Geschrieben am 1. September 2021 von für Crimemag, CrimeMag September 2021

Robert Rescue: Bote aus vergangener Zeit

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis, da hatte ich folgende Textidee: Eines Tages fliegt aus Richtung Pluto ein Raumschiff in unser Sonnensystem. Nicht so eine läppische fliegende Untertasse, sondern ein riesiger Sternenzerstörer von Ausmaßen, dass eine Kamera 10 Minuten lang bräuchte, um den Vorbeiflug zu filmen. Also ein künstliches Objekt, und nicht so ein oller Asteroid, von dem die Clickbaiting-Magazine stets behaupten, er würde einschlagen. Auf der Erde sind alle in heller Aufregung. Esoteriker zünden Räucherstäbchen an, setzen sich auf Felsen, meditieren und träumen von einer neuen Weltordnung. Politiker wollen sich mit Abgesandten des Schiffes treffen und Themen erörtern. Die Wirtschaft setzt schon mal Verträge auf, während Querdenker ein neues Ärgernis sehen, das ihre Freiheiten einschränkt. Die AfD wettert gegen die „Scheißausländer aus dem All“ und ein Teil der Menschheit verleugnet den Erstkontakt, weil es doch nicht sein kann, dass es im Universum noch anderes Leben gibt.

Das Raumschiff fliegt auf die Erde zu, steuert daran vorbei und fliegt weiter. Mehr nicht. Kein Funkspruch, keine Landung eines Beibootes und Empfang eines Abgesandten auf dem Petersplatz und keine Invasion mit Versklavung und so.

Ich habe die Idee bis heute nicht umgesetzt, weil so etwas im Prinzip schon passiert ist. Also vage, andeutungsweise, entfernt, so in etwa. 2017 näherte sich ein „Ding“ aus dem interstellaren Raum, durchflog das Sonnensystem und verließ es wieder. „Oumuamua“ wurde das angeblich zigarrenförmige „Ding“ genannt, was auf hawaiianisch für „der Kundschafter“ steht. Für Aufregung allein sorgte der Umstand, dass etwas von außerhalb des Sonnensystems kam und dann hatte es noch die Form einer Zigarre. Nichts im Universum hat die Form einer Zigarre, außer es wurde von jemandem gebaut. Für mich war klar, „Oumuamua“ war ein Raumschiff, und es hatte keinen Bock auf den Planeten Erde.

Ich beschäftige mich schon lange mit außerirdischem Leben und bin auch der Ansicht, dass bis auf einige Ausnahmen wie das galaktische Imperium und Darth Vader, das Sabber-Alien und der Predator, alle außerirdischen Zivilisationen weiter entwickelt sind als wir, damit intelligenter, friedlicher und entspannter. Je älter ich werde, desto mehr sehne ich mich nach meinem persönlichen Kontakt mit Aliens und dass sie mich für würdig halten, mit ihnen zu kommen. Manchmal muss ich mich daran erinnern, dass ich als Kind mal einige Stunden auf einer Weide stand und auf ein UFO gewartet habe, aber vermutlich wurde ich seinerzeit als noch nicht würdig befunden oder man sah mir an, dass ich keine Kuh war.

„Oumuamua“ ist längst aus der Wahrnehmung vieler Menschen entflogen, und was es nun genau gewesen ist, ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion.

Dazu trägt auch das kürzlich erschienene, populärwissenschaftliche und damit konträr diskutierte Sachbuch von Avi Loeb bei, der als Professor für Astrophysik an der Harvard University lehrt.

Loeb glaubt, dass es sich um ein Sonnensegel handelt oder um ein anderes abgerissenes Teil eines Raumschiffes, das entweder unbemannt wie die „Yogager“-Sonden der Menschheit war oder von der Besatzung schon lange verlassen worden ist.

Die Beobachtung von „Oumuamua“ reiht sich ein in die Vielzahl von UFO-Sichtungen, die es auf der Erde schon gab. Das Pentagon war 2021 mal so freundlich, den Schleier der Geheimhaltung zu lüften und Auskunft zu geben, wie sie etwa 144 Fälle ungewöhnlicher Himmelsphänomene und -Objekte aus dem Zeitraum 2004 bis 2021 bewertet. Sie hätten die Sache wie üblich mit einem „Das ist nichts dran. Alles ganz normal“ abbügeln können, aber irgendwie weht da gerade so ein „Glasnost“- Lifestyle durch ihr Fünfeck, so dass sie Folgendes der staunenden Weltöffentlichkeit mitgeteilt haben:

