Geschrieben am 29. November 2014 von für Bücher, Crimemag

Michail Chodorkowski: Meine Mitgefangenen

Michail Chodorkowski Meine MitgefangenenRuft eure Eltern an!

Das Gefängnis ist eine Groteske unserer Gesellschaft. Im Prinzip ist es das Gleiche – nur greller. „Im Gefängnis gibt es die Maske schöner Redewendungen nicht, die Mächtigen sagen dir offen ins Gesicht, was du für sie wert bist: nichts“, sagt Michail Chodorkowski, einst der reichste Mann Russlands, dann zehn Jahre Zuchthäusler. Ein schmaler Band, knappe 100 Seiten, von einem geschrieben, der sich für alles andere als einen Literaten hält, dem das Schreiben beim Überleben in Gefängnis und Straflager half und bei der Behauptung seiner Menschlichkeit. „Meine Mitgefangenen“ ist ein merkwürdiges Buch. Alf Mayer kann es nicht vergessen.

Nein, Russland erschreckt mich nicht so leicht. 1994 fuhr ich mit einem jungen Dolmetscher-Brüderpaar mehrere Wochen durch Jelzin-Land, erlebte auf 3000 Kilometern die Unterschiede zwischen arm, ganz arm und reich, zwischen Stadt und Land (eine Sanitätsschwester auf 300.000 Bezirksbewohner), erhielt Angebote von Unterkunftswirten, gegen einen kleinen Obolus ihre minderjährigen Töchter zu gebrauchen, Einladungen zu allerlei Beteiligungen und Geschäften, im Umfeld der ehemaligen Diplomatenjagdgebiete Hinweise auf „exklusive Möglichkeiten“ für allerlei Trophäen. Selbst eine Hatz auf Menschen wäre arrangierbar, gab man mir in einem teuren Moskauer Privatclub zu verstehen. Natürlich kenne ich Solschenizyn, Tschechows Besuch der Strafkolonie Sachalin und Dostojewskis „Totenhaus“. Was den Umgang mit Menschenleben in kriegerischen Konflikten angeht, gibt der beeindruckende Arkadi Babtschenko zeitgenössisches Zeugnis in „Die Farbe des Krieges“ und „Ein guter Ort zum Sterben“.

charms_hoerspiel_titel„Mangel an Enthusiasmus, das Nähen zu erlernen“

Und doch ist es ein Abgrund, in den einen der 1961 geborene Michail Borissowitsch Chodorkowski in seinen zwischen 2010 und 2013 für die Oppositionszeitung The Moscow Times im Straflager entstandenen 21 Kolumnen blicken lässt. Weil es um Russland im 21. Jahrhundert geht, um einen wichtigen Nachbarn, dessen Zukunft mit der unseren verknüpft ist. „Der Grad der Zivilisation einer Gesellschaft lässt sich beim Eintritt in ihre Gefängnisse feststellen“, schrieb der nach Sibirien verbannte Dostojewski in seinen um 1860 entstanden „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“.

In seinem Vorwort ringt Chodorkowski um einige übergeordnete Worte: „Das, was der Leser jetzt in der Hand hält, ist ein Versuch, einen Einblick in die Welt zu gewähren, zu der die meisten üblicherweise keinen Zugang haben“, betont er. „Eine rückständige Welt“ sei es, „die in meinem Land Seite an Seite mit der Gegenwart existiert, als gäbe es keinen technischen Fortschritt, keine Errungenschaften der Zivilisation.“ Jeder Russe wisse, dass er plötzlich eingesperrt werden könne, einer von hundert sitze hinter Gitter oder Zaun, schreibt Chodorkowski. „In Russland heißt es: Vom Gefängnis und von der Armut kannst Du Dich nicht lossagen.“ Im Alltag werde das ausgeblendet. „Auch für mich war es ein Schock, dass Recht, Gesetz und Wahrheit im Gerichtssaal nichts gelten. Ich war wohl naiv.“ Zehn Jahre war er „im System“. Zuerst im Straflager JaG 14/19 in Sibirien, neben einer Uran-Mine, dann in Tschita und Moskau, danach im Straflager Nummer 7 in Karelien. Ein Antrag auf vorzeitige Entlassung auf Bewährung wurde abgelehnt, wegen „Mangel an Enthusiasmus, das Nähen zu erlernen“.

