Geschrieben am 1. Juli 2021 von für Crimemag, CrimeMag Juli 2021

Schatzsuche: Crime-Neuerscheinungen

Eine Vielzahl Krimi-Neuheiten …

… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe von: Kaliber.38 und der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin. Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics geben Katrin Doerksen und Thomas Groh

Bitte denken Sie daran, dass gerade in diesen Zeiten Ihre lokale Buchhandlung(en) besonderer Unterstützung und Solidarität bedürfen. Lieber dort bestellen als bei amazon. –

Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:

Ich dachte schon, es gibt eine Sommerpause – aber nix da. Herr Mayer ruft nach Juli-Tipps!

Am allermeisten freue ich mich auf den neuen Roman von Max Annas»Der Hochsitz« (Rowohlt). Ich hatte schon die Ehre, ein bisschen PDF zu lesen und freue mich nun umso mehr auf das fertige Buch. 1978, eine Kleinstadt in der Eifel zur Zeit der RAF und der WM … Panini-Fußballbildchen, Bonanzaräder, The Sweet, eingelegte Zwiebeln … passend dazu das schöne Cover …

Ich wünschte, ich hätte schon das Leseexemplar aus dem Unionsverlag von Garry Disher bekommen. Auch den dritten »Hirschhausen« werde ich mir nicht entgehen lassen. Er heißt »Barrier Highway«

Obwohl ich längst nicht mehr alle Bücher von James Lee Burke gelesen habe, bin ich dieses Mal wieder neugierig, weil er wohl direkt an den »Sturm über New Orleans« anschließt, einen meiner liebsten Robicheaux-Bände: »Keine Ruhe in Montana« (Pendragon).

Und nach Afrika geht’s auf jeden Fall auch noch – klingt vielversprechend: »Wild Card« von Tade Thompson (Suhrkamp).

Auf meiner Liste ebenfalls: Cara Hunter: »No Way Out – Es gibt kein Entkommen«(Aufbau) und Pascal Dessaint: »Verlorener Horizont« (Polar Verlag).

Und wenn ich dann mal viel Zeit für einen Nicht-Krimi habe, lese ich das dicke Buch von Ulrich Woelk: Für ein Leben (C. H. Beck).

Jutta Wilkesmann, Wendeltreppe, Frankfurt:

Gudrun Grägel: Limoncellolügen (Gmeiner)

Suzanne Crayon: Geheimnisse Elsässer Art (Emons)

Stefan Slupetzky: Im Netz des Lemming (Haymon)

Luca Ventura: Bittersüße Zitronen (Diogenes)

Sandra Hughes: Tessiner Veermächtnis (Kampa)

Schorlau / Caiolo: Der Tintenfischer (Kiepenheuer & Witsch)

Möge der Sommer ein schöner und heiterer werden!

Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg

Gendermäßig schwer unausgewogen kommen meine Krimitipps dieses Mal daher und – wenig überraschend dabei – ist ariadne bei Argument  deshalb gleich mehrfach vertreten. Freuen können wir uns auf:

Hannelore Cayre, Reichtum verpflichtet (Ü: Iris Konopik), Argument 2021, ca. 240 S., ca. 20 Euro: Rückblickend bis zur Niederschlagung der Pariser Commune erzählt die Siegerin des Deutschen Krimipreises International vom Gesetz des Geldes. Kommt im August auf den Markt.

Denise Mina, Totstück (Ü: Karen Gerwig), Argument 2021, ca. 352 S., ca. 23 Euro: Eine Prostituierte wird  ermordet, ihre Tochter sucht den Täter. Denise Mina, ebenfalls preisgekrönt, widmet sich den dunklen Seiten ihrer Heimatstadt Glasgow. Doch bis Oktober müssen wir noch warten.

Liza Cody, Milch oder Blut (Ü: Martin Grundmann), Argument 2021, ca. 352 S., ca. 23 Euro: Seema Dahami ist Gärtnerin in London. Doch alles wird anders, als sie auf einen geheimnisvollen älteren Mann trifft. Wer ist dieser Lazaro wirklich? Erscheint voraussichtlich im September.

Attica Locke, Black Water Rising (Ü: Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck), Polar 2021, ca. 450 S.,24 Euro: Texas 1981. Der Anwalt Jay Porter, ein ehemaliger Black-Power-Aktivist, ermittelt im Umfeld der korrupten Ölindustrie,Erscheint im November 2021.

