Geschrieben am 3. Oktober 2012 von für Musikmag

Ry Cooder: Election Special

Ry Cooder: Election SpecialStarkes Statement

– Warm feeling – cold, cold feeling – und explizit politisch. Von Tina Karolina Stauner (einen Glückwunsch von Matthias Penzel zum 65jährigen Geburtstag von Cooder finden Sie hier). 

Länger nicht mehr betont Ry Cooder gehört. Ihn und sein umfangreiches Schaffen irgendwann einfach außen vor gelassen, nur nebenbei wahrgenommen und gewusst: „We need to get smarter, fast“, wie er jetzt 2012 in der Info zur CD schreibt. Von Tina Karolina Stauner

Heimatgefühl stellt sich nun beim Hören der neuen Cooder-CD „Election Special“ unvorhergesehen ein. Seine Songs haben bei mir mal wie selbstverständlich zum Alltag gehört. Wie ein Soundtrack oft, fällt mir ein, was ich beinahe vergessen hätte.

Bestens gelungen ist Cooders „Election Special“. Der 65-jährige Könner an der Gitarre, dabei exzellenter Bottleneck-Spieler, ist  außer an der Gitarre auch an Bass und Mandoline versiert und routinierter Sänger, und sein Sohn Joachim Cooder überzeugt am Schlagzeug.

Der aus Los Angeles stammende Ry Cooder gibt in den Lyrics ein sozialkritisches, politisches Statement zur Situation in Amerika ab und zum Wahlkampf als Verfechter der Demokratie, für Barack Obama gegen Mitt Romney. Und lebt dabei musikalisch gewohnt bewusst tief in Roots, Blues, Folk und Rock wohltuend weit ab von glattem und plapperndem Pop.

Anspieltipp: Das countryesque-folkige „The 90 And The 9“, „a possible political discussion between a father and child“, so Cooder. Und sehr gefühlvoll und nahegehend „Brother Is Gone“ gegen ein Großindustriellen-Brüderpaar der politisch Rechten. Cooder vermerkt dazu: „…they made their deal at the crossroads with Satan. Satan will need to get paid, but in the meantime, they are doing everything in their power to hurt you and me…“.

Die straighte Rocknummer „Guantanamo“, wie das völkerrechtswidrige Gefangenenlager Kubas heißt, soll warnen. „Prisons are the new growth industry“, versucht Cooder zu erklären. Markanter Abschlusssong des Albums ist das stomping „Take Your Hands Off It“ mit Gesang auch von dem als expressiven Solo- und Back up-Sänger bekannten Arnold McCuller und den Sätzen “…Get your dirty hands off my Constitution…Get your greasy hands off my Bill of Rights…“. Im ergänzenden Text dazu eine explizite Erinnerung an Woody Guthries Song „This Land Is Your Land“.

Ja, Songwriting hat auch immer wieder eine sozialkritische, politische Aussage zu sein. Pete Seeger soll dazu vor Jahren gesagt haben: „There’s no hope, but I may be wrong.“

„…If the Democrats don’t make it / Then I’ll have myself to blame / If we don’t raise some sand / Then our votes might slip away / And our civil rights and our equal pay / And then it’s too bad, Jim, for the 90 and the 9…“ („The 90 And The 9“, Ry Cooder)

Tina Karolina Stauner

Ry Cooder: Election Special. Nonesuch (Warner). Zur Homepage.

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