Bei einer der Beobachtungen soll es sich um einen großen, Luft verlierenden Ballon handeln, was eine erstaunliche Aussage des Pentagon darstellt, schließlich wurden frühere UFO-Sichtungen grundsätzlich mit einem Ballon erklärt, auch wenn das Objekt eine quadratische oder rechteckige Form aufwies. Für 143 Fälle aber gibt es keine Erklärung, außer vielleicht dass es sich um Vögel (Blödsinn), Eiskristalle (jetzt hört aber mal auf), Abfälle (das ist doch absurd!) oder optische Täuschungen (ihr habt doch komplett den Arsch offen) handelt. Ich habe ja von vielen Dingen keine Ahnung und auch keine Meinung, aber der Umstand, dass in einem Teil der Fälle die beobachteten Objekte abrupt die Richtung ändern, um die eigene Achse rotieren oder mit scheinbar mehrfacher Schallgeschwindigkeit unterwegs sind, spricht ganz deutlich für eine überlegene Flugtechnologie und nicht für Eiskristalle oder Abfälle. Eher kleinlaut wird von Seiten der Geheimdienste in Erwägung gezogen, dass es sich um überlegene Militärtechnik Russlands oder Chinas handeln könne. Jetzt hört aber mal auf. Ich bin ein Kind des kalten Krieges und die Überlegenheit des Westens habe ich mit der Muttermilch aufgesogen. Der Chinese kann gut Spielzeug-Plastikscheiße, allerlei unnütze Haushaltsgadgets, die nach einer Woche kaputtgehen und prima Smartphones bauen, aber doch nicht überlegene Militärtechnologie. Und der Russe hat die Wirtschaftsleistung von Spanien, führt Stellvertreterkriege, als wäre noch 1976 und annektiert Gebiete, in denen sich gut urlauben lässt, da ist nichts mit abrupt die Richtung ändern oder mehrfache Schallgeschwindigkeit.

Der Bericht des Pentagon lässt aufhorchen – sie sind in Erklärungsnot und damit hauchen sie der Frage nach außerirdischem Leben wieder neues Leben ein. Erich von Däniken verkauft sich wieder prächtig, die Area 51 wird zur Körperwelten-Ausstellung, Urlauber entdecken das Bermuda-Dreieck als Urlaubsziel, und die Frage, warum Aliens gerne Kühe klauen, könnte irgendwann beantwortet werden. Und diese Frage hat durchaus Potenzial bei mehr als 290000 Kühen, die in den letzten 40 Jahren der irdischen Schnitzel- und Burgerproduktion entzogen wurden.

Kommen wir zu der entscheidenden Frage – wieso melden sich die Außerirdischen nicht bei uns? Wir sind eine hochstehende Zivilisation, voller Güte, Gerechtigkeit und Poesie. Wir achten die Umwelt, wir handeln nachhaltig im Sinne künftiger Generationen, wir verehren die schönen Künste und haben uns alle lieb.

Okay, es gibt auch ein paar Mängel, aber ich habe ja auch nicht geschrieben, dass wir vollkommen sind. Kann es sein, dass sich die Aliens bei der Betrachtung und Bewertung zu sehr auf die paar Mängel konzentrieren, also Dinge wie AfD, BILD-Zeitung, Querdenker, Internet-Trolle, Armin Laschet und Michael Wendler. Immerhin haben wir nicht mehr Donald Trump, jaja, Orban und Lukaschenko, aber die erledigen sich irgendwann auch.

Tröstlicher wäre der Gedanke, den Avi Loeb äußert. Die Außerirdischen sind längst ausgestorben. Nichts mehr da außer die Trümmer ihrer einstmals gigantischen Raumflotte, die in Hochzeiten die Milchstraße frequentierten wie Tanker die Straße von Hormus. Ab und an fliegt mal die Spülung einer Raumschiff-Toilette durch unser Sonnensystem und wir erkennen das nicht mal, weil wir zu doof sind, mal eben hinzufliegen und zu schauen, ob wir die noch für unsere Raumfahrtpläne gebrauchen können. Wir schaffen es gerade mal, dass zwei Milliardäre für kurze Zeit am Vakuum schnüffeln, um gleich darauf eine neue „Ära“ der Raumfahrt auszurufen.

Und ich? Ich sitze da und erzähle, wie ich als Kind mal einige Stunden auf einer Weide stand und auf ein UFO gewartet habe. Vielleicht sollte ich mir ein Kuh-Kostüm besorgen und in die verlassenen Weiten der Uckermark reisen und einfach ein paar Stunden warten. Ich bin nach 52 Jahren Erdgebundenheit überzeugt, dass es für mich gut wäre, mit glubschäugigen Alfs den Weltraum und unendliche Weiten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen und in Galaxien vorzudringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

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