Das Goldene Kalb – „Suburra“ und „Mafia Capitale“
Die antiken Schriften berichten vom Kult um das Goldene Kalb, der den heidnischen Sündenfall der Israeliten beim Auszug aus Ägypten versinnbildlicht. Dreitausend Jahre später hat dieser Götzendienst in Rom eine armselige und doch bezeichnende Metamorphose erfahren. Ihre Quintessenz ist in einem einzigen Satz aus Hunderttausenden Seiten Ermittlungsprotokoll zum Fall der sogenannten „Mafia Capitale“ enthalten. Ein Satz, treffend wie eine Zote. Der den dunklen Sinn der Geschichte dieser Stadt erfasst, ihrer tiefen, alles durchdringenden Korruptheit, so sehr, dass er zur Metapher, zum Epitaph wird.
Salvatore Buzzi, der Vorsitzende der Sozialgenossenschaft „29 aprile“, streckt laut Telefonabhörprotokoll der Carabinieri einen Bittsteller, der ihn um eine Anstellung angeht, verbal mit dem einen Satz nieder: „He, du kennst doch die Metapher, nicht wahr? Willst du die Kuh melken, musst du sie füttern.“
Als Chef des Monopolisten im sogenannten „tertiären Sektor“ des Sozialwesens (Dienstleistungen bei der Aufnahme von Migranten, Tätigkeiten von sozialer Relevanz, Wohlfahrt für Minderbemittelte), ist Buzzi eine Schlüsselfigur in den Ermittlungen gegen das „Mafia Capitale“ genannte Korruptionssystem, das sich in den vergangenen Jahren der Politik und des Verwaltungsapparates der Gemeinde Rom bemächtigt hat. Gemeinsam mit 50 anderen Beteiligten steht er unter Anklage.
Aus dem Kalb, um das die verblendeten Israeliten tanzen, ist die goldene Kuh der Veruntreuung geworden. Mit gesteuerten Auftragsvergaben, durch getürkte Wettbewerbe, mit öffentlichen Mitteln muss sie gefüttert werden, damit sie aus ihrem Euter heute Gold und morgen Gefälligkeiten verteilen kann. In diesem Bild steckt die harte Wahrheit des Geben und Nehmens, des Tauschhandels zwischen öffentlichem und privatem Interesse, und letztendlich die Funktion von Korruption als ein der Macht und ihrer Ausübung immanentes Element.
***
Natürlich könnte man Buzzis Bemerkung als geschmacklosen Witz eines drittklassigen Händlers abtun und mit den italienischen Tugenden Resignation und Vorsicht folgern: „Nichts Neues unter der Sonne.“ Im Licht der tausend Jahre alten Sonne Roms und eines Landes, in dem Korruption und Steuerhinterziehung jährlich 160 Milliarden Euro ausmachen, ungefähr zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts. Das zu tun, wäre aber eine fahrlässige Fehleinschätzung. Die „goldene Kuh“ Salvatore Buzzis ist zugleich Symbol und Totem dieses verseuchten, infizierten Ortes, den wir zwei Jahre vor seiner juristischen Aufdeckung als „Suburra“[1] bezeichnet haben. Das war der Titel eines Romans, der viele Aspekte des Falls von „Mafia Capitale“ in der Fiktion vorweggenommen hat. Nicht nach diesem antiken römischen, sondern nach einem eher Tolkienschem Vorbild hat der Neofaschist Massimo Carminati, einst Mitglied der Maglianabande und mit Buzzi Hauptakteur (und Mitangeklagter) von „Mafia Capitale“, sozusagen symmetrisch dasselbe Phänomen als „Zwischenwelt“ benannt.
„Suburra“ und „Zwischenwelt“ definieren beide den Ort, an dem Palast und Straße aufeinandertreffen, um Geschäfte zu machen. Dort, wo die „obere Welt“ der „Patrizier“ und die „untere Welt“ der „Plebejer“ ihren obszönen Pakt beschließen. Dort wo – um es noch einmal mit einer von Buzzis erhellenden Weisheiten aus den Abhörprotokollen zu sagen – „eine Hand die andere wäscht und beide Hände das Gesicht waschen“. Wo „unterschiedliche Gesellschaftsklassen“, hätte man früher gesagt, dieselbe Sprache sprechen.
Anders gesagt, beim Götzendienst um die goldene Kuh ist Korruption im Buzzi-Carminati-System kein Unfall der Demokratie und des Marktes – sie ist vielmehr dessen Seele.
