Geschrieben am 5. Juni 2013 von für Bücher, Litmag

Kabus/Bernhard (Hg.): Das Wort und die Freiheit. Jean Paul Bildbiografie

Jeanpaul_Das Wort und die FreiheitFulminantes Eingedenken

– Die Jean-Paul-Bildbiografie blättert Leben & Werk einlässlich auf. Von Wolfram Schütte.

Zeitgenau zum 250. Geburtstag hat man es nicht geschafft. Aber das literarische Prachtstück, das jetzt der Schweizer Nimbus Verlag mit seiner Bildbiografie von Jean Paul unter dem Titel „Das Wort und die Freiheit“ vorlegt, ist dennoch das opulenteste Geburtstagsgeschenk für das Erinnern des großen, einzigartigen Jubilars.

Der Herausgeber & Autor Bernd Echte, der den großformatigen Band mit Zeugnis-Materialien aus einer Vielzahl von Museen gepflastert (wie einst der Weg zur Rollwenzelei mit Granitsteinen) und gespickt hat wie den Rücken des vierläufigen Hasen Dr. Katzenbergers, hat sich nicht nur als Kurator u. a. einer Zürcher Jean-Paul-Ausstellung einen Namen gemacht, sondern auch als Entzifferer der schon für unlesbar geglaubten „Mikrogramme“ Robert Walsers. Was Echte hier zusammen mit Petra Kabus versammelt hat, ist nichts anderes als der umfänglich-vollständige Katalog einer imaginierten Großausstellung zu Leben & Werk Jean Pauls.

Das 464 Seiten starke türkisfarbige Buch in englischer Broschur blättert das Leben des armseligen Pfarrersohns von der Wiege in Wunsiedel über Joditz bis zum Tod des seinen zeitgenössischen Ruhm überlebt habenden Schriftstellers in Bayreuth auf die vielfältigste Art & Weise auf. Dabei dienen ihm die Stationen der Lebensreise Jean Paul Friedrich Richters gewissermaßen als Kammern, in denen er seine erstaunlichen historischen Bilder von Orten & Personen – aber auch Farbfotos der Titelblätter von Büchern oder Faksimiles von Manuskript- oder Briefseiten – gesammelt hat & diese atmosphärischen Beschwörungen des Authentischen sparsam, liebevoll ironisch & hinreichend ausführlich kommentiert, sodass sich die Leser jederzeit von diesem Führer durch Leben & Werk (& beider zeitgenössischen Ambiente) angenehm & einlässlich informiert sehen.

Jean Paul und sein Pudel Ponto. 1819. Quelle: Hesperus 14 (1957).

Jean Paul und sein Pudel Ponto. 1819. Quelle: Hesperus 14 (1957).

Türkisfarben reproduzierte Zitate von & über JP in wesentlich größerer Schrift stehen wie Merksätze über diesen Orten Jean Paulʼschen Verweilens z. B. in Weimar, Berlin, Coburg oder Bayreuth. Wobei es erstaunlich ist, dass der Fündig- & Findigkeit der Herausgeber die vielen kolorierten Stadt-Land-Ansichten (sogar von Joditz oder Wunsiedel!) nicht entgangen sind, welche diese Aufenthalte jeweils mit einer Totalen einleiten.

Beim Fortgang durch diese Bildergalerie belassen es die beiden Kuratoren nicht. Sie haben immer wieder an Lebenswendepunkten kleine Essays von Jean-Paul-Kennern platziert, die Akzente setzen, Entwicklungen zusammenfassen, Einzelaspekte ansprechen & dadurch Leben wie Werk verdichten. Diese von unterschiedlichen Autoren verfassten Mußeteile lauten etwa „Der Hungerkünstler in der Essigfabrik“, „Jean Paul und die Frauen“ oder fassen „Die letzten Jahre“ zusammen.

Wie es sich für eine sympathetisch-anschmiegsame Beschäftigung mit dem oberfränkischen Meister gehört, wird diese fadengeheftete Bildbiografie noch zusätzlich von zwei schönen Hommagen der JP-Preisträgerin Brigitte Kronauer und des JP-Biografen Rolf Vollmann ein- & ausgeleitet: zweimal sehr schönes, wohltönendes Geleitläuten für ein Buch, das für seine 464 Seiten mit 39 Euro nicht zu teuer bezahlt, sondern fast geschenkt erscheint. Es ist ein fulminantes Geschenk an & für alle Jean-Paul-Liebhaber & -Verehrer in diesem Jahr des Eingedenkens an Jean Paul.

Wolfram Schütte

Lesen Sie dazu auch den Essay „Wolfram Schütte zum 250. Geburtstag von Jean Paul“.

Petra Kabus/Bernhard Echte (Hrsg.): Das Wort und die Freiheit. Jean Paul Bildbiografie. Wädenswil: Nimbus. Kunst & Büecher AG 2013. 420 Seiten. 39,00 Euro.

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