verrufene Tiere« von Stephan Wunsch und Judith Schalansky (Hg.), ein »Bestiarium menschlicher Ängste«. 

Bereits erschienen und schon in den bekannten Bestsellerlisten, kein Krimi, aber ich mag es einfach, wie Heinz Strunk schreibt, und ich möchte seinen Geschichtenband einfach hier erwähnen: »Der gelbe Elefant« (Rowohlt).

Und ganz am Schluss ebenfalls kein Krimi, aber ein Buch, dass mich glücklich gemacht hat: »Wie der Punk nach Hannover kam«, herausgegeben von Klaus Abelmann, Detlef Maxund Hollow Skai (Hirnkost). Ein bisschen war es auch meine Zeit, habe in Hannover meine Jugend verbracht, hatte eine gewisse Nähe zu dieser Szene, aber nie eine Punkfrisur. Es ist ein sehr schönes Buch mit vielen Geschichten der damals Beteiligten, tollen Fotos und sogar mit Lesebändchen. 

Und – das muss mir erlaubt sein – ich grüße an dieser Stelle ganz besonders Peter Ahlers (Pedder von Blitzkrieg)! 

Allen einen schönen Sommer!

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Jutta Wilkesmann und Hildegard Gansmüller, Wendeltreppe, Frankfurt:

Zusammen mit vielen Grüßen und vielen Urlaubswünschen:

Herbert Beckmann: Der Tote im amerikanischen Sektor (Aufbau)

Philipp Gurt: Mord im Bernina Express (Oktopus)

Reinhardt Badegruber: Wiener Anwaltssterben (Gmeiner)

Dino Minardi: Biblioteca Ciminale (Kampa)

Eva Björg Aegisdottir: Verschwiegen (KiWi; Übersetzt von Freyja Melsted)

Martin Suter: Melody (Diogenes)

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Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg:

Dies sind meine Vorschläge für die kriminelle Urlaubslektüre am Strand oder Baggersee:

Yves Ravey, Taormina (Ü: Holger Fock und Sabine Müller), Liebeskind 2023, 112 S., 20 Euro 

Fremdgegangen sind sie beide. Es steht nicht gut um die Beziehung von Melvil und Luisa. Da soll ein gemeinsamer Sizilienurlaub helfen, die Beziehung wieder neu in Schwung zu bringen, blaues Meer und Dolce Vita. Doch gleich nach der Landung in Catania biegen die beiden mit ihrem Mietwagen falsch ab und treffen kurz danach die nächste falsche Entscheidung. Ihr Auto rammt auf einem Feldweg etwas: einen Stein? Ein Tier? Oder doch das Flüchtlingskind, das am nächsten Tag tot aufgefunden wird? Die beiden Urlauber haben es eilig, sehen nicht nach und fahren einfach weiter. Wie aus einem kleinen Blechschaden ein Horrortrip wird, schildert der französische Autor Yves Ravey in einer knappen und entschlackten Sprache. Am Ende ist viel mehr kaputt als nur die Beziehung und der Kotflügel. 

Denise Mina, Fester Glaube (Ü: Karen Gerwig), Argument 2023, 299 S., 24 Euro

„Fester Glaube“ ist die Fortschreibung von Denise Minas Roman „Klare Sache“, für den Mina den „Deutschen Krimipreis“ bekam. Viel gegenwärtiger als „Fester Glaube“ kann ein Roman kaum sein: Urban Exploring, eine verschwundene Youtuberin und die zwei (schon aus „Klare Sache“) bekannten True Crime-Podcaster Anna McDonald und Fin Cohen. Eine geheimnisvolle Schatulle, eine Jagd durch diverse Länder, das alles verbindet Denise Mina temporeich und kunstvoll zu einem sehr besonderen Kriminalroman!

Jan Karsten (Hg.), Hamburg Noir, CulturBooks 2023, 304 S., 18 Euro

Nach Paris, den USA und Berlin bekommt jetzt endlich auch die Hansestadt an der Elbe ihre Noir-Anthologie. Ein wilder Mix von Beitragenden, aber mit Beck, Brack, Göhre und Wittekindt sind doch ausgewiesene Expertinnen und Experten des Genres mit von der Partie. Ich bin sehr gespannt! Wird in diesen Tagen ausgeliefert. 

Louise Kennedy, Übertretung (Ü: Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser), Steidl 2023, 304 S., 25 Euro

Man kann viel falsch machen im Belfast des Jahres 1975. Erst recht, wenn man wie die 24-jährige Cushla Lavery im Pub aushilft, den die katholischen Laverys in der protestantisch dominierten Vorstadt betreiben. Als Cushla sich dann auch noch in einen deutlich älteren verheirateten protestantischen Anwalt verliebt, ist das Drama vorprogrammiert. Die schwer alkoholabhängige Mutter wird da fast zum kleinsten Problem. Das Buch erscheint erst im August, dann aber Steidl-like in einer wunderschönen Ganzleinen-Ausgabe. 

Garry Disher, Funkloch (Ü: Peter Torberg), Unionsverlag 2023, 352 S., 24 Euro

Mit „Drachenmann“ begann der große australische Krimiautor Garry Disher seine „Inspector-Challis-Reihe.“ In wenigen Tagen erscheint nun mit „Funkloch“ der 7. Band dieses Polizeiroman-Epos Ein Schuppen fällt einem Buschfeuer zum Opfer, darin die Überreste einer Drogenküche. Hal Challis will ermitteln, doch der Fall wird ihm schnell entzogen. Auch ohne Kenntnis der Vorgänger-Bücher ist „Funkloch“ als Einstieg ins Disher-Universum problemlos geeignet.

Ich wünsche uns allen einen wunderbaren Sommer und den Kolleginnen und Kollegen trotz der Ferienzeit fette Umsätze!

Torsten Meinicke

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