charms5Schreiben, um zu überleben

Der jetzt exilierte einstige Ölmagnat, der den Unterboden seines Heimatlandes am eigenen Leib erfuhr, will aufrütteln und macht das mit leisen Mitteln. Dass die erste russische Auflage schnell verkauft war, hat ihn gefreut. Dass er bald freikommen würde, wusste er während seines Schreibens nicht. Das sind keine Memoiren, hier schreibt einer einfach aus dem System, stellt ein wenig Öffentlichkeit her. Du hast überlebt? Und gut ist. Gegen diesen Verdrängungs- und Schweige-Impuls nach schlimmen Erfahrungen kämpft(e) er spürbar an. „Diese Aufzeichnungen mache ich, weil ich allen Menschen, die nicht gleichgültig sind, erzählen möchte, was ich selbst empfand, als ich ins Gefängnis kam“, schreibt er am Beginn seines vierten Porträts. Aus einem gewöhnlichen Opfer habe er sich „in einen interessierten Beobachter“ verwandelte. Auch wenn er eigenes Leid an keiner Stelle dramatisiert, durchgängig nüchtern bleibt und unaufgeregt, atmen seine Zeilen doch etwas von der Notwendigkeit vom „Schreiben, um zu überleben“, wie Nicola Keßler ihre „Studien zur Gefangenenliteratur“ betitelte (Godesberg, 2001).

„Als ein durch und durch technokratischer Mensch und alles andere als ein Schöngeist betrachtete ich das Lesen früher als eine Art Pflichtübung, die einem den Zugang zu notwendigen Informationen ermöglicht oder einen zum Nachdenken zwingt“, gesteht er im Vorwort. Eben diese Absenz aber von Anspruch auf besondere Kerkerprosa gibt den Texten einen eigenen Resonanzraum und in der lakonischen Schilderung absurdester Schicksale und Schrecknisse eine manchmal frappierende Nähe zum großen Anarchisten Daniil Charms. Ich halte es für keinen Zufall, dass die Charms Werke 01 bis 04 ebenfalls im Galiani Verlag erschienen sind (über die Gesamtausgabe siehe faz.net).

schalamow-coverJeder Moment eingefroren wie ein Standbild

Die oft befremdlich rabenschwarze, absurde Komik von Daniil Charms gilt mir seit vielen Jahren als Lackmus-Test für Menschen, die sich vielleicht zu engen Freunden eignen. Für mich ist er einer der größten Humoristen des Noir, noch sein Tod eine große Absurdität. Anfang 1942 war er verhungert, nachdem man ihn als nicht zurechnungsfähig freigesprochen, dann aber in einem Leningrader Gefängnis in seiner Zelle vergessen hatte. Am 23. Oktober 1937 schrieb er, wieder einmal verhaftet, in sein Tagebuch: „Mein Gott, ich habe nur mehr eine einzige Bitte an Dich: vernichte mich, zerschlage mich endgültig, stoße mich in die Hölle, lass mich nicht auf halbem Wege stehen, sondern nimm von mir die Hoffnung und vernichte mich schnell, in Ewigkeit.“

„Jeder Moment im Gefängnis ist absolut, eingefroren wie ein Standbild“, heißt es im Erstlingsroman eines großen Kriminalautors, der sich, zu 20 bis 25 Jahren verurteilt, seinen Sinn für das Groteske und für Bachtins „Großen Karneval“ in jungen Jahren im berüchtigten Ohio State Penitentiary aneignete. Vier Mal musste Chester Himes seinen 1937 geschriebenen Roman „Yesterday Will Make You Cry“ umschreiben, ehe er völlig verändert 1952 als „Cast the First Stone“ erscheinen konnte. Sieben Jahre hatte Himes im Gefängnis gesessen, war dort zum Schriftsteller geworden. „Yesterday Will Make You Cry“, eine roh-brutale Mischung aus Pulp-Roman und Charakterstudie, wurde erst 1998 veröffentlicht, 14 Jahre nach dem Tod des Autors (hierzu mehr auf kaliber.38 und publisherweekly).

