Geschrieben am 24. August 2013 von für Bücher, Crimemag

Max Wilde: Schwarzes Blut

Max_Wilde_Schwarzes_BlutSlish-slash

– Eimerweise Menschenfetzen, meterlange Gedärme, das Grauen, Horror & Kreisch – da sind Kettensägenmassaker Kinderkram dagegen. „Schwarzes Blut“ – ein Roman von Max Wilde, den man ansonsten als Roger Smith kennt. Der eigentliche Roger Smith, wie Thomas Wörtche meint.

Die erfolgreichen Südafrika-Thriller von Roger Smith sind clever gemachte Reißer, bei denen der hysterische Unterton stört, mit dem Smith die „Angst vorm schwarzen Mann“ inszeniert (Rezension bei CULTurMAG) und in schicke Metzelgemälde verwandelt. Das lässt sich gut als „knallharten“, „kompromisslosen“ Realismus ans schaudernde Publikum verkaufen, das gerne seine noch so krausen Afrika-Bilder beglaubigt haben möchte. Ohne Realismus-Prätention aber spritzt’s und splattert’s doch noch viel schöner, krasser und hemmungsloser. Schick metzeln kann Smith nämlich richtig gut, und ohne störenden politisch-realistischen Impetus kann das auch richtig Spaß machen.

Man nehme …

Unter dem Pseudonym Max Wilde mixt Smith also in „Schwarzes Blut“ in sehr traditioneller Manier Horror, Crime, Gangster, Abenteuer und andere Genre-Elemente, die nicht schnell genug auf die Bäume kommen, zu einem bluttriefenden Stillleben in Gekröse, Körperteilen und -fetzen. Dazu jede Menge Gemeinheit und ganz niedrige Gesinnung, natürlich auch Stolz, Liebe und Opferbereitschaft. Dazu ekliges Viechzeuch, das auch dem nettesten Menschen inne wohnt und nach außen strebt. Am liebsten in einer sexy jungen Frau. Wie’s reingekommen ist, wissen wir noch nicht und befürchten aber das Äußerste. Das Ganze spielt natürlich in den backwoods. Auch wenn die irgendwo ohne Wald an der Grenze zu Mexiko liegen, denn dort siedelt das menschlich ganz Böse.

max_wildeImmer wieder gern: DAS BÖSE

Ja, in Mexiko geht’s ab: Drogen, Gewalt, Gesetzlosigkeit, Menschenhandel, Organgedeale across the crystal frontier, wie’s bei Calexico heißt, – so’n bisschen kann sich Mr Smith nicht verkneifen, das menschlich Böse mit dem nicht ganz Weißen in Verbindung zu bringen. So viel politisches Statement darf schon sein. Deswegen unterscheiden wir das menschlich, also sozial Böse vom unmenschlich, nicht-sozial Bösen. DAS in letzter Zeit immer so beliebte BÖSE halt, mit dem wir uns immer so prächtig unterhalten und dem die populäre Kultur auch Orte zuweist, wo dergleichen zu obwalten und stattzufinden hat: In den backwoods, im Outback, eben dort wo Monster und Kannibalen sich gegenseitig ohne Zivilisationsverdacht Gute Nacht sagen.

Die sexy junge Frau vom Cover, so viel pulp-Bezug soll sein, trägt es dann wie weiland das Alien, hinaus in die Welt: das Andere, das Fremde, das Hungrige, das unaussprechlich Furchtbare – wehe, da wirft tatsächlich jemand ideologie-kritisch das „steht-für“- Metaphern/Symbol-Maschinchen an. Dabei geht’s doch nur um die betriebswirtschaftlich erfreuliche Möglichkeit to be continued …

Das alles ist glücklicherweise sehr schön albern, splatter pour splatter, dusk-till-dawn-mäßig lustig, ohne allzu aufgesetzten Anspruch. Man könnte fast den Eindruck haben, in Max Wilde scheine der „echtere“, weil unbefangenere Roger Smith auf, auch wenn man das Ganze natürlich als ironischen Ulk verbuchen kann.

Thomas Wörtche

Max Wilde: Schwarzes Blut. (Vile Blood, 2012) Deutsch von Kristof Kurz. München: Heyne Hardcore 2013. 320 Seiten. 8,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch. Mehr zu Max Wilde. Foto: Homepage des Autors.

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