Einige Zahlen können das Verständnis erleichtern.
In Rom liegen die Kosten der öffentlichen Bauten sowie der öffentlichen Dienstleistungen im Schnitt um 30 % höher als in allen anderen europäischen Städten, gleich, ob es um einen Kilometer Straßenbelag geht oder um ein Mensaessen für Bedürftige.
Eine Studie des Forschungsinstituts EURES vom Oktober 2015 hat anhand von Daten aus dem Innenministerium dokumentiert, dass in Rom die nachgewiesenen Korruptionsvergehen zwischen 2009 und 2014 um 422 Prozent angestiegen sind. Mit einer Spitze im Jahr 2014 (ein Plus von 262 % im Vergleich zum nationalen Plus von 181 %).
In Rom ist im nationalen Vergleich der größte Anstieg von Vergehen durch öffentliche Beamte und ,untreue‘ Verwalter zu verzeichnen (neben Korruption auch Veruntreuung, Unterlassung, Verweigerung von Amtshandlungen), mit einem Durchschnitt von 6,9 Vergehen pro 100.000 Einwohner (im nationalen Durchschnitt sind es 6,3).
***
In diesem Kontext vollzieht die Korruption eine Metamorphose und wird zu etwas anderem. Die Korruption hat sich in Rom zu einem mafiösen System entwickelt, lautete der Befund des Kassationsgerichts, als es sich über die Rechtmäßigkeit der Anklage wegen Mafiaaktivitäten geäußert hat, deren Salvatore Buzzi, Massimo Carminati und die anderen an „Mafia Capitale“ Beteiligten beschuldigt werden.
Hier nimmt die Bezeichnung Mafia eine spezifisch römische, „originelle“ und „ursprüngliche“ Bedeutung an. „Originell“, weil ihre assoziative Architektur abweicht vom traditionellen, eher hierarchischen Paradigma der älteren Mafiaverbünde Cosa Nostra, ‘Ndrangheta, Camorra und Sacra Corona Unita. „Ursprünglich“, weil sie autochthon ist, aus Roms einzigartiger und urtümlich krimineller Ansteckungskraft entstanden. Aus jener „Zwischenwelt“ also, in der, wie gesagt, die Ambitionen von Palast und Straße und unterschiedliche „menschlichen Typen“ (Gemeindebeamte und Straßenganoven, öffentliche Verwalter und Bestecher, Wächter und Diebe) aufeinandertreffen. Mit der Kraft der Einschüchterung, der Erpressung und des Schweigens untergräbt sie, würdig einer jeden Mafia, nicht die Form, aber die Substanz der Demokratie: die öffentlichen Ausschreibungen, die Transparenz der Verwaltungstätigkeit, die Freiheit der politischen Willensbildung.
Das also ist das Neue. Und das verbietet, dem unwürdigen Schauspiel mit Gleichgültigkeit zu begegnen.
In der Interpretation durch das Kassationsgericht (also durch die höchste Instanz der italienischen Rechtsprechung) entledigt sich heute die Mafia in Gestalt des „legalen Modells“ des Verbrechens der altertümlichen Folklore und ihrer Darstellung, die auf Schirmkappe, Lupara, blutbefleckte und verbrannte Heiligenbildchen, unberechenbare Grausamkeit der Narko-Camorra und ̓Ndrangheta-Schwüre beschränkt ist. Diese sind und bleiben Mafia. Aber sie sind es nicht mehr allein.
Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass etwas geschehen ist. Dass sich nicht nur in der Erzählung über die Umtriebe in Roms Bauch etwas ändert, sondern in der öffentlichen, der juristischen Einschätzung. Eine Änderung auch gegenüber dem bisher einzigen Präzedenzfall in Rom. Noch 1996, im Verfahren gegen die Maglianabande, deren Mitglied und Nachahmer der jetzt wieder angeklagte Massimo Carminati war, mussten die mit dem Prozess befassten Richter erleben, wie dass ihre Anklage wegen Mafiaverbrechen vom Kassationsgericht zu Fall gebracht wurde.
