
Eine Vielzahl von Krimi-Neuheiten …
… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays.
Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren.
CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin.
Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics und auch Podcasts geben Katrin Doerksen und Thomas Groh.
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Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokalen Buchhandlungen besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. Man kann das nicht oft genug sagen – und tun.
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Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:
Hier kommen meine September-Tipps:
Sommerpause und trotzdem nicht erholt! Na toll. Zur Aufheiterung gibt es aber gleich drei deutsche Autoren, auf deren Neuerscheinungen ich mich riesig freue. Da wäre zum Beispiel Regina Nössler. Ihr nächstes Buch »Kellerasseln« (Konkursbuch) ist doch tatsächlich eine Fortsetzung von »Katzbach« und spielt wieder bei mir um die Ecke. Ich scharre mit den Hufen.
Genauso ungeduldig warte ich auf Matthias Wittekindts »Fünf Frauen« (Kampa). In diesem Fall von 1983 findet man die Leiche des Pfarrers in Neukölln. Manz erinnert sich …

Es kann ja nicht alles in Berlin spielen, nehmen wir Hamburg und Jamaika gleichzeitig. Ich freue mich riesig auf den neuen Roman von Frank Göhre: »Harter Fall« (Culturbooks).
Bereits lieferbar, die gehen immer an mir vorbei, dabei darf man sie doch nicht vergessen, die Titel von Pulp Master – in diesem Fall eine deutsche Erstausgabe – hurra – Charles Willeford: »Filmriss« (deutsch von Sepp Leeb).
Ich fürchte, nun gibt es ein bisschen Schweinkram, aber bestimmt sehr vergnüglichen. Bei Suhrkamp erscheint das neue Buch von Sara Gran: »Das Buch der kostbarsten Substanz« (deutsch von Conny Lösch). Klingt ziemlich verrückt, das Ganze.
Ein Roman um eine ungewöhnliche Anzeige »Leben zu verkaufen« von Yukio Mishima erscheint jetzt als Taschenbuch bei Kein & Aber (deutsch von Nora Bierich). Die gebundene Ausgabe ist von 2020, habe ich aber komischerweise nicht beachtet. Wird nachgeholt.
In der Sommerpause habe ich zwei sehr beeindruckende Bücher gelesen:
»Herrndorf« von Tobias Rüther (Rowohlt) – habe danach alte Titanic-Jahrgänge durchgeblättert, »Arbeit und Struktur« wieder hervorgekramt. – Und: Ich lese von Juli Zehs »Gedankenspiel«, Herrndorf hätte seine Krankheit nur inszeniert (Seite 365/366). Meine Fresse!
Anders beeindruckend: Emmanuel Carrère: »V13. Die Terroranschläge in Paris«(Matthes & Seitz, deutsch von Claudia Hamm). Zehn Monate hat der Autor den Prozess um die Anschläge begleitet und aufgeschrieben, was so schwer zu verstehen ist.
Und jetzt noch in eigener Sache und an alle Berliner: Am 20. September findet wieder der Krimi-Talk im Studio 24 statt. Thomas Wörtche und Sonja Hartl haben sich dieses Mal Max Annas zum »Bücherbesprechen« eingeladen. Und Robert Rescue liest am Ende eine Geschichte vor. Die Premiere war sehr schön, und das wird es wieder!


Jutta Wilkesmann und Hildegard Gansmüller, Wendeltreppe, Frankfurt:
Wie immer bunt gemischt – für nahezu alle Lebenslagen:
V. Klüpfel / M. Kobr: Die Unverbesserlichen: Der grosse Coup des Monsieur Lipaire (Ullstein)
Seishi Yokomizo: Mord auf der Insel Gokumon (Ü: Ursula Gräfe, Blumenbar)
Jakob Stein: Punkt, Linie, Mord! (B3-Verlag)
Heinrich Steinfest: Gemälde eines Mordes (Piper)
A.D.G.: Die Nacht der kranken Hunde (Elsinor)
Mark Billingham: Eingewiesen (Ü: Andrea Fischer, Kampa)
Liebe Grüße aus der Wendeltreppe
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Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg:
– William Boyle, Shoot the Moonlight out (Ü: Andrea Stumpf), Polar Verlag 2023, 349 S., 26 Euro: Wann erkennt die Literaturkritik endlich die Qualität dieses Autors? Boyle erweist sich abermals als großer Chronik seiner Heimatstadt Brooklyn.
– Javier Cercas, Blaubarts Burg.Terra Alta 3 (Ü: Susanne Lange), S. Fischer Verlag 427 S., 25 Euro: Der Abschluß der Terra-Alta-Trilogie. Melchor Maríns Tochter verschwindet auf Mallorca. Ich habe die beiden Vorgänger-Bände sehr gerne gelesen. Keine Ahnung, warum sie von der Krimikritik hierzulande recht ignoriert wurden.
– Dennis Lehane, Sekunden der Gnade (Ü: Malte Krutzsch), Diogenes Verlag 2023, 400 S., 26 Euro: Boston, 1974. Mary Pat Fennessy, irisch und schlagfertig, sucht ihre verschwundene Tochter. Boston brodelt, da künftig schwarze Kinder auf weiße Schulen geschickt werden sollen. Mittendrin sinnt Mary Pat auf Rache. Ein grandioser Roman! Übrigens erinnerte mich Mary Pat ständig an Millie Bright (falls hier jemand eine Ahnung hat, wer das ist …).

