Geschrieben am 15. April 2016 von für Bücher, Comic, Crimemag, News

Comic: Pasalic/ Kühne: Turmspringer

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Ein Superheld aus Berlin

Alf Mayer sah den Vorläufer dieser Graphic Novel vor zehn Jahren als Animationsfilm, war damals schon beeindruckt. Nun liegt die Nullnummer als exklusives Hardcover vor.

Ein unbekannter Held, ein Supermann – heute, hier in Berlin: Konrat Morgen, ehemaliger Kampfmittelräumer, jetzt Innendienst nach Sprengunfall. Den Namen „Turmspringer“ hat ihm die Presse verpasst. Damals nach seinem Sprung von der Domkuppel in den Kanal. Am Anfang stand der Spaß, eine Superheldengeschichte aus Berlin zu erzählen, über einen deutschen Protagonisten, über seinen Umgang mit Superkraft, Macht und Verantwortung. Sein erstes Abenteuer wurde als Animationsfilm erzählt („Turmspringer 01“, motion-comic à 20 min., FBW-Prädikat „wertvoll“, Teilnahme Berlinale/Panorama 2007). Dann zeigte sich, dass die Entstehungsgeschichte eines solchen Helden das viel größere Abenteuer werden würde.

Vier verdammte, vier gute, vier zähe, vier harte Jahre und inklusive Vorgeschichte wohl an die zehn Jahre haben Zlata Pascalic und Seb Kühne an dem nun endlich auch gedruckt vorliegenden Hammer-Buch gearbeitet: „Turmspringer. NULL-Nr., nach Berichten von Ezra Fitz.“ Das Hardcover im A 4-Querformat ist per Crowdfunding zustande gekommen, Auflage 99 Exemplare.

Herzblut eimerweise

Zlata Pascalic und Seb Kühne sind Perfektionisten. Die Stunden, die sie über Einstellungen, Blickwinkel, Farbe, Größe, Erzähldynamik und Intercuts, über Motivation, Eigenheiten, Charakter und Auftreten ihrer Protagonisten gebrütet, diskutiert und gegrübelt haben, möchte man nicht zählen, die Täler, die sie in dieser Zeit durchschritten, nicht wissen. Aber es hat sich alles gelohnt – wenn auch längst noch nicht finanziell. „Turmspringer“ ist pures „labour of love“, Herzblut eimerweise. Was ohne Können einfach für die Katz wäre. Das Ergebnis aber ist ein Ereignis. Eine Graphic Novel auf Weltniveau.

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Von Anfang an war das Projekt seriell angelegt. Inzwischen wurde daraus ein Rahmen für eine Story über drei Generationen, über das, was man ist, von den Karten her, die man am Start in die Hand gedrückt bekommt, und wie man sie ausspielt – oder destotrotz. Teil 2 und 3 sind fertiggeschrieben, die gesamte Turmspringer-Geschichte fertig konzipiert. Zum Personal gehören Eszra Fitz, Freund und Bademeister (der über Jahren eine Facebook-Existenz führte, sozusagen als Prototyp), dessen Schwester Tzega, die Journalistin Jasna Jork und ihr Vater, ein hoher Polizeibeamter der Stadt Berlin, der Polizist Heinz Hester, die Polizeipsychologin Marlene Fuchs, sowie Slavok, Nachname unbekannt, ein Produkt des jugoslawischen Geheimdienstes, ferner namenlose Killer der Russenmafia und ein Erzfeind namens Kain Mensch.

„Kein Geschichte beginnt mit ihrem Anfang“, zitiert der Prolog aus Stefan Heyms „König David Bericht“. Es ist Berlin, 24 Dezember 2007, kurz nach Mitternacht, im Berliner Dom und 20 km westlich im Olympia-Stadion – und dann springt die Geschichte an, als wäre sie ein Film mit extremem Spannungsfaktor, entwickelt einen furiosen Sog, pulsiert förmlich in einem Großstadtrhythmus. Hat Groove.

Und am Ende steht: „Fortsetzung folgt …“

Man möchte es Konrat und seinen Schöpfern wünschen.

Alf Mayer

Pasalic/ Kühne: Turmspringer. NULL-Nr., nach Berichten von Ezra Fitz aufgezeichnet von Zlata P. und Seb Kühne. Alle Rechte an Geschichte, Bild und Text bei Zlata Pascalic, Berlin 2016. Hardcover im A4-Querformat, limitiert auf 99 Exemplare. 124 Seiten, 45 Euro. Infos und Leseprobe hier. Website der Macher, Blog und Facebookseite.

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