Im Übrigen wird die Rekonstruktion des Systems Buzzi-Carminati, der Korruption, die zu Mafia wird, nicht nur durch die strafrechtlichen Untersuchungen der römischen Staatsanwaltschaft und jenen der Richter des Kassationsgerichtshofs gestützt, sondern auch durch die kleinteilige Arbeit der römischen Präfektur seit Ende 2014. Sie hat systematisch die Verwaltungsakte zweier aufeinanderfolgender Stadtverwaltungen untersucht, jene des Mitte-rechts-Bündnisses unter Bürgermeister Gianni Alemanno (2008-2013) und jene des Mitte-links-Bündnisses unter Bürgermeister Ignazio Marino (2013–2015). Die umfangreiche Dokumentation über die Auftragserteilungen bei öffentlichen Ausschreibungen, die die eigentliche Beweisgrundlage für die Verhaftungen der an „Mafia Capitale“ Beteiligten bildete, hat Eingang gefunden in einen monumentalen Bericht, der Natur, Tragweite und Mechanismen dieses Systems beschreibt und zu den Akten des im November begonnenen Prozesses zugelassen worden ist. Es ist ein zugleich trostloses und erhellendes Dokument, das eine vollständige Wiedergabe verdienen würde. Wir fassen hier lediglich einige wichtige Passagen zusammen.
Auf Seite 131 schreibt der Präfekt von Rom, Franco Gabrielli:
„Der von Buzzi und Carminati angeführten Organisation, die von den Untersuchungsrichtern als ‚Mafia Capitale‘ bezeichnet wird, ist es gelungen, über die typischen kriminellen Handlungen wie Wucher und Erpressung hinaus, die Wirtschaft mit Gefälligkeiten sowie lokale Institutionen durch ein weit verzweigtes Korruptionssystem systematisch zu unterwandern. Deshalb handelt es sich um eine charakteristische Mafiaorganisation, die an zwei Fronten agiert.
-
An der rein kriminellen Front agiert sie massiv mit Drohungen und Gewaltanwendung, Erpressung und Schuldeneintreiben, um jene, die sich nicht unterwerfen wollen, zu überzeugen. Das wird aus dem kriminellen Werdegang des Anführers (Massimo Carminati, Anm. d. Autoren) nachvollziehbar, aus seinen Verbindungen zur Maglianabande und zum rechtsextremistischen Untergrund, aus seinen zahllosen Verwicklungen in Verfahren wegen schwerer Straftaten. Dieses Bild eines Kriminellen unterstützen Zeitschriftenartikel und Bücher (Hier wird auf „Romanzo Criminale“ verwiesen, wo Carminati in der Figur des „Nero“ dargestellt ist, und auf „Suburra“, wo der „Samurai“ an die Person Carminati angelehnt ist. Anm. d. Autoren).
-
An der sogenannten unternehmerischen Front agiert die Vereinigung in einer Stadt, in welcher der Einsatz von Zwang und Gewalt notwendigerweise beschränkt bleiben muss. Darum zieht diese Vereinigung die Korruption vor.“
Fasst man die Beschreibung des Präfekten zusammen, mischen sich bei „Mafia Capitale“ ein „kriminelles Kapital“ und ein „institutionelles Kapital“. Ihre gemeinsame kritische Masse reicht aus, um den schwachen Widerstand einer überbordenden Bürokratie und einer Politik zu brechen, die in 20 Jahren Berlusconismus jegliche Antikörper verloren hat (nämlich Politik als „Dienst an der Gemeinschaft“ zu verstehen und nicht als Beruf, nicht als Gelegenheit zur persönlichen Bereicherung).
Der Präfekt schreibt weiter:
„Das institutionelle Kapital der Organisation besteht in einem ausgeklügelten System von Beziehungen, das die Spitzen der lokalen Institutionen mit einbezieht und mit deren Hilfe die Organisation Aufträge zugewiesen bekam, Zahlungen beschleunigen, für seine eigenen Betriebe Quellen der Bereicherung ausfindig machen und so erhebliche Umsätze erzielen konnte. Dank dieses institutionellen Kapitals, das ständig durch einen imposanten Schmiergeldkreislauf gespeist wurde, konnte die Organisation für die von ihr kontrollierten Firmen – Sozialgenossenschaften, Firmen im Bausektor und in der Müllbeseitigung – zu äußerst lukrativen Aufträgen der Gemeinde Rom gelangen. Darunter fallen die Führung der Roma- und Sinti-Lager, der Einrichtungen für Migranten und jugendliche nichtbegleitete Flüchtlinge, die Aufträge zur Müllbeseitigung, die Pflege der öffentlichen Grünanlagen. Darüber hinaus ist es der kriminellen Vereinigung gelungen, Beiträge für die zitierten Sozialgenossenschaften zu entblocken, indem sie Einfluss auf das Haushaltsgebaren der Hauptstadt nahmen und den Migrantenstrom in die Einrichtungen der von ihnen kontrollierten Genossenschaften lenken konnten.“
Die öffentlichen Mittel erwiesen sich als unerschöpflicher Brunnen, aus dem das System in dem Bewusstsein schöpfte – auch das ging aus den abgehörten Telefongesprächen von Salvatore Buzzi hervor –, dass „Migranten mittlerweile mehr einbringen als Drogen“.