In Russland reicht die Genealogie literarischer „Folgen“ der Unterdrückung kritischer Geister von Puschkins Exil in den 1820ern, über Fjodor Michailowitsch Dostojewskis Gefängniszeit (1849 bis 1853) zu den sowjetischen „zeks“ von Warlam Schalamow, Alexander Solschenizyn und Andrei Sacharow, um die bekanntesten zu nennen. (Ein Link zur Gefangenenliteratur findet sich hier.) Solch ein „Zek“, das Lagerwort für Mensch, taucht auch in Lee Childs „Sniper“ auf, in der Verfilmung (mit Tom Cruise als Reacher, zur CM-Besprechung geht es hier) gab ihm Werner Herzog Stimme und Gesicht, machte einem Delinquenten klar, dass es zum Beweis des Überlebenswillens gehöre, sich einen erfrorenen brandigen Finger selbst abzubeißen. Auch bei Chodorkowskis Mitgefangenen ist das Überlebenwollen selbstverständlich, geht einher mit oft lakonischer Fügung in all die Zumutungen. Horst Bienek (Die Zelle, Die Zeit danach, Workuta) prägte für Kerkerliteratur den Begriff „lazarenische Literatur“, Chodorkowski schwelgt nicht in solchen Leiden des Lazarus, er hat ein Auge für das Subversive, für die Restbehauptungen von Rückgrat und Anstand.

cover schalamowGeschundene Seelen, Dummköpfe oder Schufte

Seinen Mitgefangenen begegnet Chodorkowski mit einer Toleranz und einem Verständnis, das mich immer wieder an die Menschenfreundlichkeit Simenons erinnerte, der all seine Figuren, auch die Mörder, „Brüder“ nannte. Noch in den Begegnungen mit einem jungen russischen Neonazi und Holocaustleugner oder einem Wärter scheint ein Echo jener „liebenswürdigen Rohlinge“ auf, von denen Dostojewski in den „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ erzählte oder von den geschundenen Seelen, die Alexander Solschenizyn in seinem monumentalen „Archipel Gulag“ oder in „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ beschreibt. Das Wort Gulag freilich taucht nicht auf bei Chodorkowski, mit den bei Matthes & Seitz erschienenen Erzählungen Warlam Schalamows aus der Hölle des Gulags Kolyma (zur Werkausgabe) kann man ihn nicht vergleichen. Seine Mitgefangenen sind keine politischen Häftlinge, sondern mehr oder weniger zufällige Opfer einer willkürlichen Justiz, die ihnen zur Last gelegten Delikte Diebstahl, Drogenhandel oder Betrug hatten sie nicht unbedingt begangen. Hinter Zaun und Mauer spielt das eh kaum eine Rolle mehr, dann beginnt eine neue Roulettepartie.

Auch wenn es aus heutiger Sicht unverzeihlich erscheine, sagt Chodorkowski heute, habe er ein faires Gerichtsverfahren erwartet, als er im Oktober 2003 verhaftet worden sei. Es sei für ihn ein Schock gewesen, dass weder das Gericht noch die Menschen in Russland sich für die Wahrheit und die Einhaltung der Gesetze interessiert hätten. Dass der Rechtsstaat der Schlüssel zur Lösung der Probleme Russlands sei, habe er erst im Gefängnis erkannt, wo die Verhältnisse der Gesellschaft in grotesker Übersteigerung sichtbar würden. Seine gesellschaftliche Analyse ist hart: „Allem Anschein nach wir Russland die nächsten Jahre ein bürokratischer Polizeistaat sein, in dem eine korrumpierte Bürokratie uneingeschränkt regiert – gleichgültig und dreist, heißt es im Buch. Chodorkowski sieht:

„Eine Negativselektion: Im System bleiben nach und nach nur die Schlechteren. Den einen mangelt es an Verstand, um zu begreifen, den anderen an Moral, um wenigstens nicht mitzumachen, nachdem sie begriffen haben.
Dummköpfe oder Schufte – nicht gerade das beste Material, um eine Staatsmaschine am Laufen zu halten. Das ist, wohl gemerkt, unser eigener Staat.“