Candas Jane Dorsey, Drag Cop (Ü: Conny Lösch), Suhrkamp 2021, ca. 320 S., ca. 11 Euro: Ganz was Schräges. Ein kanadischer LGBTQ- Whodunnit. Macht jedenfalls neugierig. Erscheint leider erst im Dezember.

Gerade gelesen habe ich:
Louisa Luna, Tote ohne Namen (Ü: Andrea O’Brien), Suhrkamp 2021, 444 S., 15,95 Euro: Alice Vega und ihr Partner Cap gegen einen Mädchenhändlerring in San Diego. Taffe Heldin, rasante Handlung und ein genialer Twist am Ende. Höchst empfehlenswert! (Siehe auch Sonja Hartl & Alf Mayer mit „Ein Buch – zwei Blicke“ bei uns im Juni – d. Red.)

Una Mannion, Licht zwischen den Bäumen (Ü: Tanja Handels), Steidl, 2021, 344 S., 24 Euro: Eine neue Stimme aus Irland. Die Ich-Erzählerin Libby wohnt mit ihren Geschwistern und der Mutter am Valley Forge Mountain in Pennsylvania. Libbys Schwester Ellen wird beim Trampen sexuell belästigt, die Rache folgt in Gestalt des wilden Wilson. Ein „Family Noir“, erscheint im August.
Einen kriminell sonnigen Sommer wünsche ich uns allen!
Torsten Meinicke

Comic/Heimkino – von Katrin Doerksen und Thomas Groh

GoGo Monster von Taiyo Matsumoto
Reprodukt, Hardcover im Schuber, schwarzweiß, 458 Seiten, bestellbar

Es fängt schon mit dem Schuber an, dessen wilde Muster sich auf dem Cover fortsetzen. Dann der Buchschnitt in einem satten Scharlachrot. Die erste deutsche Übersetzung von Taiyo Matsumotos seit 2000 veröffentlichtem Manga GoGo Monster ist haptisch und visuell schon auf den ersten Blick ein Fest. Und dann saugt einen die Geschichte über einen einzelgängerischen Grundschüler, der die Anwesenheit unsichtbarer Monster spürt, mit ihrem surrealen Stil und den bewusst gesetzten Leerstellen vollends ein.

Lehrjahre von Guy Delisle
Reprodukt, Klappenbroschur, zweifarbig, 144 Seiten, bestellbar

Endlich ein neues Werk von Guy Delisle, das an den Stil seiner großen Reportagecomics anknüpft: Aufzeichnungen aus BirmaPjöngjangShenzen, episodisch geschrieben aus streng subjektiver Außenseiterperspektive, gezeichnet mit viel herziger Selbstironie. Diesmal geht es um die drei Sommer, in denen Delisle als Student in einer Papierfabrik in Québec jobbte, inmitten brütender Hitze und raubeiniger Machos. Coming-of-Age in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt – und unter dem Einfluss einer hilf- und wortlosen Beziehung zum eigenen Vater.

Requiem von Albert Mitringer
Zwerchfell Verlag, Hardcover, teils schwarzweiß, teils farbig, 186 Seiten, bestellbar

Was ist eigentlich, wenn die großen literarischen Heldenreisen einmal an ihr Ende gelangen? Dann kommt der Wiener Comickünstler Albert Mitringer und schickt das übrig gebliebene Skelett ohne Erinnerungen an sein früheres Heldenleben auf die Suche nach einer letzten Ruhestätte. Ein barockes Fantasy-Epos in filigraner Schraffur.

Über Leben von Maki Shimizu
Jaja Verlag, Hardcover, schwarzweiß, 400 Seiten, bestellbar

Kater Adagio und Maki-Maus, die in den drei Adagio-Bänden bisher als autobiografisch inspirierte Comicversionen der Autorin herhalten mussten, werden nun in Über Leben in ihre erste ganz eigene Geschichte geworfen. Sie nimmt ihren Ausgang bei einer Mieterhöhung für die Ateliergemeinschaft der Freunde und wächst sich alsbald zu einem existenziellen Berlinkrimi in rohen, fast kindlichen Bleistiftzeichnungen aus.

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