Geschrieben am 10. August 2013 von für Bücher, Crimemag

Robert Galbraith (a.k.a. J. K. Rowling): The Cuckoo’s Calling

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‒ Einen mittelmäßigen Krimi von Mr. Galbraith hätte man nicht groß beachtet. Warum auch? Dass Mr Galbraith sich dann in J. K. Rowling verwandelte, ändert nur etwas an der Aufmerksamkeit. Der Text bleibt, was er ist: mittelmäßig. Für Joachim Feldmann Regenwetterlektüre …

Es kommt nicht oft vor, dass Daheimgebliebene neidisch reagieren, wenn man von leichtem Nieselregen und Temperaturen um die 20 Grad berichtet. Nach einer sogenannten Hitzewelle, über deren Höchsttemperaturen um die 30 Grad Kontinentaleuropäer eher schmunzeln würden, herrschen in Britannien wieder die gewohnten Wetterverhältnisse. Und was ist schöner, als den halben Sonntag lesend auf dem Sofa zu verbringen und nur gelegentlich aus dem Fenster seines Ferienhauses zu schauen, um beruhigt festzustellen, dass es immer noch zu nass für einen zünftigen Spaziergang ist. Also brüht man noch eine Kanne Tee und greift wieder zum Buch, bei dem es sich idealerweise um einen Detektivroman klassischer Prägung handelt.

Am Samstag hatten wir uns im nahegelegenen Städtchen mit passender Lektüre versorgt. P. D. James’ „Death Comes to Pemberley“ (dt. „Der Tod kommt nach Pemberley“, 2013, eine mörderische Fortsetzung von Jane Austens Klassiker „Pride and Prejudice“, und „The Cuckoo’s Calling“, J. K. Rowlings unter Pseudonym veröffentlichter Ausflug ins Krimigenre, schienen uns ideale Mittel zum Zweck, obwohl die Romane auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemeinsam haben.

Während sich Baroness James of Holland Park zurück an den Anfang des 19. Jahrhunderts begibt, spielt Rowlings Detektivgeschichte im heutigen London. Ihr Held ist ein ehemaliger Militärpolizist, der in Afghanistan sein halbes Bein verloren hat. Beim Mordopfer handelt es sich um ein weltberühmtes Supermodel. Und unter den illustren Nebenfiguren befinden sich Popmusiker und Filmprominenz. Zeitgenössischer geht es kaum. Doch formal zeigt sich J. K. Rowling traditionsbewusst. Indizien werden gesammelt und Zeugen befragt, bis der Täter einwandfrei überführt werden kann. Dies geschieht, wie zu den Zeiten Hercule Poirots und Miss Marples, indem der Tathergang ausgiebig vom Ermittler referiert wird. Und dies selbstverständlich in Anwesenheit des Mörders.

Dagegen ist wenig einzuwenden. Tatsächlich demonstriert Rowling auf befriedigende Weise, dass ein scheinbar überholtes Handlungsmuster ziemlich robust sein kann. Dabei frönt sie (und das ist gelegentlich ermüdend) ihrer Leidenschaft für detaillierte Beschreibungen, was einer der Gründe dafür ist, dass es der Roman auf satte 448 Seiten bringt. Ein recht behäbiger Schmöker also, wir hatten die richtige Wahl getroffen. Übrigens soll das Manuskript des Folgebands bereits vorliegen. Dann wird man vielleicht auch erfahren, woher die unterschiedlichen Namen rühren, mit denen Ermittler Cormoran Strike im Laufe des Buches angesprochen wird. Wenn man es denn wissen will.

Joachim Feldmann

Robert Galbraith (a.k.a. J. K. Rowling): The Cuckoo’s Calling. London: Sphere 2013. 448 Seiten. 16,99 Pfund. Verlagsinformationen zum Buch.

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