***
Um das System vor den Wechseln der politischen Kräfteverhältnisse und folglich auch der Stadtregierung abzusichern, musste die Finanzierung der Politik (sowohl jener legalen, „offiziellen“, als auch der illegalen, der „schwarzen“) in beide politische Richtungen laufen. Die Protagonisten des „Systems“ Carminati und Buzzi bilden die politische Dualität rot/schwarz selbst auch durch ihre Biografien ab. Carminati ist „Il Nero/der Schwarze“ und ein neofaschistischer Ex-Terrorist. Buzzi ist der „Rote“, ein ehemaliger Häftling, der dank eines Rehabilitationsprogrammes ins bürgerliche Leben zurückkehrte. Dieses Allparteien-System ist ein weiteres Indiz für das Ende des 20. Jahrhunderts. Es gibt keine ideologischen Stützen mehr und damit auch keine Alibis.
Davon spricht Genossenschaftler Buzzi in verschiedenen Telefongesprächen während des Wahlkampfs im Frühjahr 2013, der die Niederlage des (rechten) regierenden Bürgermeisters Gianni Alemanno einleitet und den Mitte-Links-Kandidaten Ignazio Marino zum Sieg führen wird.
„Man muss gut sein“, sagt er, „weil die Genossenschaft von der Politik lebt, weil die Arbeit, die ich mache, auch viele andere machen. Ich finanziere Zeitungen, mache Werbung, organisiere Events, bezahle die Sekretärin, Abendessen, Plakate. Am Montag gebe ich ein Essen für 20.000 €, stell dir vor … das (der Wahlkampf, d. Autoren) ist die Zeit, in der ich am meisten zahle, wir geben eine Riesensumme für die Gemeinde aus … und du darfst die Investition nicht versauen, nicht auf das falsche Pferd setzen … jetzt hab ich im PD[2] vier Pferde laufen …, im PdL[3] hingegen drei …“
Es gibt einen triftigen Grund dafür, weshalb ein Wahlkampf wie ein Pferderennen ist, bei dem man auf alle setzt, um zu siegen. Das erklärt Buzzi den Staatsanwälten in einem der ersten Verhöre nach seiner Verhaftung. Es ist der 22. Juli 2015, Buzzi wird von den Staatsanwälten im Gefängnis von Cagliari gelöchert, bis sie die Geduld verlieren. Ein Richter sagt: „Ich stelle Ihnen jetzt diese Frage, in allen Sprachen und zum letzten Mal. Warum haben sie offen Alemanno und Marino finanziert?“ „Weil der Bürgermeister von Rom mehr zählt als ein Minister“, antwortet Buzzi, „wir haben alle finanziert. Die erste Kampagne von Walter Veltroni[4] mit 150 Millionen (Lire). 60.000 € gingen an Alemannos Stiftung[5], weiteres Schwarzgeld hat sich Franco Panzironi (ehem. Geschäftsführer der kommunalen Müllentsorgung AMA und Alemannos Finanzier, d. Hrsg.) eingesteckt, und 30.000 € waren für Marino. Das haben wir gemacht, um Respekt zu bezeugen. Wenn ich etwas vom Bürgermeister brauche, rufe ich ihn an und er empfängt mich. Das ist eine Lebensversicherung. Es ist ein Kontakt mehr.“ Die Staatsanwälte insistieren: „Was heißt das konkret?“ „Ausschreibungen, zu denen nur die Sozialgenossenschaften zugelassen sind, Hilfestellungen, wenn die Genossenschaft keine Zahlungsaufschübe oder Bürgschaften mehr bekommt“, antwortet Buzzi. Ein Staatsanwalt repliziert: „Ich bin der Meinung, dass Sie mir nicht ausreichend erklärt haben, warum ein Mann der Linken (wie Buzzi, Anm. Hrsg.) einen Bürgermeister der Rechten (Alemanno, Anm. Hrsg.) finanzieren soll. Und warum Sie 650.000 Euro Schwarzgeld der Stiftung von Alemanno geben, ohne sich darum zu kümmern, ob er überhaupt davon weiß. Das ist wie ein Hochzeitsgeschenk machen, und sich nicht darum kümmern, ob die Brautleute es bekommen.“ Darauf Buzzi: „Mir hat Panzironi gesagt, nachdem er das Geld genommen hat[6]: ‚Was geht das schon Alemanno an.‘ Und ich, Herr Doktor, wenn ich einen Freund habe, dem seine Frau Hörner aufsetzt, dann lauf ich doch nicht zu ihm, und sag es ihm.“
***
Die Korruption schafft ein unauflösbares Band. Sie ist die Quelle der Erpressungen. Der Zement einer kranken Macht. Der es ihr unmöglich macht, sich von ihrem Bestecher zu befreien. Im Gegenteil, der Bestecher wird paradoxerweise im beiderseitigen Einvernehmen zum Kerkermeister der Macht, weil dies für den Angriff auf den öffentlichen Haushalt zweckmäßig und notwendig ist.