– Rijula Das, Die Frauen von Shonagachi (Ü: Else Laudan), Argument Verlag 2023, 336 S., 23 Euro: Eine neue Stimme aus Indien. Und ein „Noir aus Bengalen“, wie es im Klappentext steht. Else Laudan, die Verlegerin und Übersetzerin des Romans, muss es wissen. Ich bin sehr gespannt!
– Mark SaFranko, AmeriGone (Ü: Sepp Leeb), Pulp Master 2023, 300 S., 16 Euro: Da will man die Hoffnung schon fast aufgeben, dann liefert Pulp Master gleich zwei neue Bücher aus. SaFranko kommt aber erst einmal in die Warteschleife, da der Urlaubsrucksack schon voll ist. – Siehe auch das Porträt in dieser Ausgabe, d. Red.
– Charles Willeford, Filmriss (Ü: Sepp Leeb), Pulp Master 2023, 224 S., 15 Euro: Auch wenn der Urlaubsrucksack schon voll ist: Charles Willeford muß mit! Ist mir seine berühmte Hoke-Moseley-Tetralogie doch in bester Erinnerung. Das Original von „Filmriss“ ist übrigens schon 1960 erschienen.
Viel Sonne und Lesezeit wünscht Torsten Meinicke
(der sich jetzt auf die Insel von Emilio Lussu und Antonio Gramsci verabschiedet)
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Comic/ Heimkino/ Podcasts – von Katrin Doerksen und Thomas Groh
Bianca von Guido Crepax
avant-verlag, Hardcover mit Spotlack, schwarzweiß, teilweise vierfarbig, 224 Seiten, bestellbar

Nachdem avant das geneigte deutsche Publikum mit nunmehr zwei Valentina-Bänden in die aufregende Welt der wichtigsten Heldin von Guido Crepax einführte, darf jeder, der ihr gewachsen ist, in diesem Sommer bereitwillig noch tiefer hinabsteigen bis zum Verließ, in dem Bianca wartet: In zahlreichen Geschichten erzählte der italienische Comiczeichner von 1969 bis 1987 in seinem zuweilen psychedelischen, von PopArt, von filmischen Montagetechniken und erotischer Kunst beeinflussten Stil von den sexuellen Fantasien einer 15-jährigen Internatsschülerin. Drei davon sind in diesem Band vereint. – Siehe auch die Besprechung von Thomas Wörtche in dieser Ausgabe, d. Red.
Cop Porn: When the NYPD made a Porn Film, Rialto Report, zwei Episoden, hier und dort online
Auf den hervorragenden Podcast „Rialto Report“ über die Geschichte und Protagonisten des pornografischen Spielfilms der Siebzigerjahre der USA befasst, hatten wir im Zuge der Schatzsuche ja schon häufiger hingewiesen. Die beiden neuen Folgen sind wieder ein ganz besonderes Schmankerl. Sie erzählen eine Geschichte, wie man sie auch in den absurderen Romanen von, sagen wir, Chester Himes oder Ross Thomas finden könnte: Um das Areal rund um den zusehends im Schmutz der Sittenlosigkeit versinkenden Times Square wieder in den Griff zu kriegen, gründet das New York Police Departement kurzerhand eine gefakte Pornofilm-Produktionsgesellschaft, um die damals hinter den Kulissen durchaus eng mit der Mafia verbandelte Szene zu infiltrieren. Dumm nur, dass man dann auch Ernst machen muss und Polizisten tatsächlich einen Porno drehten…
Cop Porn: When the NYPD made a Porn Film – Part 1 – Podcast 130
Cop Porn: When the NYPD made a Porn Film – Part 2 – Podcast 131