Cover TotenhausGegen die Erbarmungslosigkeit

Seine (russischen) Leser fragt er: „Können wir friedlich weiterleben und so tun, als würde uns das Schicksal anderer nichts angehen? Wie lange kann ein Land bestehen, in dem Gleichgültigkeit zur Norm geworden ist?“ Seine letzte Kolumne schließt:

„Eine Erbarmungslosigkeit, die Erbarmungslosigkeit hervorbringt. Eine Gesellschaft, in der Barmherzigkeit und Mitgefühl nur was für die Narren sind. Ein Land, in dem zwar schon lange nicht mehr geköpft und in der Regel nicht durch Pfählung hingerichtet wird, das aber noch nicht bereit ist, für jedes einzelne Leben und Schicksal zu kämpfen… Lasst uns Mitgefühl füreinander aufbringen. Solange es noch irgendwer braucht.“
Und dann, als letzter Satz, der Zusatz: „Und noch etwas: Ruft eure Eltern an.“

Dieses „Ruft eure Eltern an“ am Ende eines solchen Buches, ich verstehe es als einen Aufruf, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Der russische Kulturhistoriker und Zeichentheoretiker Michail Jampolsky warnte davor unlängst eindringlich und beschrieb die Systematik eines solchen fast realitätsfreien Weltbildes. Als Grundlage sieht er das Wüten von Ressentiments, den Aufstand der Imagination gegen die Wirklichkeit, Merkmale einer im Sinne Nietzsches verstandenen „Moral von Sklaven, die infolge ihrer Lebenssituation die Welt in keiner Weise verändern können“. Die Realitätsverweigerung der russischen Bevölkerung – gegen die Chodorowski mit seinen Porträts ankämpft – sieht er in deren Hilflosigkeit begründet. Die Fakten büßen ihre Realität ein. Wenn selbst der Tod von Menschen etwas Scheinhaftes bekommt, staatliche Medien allen Ernstes „Wahrheitsversionen“ befördern wie etwa die, an Bord von MH17 seien nur bereits Tote gegessen, dann wird die Lüge zum politischen Prinzip, dann ist es möglich, dass die Weltsicht den Phantasievorstellungen von Politikern folgt. Die totale Lüge erzeugt den Glauben an die eigenen Phantasmen. Merkels Stoßseufzer „Putin lebt in einer anderen Welt“ mag undiplomatisch sein oder Putin-Versteher empören. Chodorowski jedenfalls zeigt uns Ausschnitte aus dieser, aus Putins Welt. Dessen Satz „Diebe gehören ins Gefängnis“, den er dem einsitzenden Korruptionsbekämpfer Chodorowski höhnisch nachrief, sagt nur, es kommt eben auf die Diebe an.

Chodorowski appelliert mit seinem „Ruft eure Eltern an“ an einen verloren gegangenen Gemeinsinn, an die Reste von Humanität. Gefangene in Russland hätten nur Verachtung, keinen Respekt vor dem System. „Man tut nur das, wozu einen die Mächtigen zwingen.“ Im Grunde sei das in seinem Land außerhalb der Gefängnismauern nicht anders.

Chodorkowski im Schnelldurchlauf: 1963 geboren, am Moskauer Mendelejew Institut für chemische Technologie studiert, 1989 Vorsitzender einer der ersten russischen Privatbanken, 1992 Stellvertretender Minister für Brennstoffe und Energie, 1993 im Wahlkampfstab von Präsident Jelzin, im Februar 1996 kauft seine Bank, die Menatep, das Mineralölunternehmen Jukos für 350 Mio US-Dollar und übernimmt damit 3 Milliarden US-Dollar an Schulden, im April 1996 wechselt er von Menatep in die Führung von Jukos, damals der zweigrößte russische Ölkonzern. 1997 Fusion mit dem Erdölkonzern Rosprom, er wird Vorsitzender der Holding, handelt sich 1999 eine Anzeige des Energieministeriums wegen Beleidigung ein, weil erklärt hatte, dass die Bildung eines Reservefonds für die Erdölexportquote den Diebstahl fördere und es erlaube, Exportrechte ohne Kontrolle zu vergeben.