Die Tausende Seiten Ermittlungsprotokolle decken – in einem zugleich anthropologischen, rechtlichen und politischen Katalog – eine mitleidlose Mikrophysik auf. In der das Kräfteverhältnis zwischen öffentlicher Verwaltung und Politik (die Welt von oben) und die Macht der Straße (die Welt von unten) verkehrt ist. Stadträte, Assessoren, der Stadtratspräsident von Rom, der Gemeindepräsident von Ostia (dem Speziallabor für jegliche Form von Illegalität), hohe zuerst regierende, dann oppositionelle Persönlichkeiten erteilen keine Befehle. Sie sind es vielmehr, die Befehle empfangen. Denn – laut Buzzi – „sind sie gekauft worden“. Folglich „spielen sie in meiner Mannschaft“.
Die Regel kennt keine Ausnahme. Wie er selbst sich mit der ordinären Offenheit jemandes, der keine Euphemismen nötig hat, am Telefon vor Carminati spreizt. „Diese Gemeinderäte müssen uns gehorchen: Warum sollte ich dir gehorchen? Ich bezahl dich! Und du kommst mir noch immer so blöd daher? Geh doch scheißen.“ „Ja, diese Scheißkerle“, sagt sein Gesprächspartner, und fügt hinzu: „Diese Funktionäre der öffentlichen Verwaltung, entweder du verjagst sie oder du kaufst sie.“ Und Buzzi philosophiert mit Carminati weiter: „Ich bin dabei, alle zu kaufen. Wir sind mächtig.“ Mit dem Nachsatz, dass „man gut überlegen soll, aus dem Taxi zu steigen … denn bei uns steigt man ein, aber nicht mehr aus“. Das stimmt. Sich mit dem System zusammenzutun, bedeutet „für immer“.
Für den Stadtratspräsidenten von Rom, der „immer nervt“, gibt es 150.000 Euro, um „drei Millionen Euro im Sozialwesen loszueisen“. Um die Ausschreibungen der gemeindeeigenen Müllentsorgung AMA zu beeinflussen, sind es „zusätzlich 1000 im Monat für seinen Kanzleidirektor, plus 10.000, die ich ihm das erste Mal bringen musste, nur dass ich mich zum Gespräch niedersetzen durfte“.
Aber vor allem wird geschmiert, um den nötigen „politischen Konsens des römischen Gemeinderats“ herzustellen, der die nicht etatmäßigen Ausgaben autorisiert. Das also, was unter dem Begriff „außerordentliche Ausgaben“ subsumiert wurde und Rom in den letzten Jahren in die Knie gezwungen und die Kassen geleert hat. Damit wurden Buzzis Genossenschaften regelmäßig bezahlt. Begründet wurden die Ausgaben mit „außerordentlichen Ereignissen“, aber das sind sie nicht. Zwei seien hervorgehoben: die Wohnungsnot und die Not bei der Aufnahme von Migranten.
