Auf Empfang aus aller Welt
„Weltempfänger“ heißt die Litprom-Bestenliste zur Literaturübersetzung, die vier Mal im Jahr herausragende literarische Stimmen, die im deutschsprachigen Raum noch zu entdecken sind, vorstellt. Eine neunköpfige Jury aus Literaturkritikern, Schriftstellern und Kulturjournalisten nominiert sieben Titel unter allen Neuerscheinungen der ins Deutsche übersetzten Belletristik aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Arabischen Welt und stellt ihre Auswahl mit Kurztexten vor.
Wir freuen uns sehr, diese außergewöhnliche Liste, die echte literarische Entdeckungen bereithält, regelmäßig im CulturMag präsentieren zu dürfen.
Ein Gedichtband in zweisprachiger Ausgabe führt die Sommer-Liste an: Granaz Moussavi verwebt in „Gesänge einer verbotenen Frau“ Politisches und Privates, Körper und Geist, Drinnen und Draußen, Tag und Nacht. Isabel Stümpel hat die im Leipziger Literaturverlag erschienenen Gedichte aus dem Farsi übersetzt. Mit dabei sind außerdem fünf wunderbare, mitreißende, spannende Romane: Neel Mukherjee hat eine unsentimentale und dabei mitreißende Familiensaga geschreiben, eine Art indisches Buddenbrooks, die ebenfalls aus Indien stammende Autorin Meena Kandasamy lässt ihre Geschichte im Jahr der Unruhen und Massaker 1968 spielen. Zwei weitere Titel kommen aus Kolumbien: Tomás González beschreibt 26 düstere Stunden einer Fischerfamilie, parodiert dabei den Machismo Hemingways, Héctor Abad erzählt eine Familiengeschichte (Rezension hier) so, dass sie zur Geschichte des Landes wird. Schließlich Rodrigo Rey Rosa mit einem Mystery aus Guatemala, einem der gewalttätigsten Länder der Erde (Rezension auf CM hier). Da fehlt doch noch was? Ja. Ein Comic aus Argentinien: „Eternauta“ von Héctor G. Oesterheld (Text) und Francisco Solano López (Zeichnungen) (Rezension auf CM hier) erschien bereits in den 1950er-Jahren, liegt nun aber erstmals vollständig auf Deutsch in der Übersetzung von Claudia Wente vor. Virtuos auf allen Ebenen, eine verlegerische Großtat!