Himes_Yesterday will make you cry2000 führt er bei Jukos eine Governance Charta nach westlichem Vorbild ein, die Sozialstanders festschreibt. 2003 ist Jukos der zweitgrößte Steuerzahler des Landes, die Zahlungen machen 4,1 Prozent des russischen Staatshaushaltes aus. Im Februar 2003 kommt es vor laufenden Kameras auf einer Sitzung der Business-Elite zu einem heftigen Meinungswechsel mit Putin. Das Thema: Korruption. Im Juni 2003 wird der Jukos-Sicherheitschef verhaftet, ohne Rechtsbeistand verhört, unter Drogen gesetzt und zu Aussagen gegen seine Chefs gepresst, was er verweigert. Im Juli 2003 wird Chodorkowskis Freund und Geschäftspartner Platon Lebedew wegen angeblicher Steuerhinterziehung verhaftet, am 25. Oktober 2003 wird Chodorkowski festgenommen und in Moskau inhaftiert. Ab Juli 2004 kommen die beiden Freunde wegen angeblicher Steuerhinterziehung und schweren Betrugs vor Gericht, im Mai 2005 fällt das Urteil: neun Jahre Haft in einem Straflager. 2007 erfolgt eine weitere Anklage wegen u.a. Diebstahl von Öl im Wert von 20 Milliarden Euro, also des eigenen Öls, die behauptete Summe höher als die erwirtschafteten Einnahmen. Der von Beobachtern als kafkaesk bezeichnete Prozess beginnt im März 2009 und endet – ein Intermezzo Putins im Fernsehen inbegriffen: „Diebe gehören ins Gefängnis“ – im Dezember 2010 mit einen Urteil zu sechs weiteren Jahren Haft. Die Zeittafel enthält viele kleine böse Details ###. Am 18. Dezember 2013 kündigt Putin die Begnadigung an, a, 20. Dezember wird er aus der Haft entlassen.

PPS. Im September 2014 trat Chodorkowski mit der Gründung der proeuropäischen Bewegung „Offenes Russland“ wieder in die Öffentlichkeit. Er rief seine Landsleute auf, sich vor den Parlamentswahlen 2016 für einen politischen Kurswechsel und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen. Seine Online-Plattform soll ein Forum für Gleichgesinnte bieten, sei aber keine politische Partei. „Wahre Patrioten sollten ihrem Land und Volk auch in düsteren Zeiten dienen“, sagte der 51-Jährige, der heute in der Schweiz lebt. „Eine Minderheit kann einflussreich sein, wenn sie sich organisiert.“ Dass Russland nicht zu Europa gehöre, sei „eine Lüge derjenigen, die das Land ein Leben lang beherrschen wollen, die auf Gesetz und Justiz spucken“.

Chodorkowski äußere sich auch zum Ukraine-Konflikt. Er sieht ein zu zögerliches Verhalten des Westens als Ursache. „Der Westen hat mit seiner sogenannten Realpolitik bei Putin die Überzeugung genährt, dass er und seine Umgebung alles dürfen. Die Botschaft war: Lasst uns gute Geschäfte machen, ansonsten ist alles erlaubt.“
Die Facebook-Seite der Bewegung heißt „Believe in Russia’s Future“, ihr Motto ist: „To change the nation, we must change ourselves.“

Alf Mayer

Michail Chodorkowski: Meine Mitgefangenen. Aus dem Russischen von Vlada Phillip und Anselm Bühling. Berlin: Verlag Galiani 2014. 106 Seiten, Hardcover. 16,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch.
Literaturhinweise:
Warlam Schalamow: Künstler der Schaufel/ Durch den Schnee/ Linkes Ufer/ Die Auferweckung der Lärche/ Das vierte Wologda und Erinnerungen/ Leben oder Schreiben. Berlin: Alle im Verlag Matthes & Seitz. Zum Verlag.
Daniil Charms: Werke in vier Bänden. Berlin: Galiani Verlag 2011. Alle Bände zusammen 1169 Seiten, gebunden., je 25,95 Euro. Zur Verlagshomepage.
Siegfried Jenkner: Erinnerungen politischer Häftlinge an den GULAG

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