Natürlich steckt eine Methode dahinter, sogenannte „Verwicklungen“ zu konstruieren, ein Euphemismus, mit dem man in Rom einen Weg jenseits des Verwaltungs- und Strafrechts bezeichnet. Buzzi ist ein Meister darin. Dies dokumentiert eine „Verwicklung“, die er den Seinen gegenüber als „kaum mehr als ein Vergehen“ abgetan hat, als einen „Gefallen der Gemeindeverwaltung gegenüber“. Die Staatsanwaltschaft hingegen bezeichnete den Vorgang als „ein Beispiel von Korruption auf mehreren Ebenen in einem Dreiecksverhältnis“, das „Privatinteressen“ mit jenen der Region und der Gemeinde verbindet. Das ist umso widerlicher als das Beispiel auf einem der großen Probleme Roms aufbaut, nämlich der Wohnungsnot.
Die „Società cooperativa deposito locomotive Roma san Lorenzo“ musste, weil von Schulden erdrückt, einen Käufer für 14 Wohnungen in der Siedlung Case Rosse an der Peripherie von Settecamini finden. Hier ließ sich gut eine „Verwicklung “ konstruieren, die alle zufriedenstellt. Die Wohnungen kaufte Buzzi für 3 Millionen €, mit Geld, das er nicht hatte. Die Absprache über drei Ecken sah vor, dass die Region zugunsten der Gemeinde außerordentliche Beträge (7 Millionen Euro) bereitstellt, die der Wohnbaustadtrat „unter Missachtung jeglicher Norm“ verwendet, um Abmachungen mit Buzzi zur Lösung des Wohnungsproblems jenseits der Marktgepflogenheiten zu treffen. Buzzi verwendete einen Teil der Millionen dafür, die „Genossenschaft San Lorenzo“ zu retten. Im Kaufvorvertrag war vereinbart, dass Buzzi das fehlende Geld von der öffentlichen Hand erhält. Der entsprechende Wohnungsbaustadtrat war einer von vielen auf Buzzis „Gehaltsliste“. Einer der verlangt und dem man „gibt“.
***
Das Rom von „Mafia Capitale“ ist vor allem auch das Rom einer seiner Gemeinden, nämlich der zehnten (der einzigen, die der Innenminister per Dekret wegen „mafiöser Infiltration“ aufgelöst hatte): Ostia. Roms Zugang zum Meer, sein schwärzestes Laboratorium. Zwölf Kilometer Sandstrand, 73 Badeeinrichtungen, über welche acht Familien in einem Oligopol mit eiserner Hand gebieten. 195.000 Bewohner sind in Geiselhaft der Drogen, Kokain, Heroin, und der Herren dieser Stadt. Die Geschichte dieses Ortes ist gezeichnet von Gewalt, Missbrauch, Korruption. Die Geschichte ist nachzulesen an seiner urbanistischen Entwicklung: an den Gebäuden des faschistischen Rationalismus oder den Wohnbausiedlungen des „Neuen Ostia“ aus den 1960er Jahren, wie sie Pasolini erzählt hat. Und am Grünstreifen seiner Pineta mit dem „Baum der Gehenkten“, wo die Maglianabande ihre Exempel statuierte:
Ein Schlag auf den Kopf und dann im Sack ins Meer geworfen oder verbrannt. In diesem einstigen Paradies aus Dünen und Mittelmeermacchia haben dreißig Jahre lang die Teufel getanzt, über die man alles wusste. Aber wo man sich fürchtete, ihre Namen auch nur zu flüstern. Statthalter der Cosa Nostra wie die Familie Triassi. Camorra-Bosse wie Michele Senese. Und die autochthone „Mafia“ der Familien Spada oder Fasciani, offiziell Strandbadbetreiber oder stolze Bäcker mit dem Werbespruch „Wasser und Mehl“, der zynisch auf den wahren Ursprung ihres enormen Reichtums hinwies: auf das Kokain, das aus Spanien importiert wurde. Ein von Teufeln bewohntes Paradies, in dem niemand unschuldig war oder sich niemand unschuldig nennen konnte. Denn – wie schon in den 1990er-Jahren der ehemalige Mafiaboss und Kronzeuge Gaspare Spatuzza auspackte – auch jene, die vom Kleinbürgertum und dem Mittelstand und ihren politischen Sprachrohren übriggeblieben waren, hatten ihre Seelen dem Teufel verkauft. Entweder weil dies Vorteile mit sich brachte, oder weil es unmöglich war, dem Teufel zu widerstehen. „In Ostia und in Rom“, so Spatuzza, „haben sie eine ganz andere Mentalität als die sizilianische Mafia. Man macht sich nicht selbst die Hände schmutzig. Man benutzt kriminelle Handlanger, um die eigenen Interessen und Investitionen weiterzutreiben.“ So geschehen lange Zeit in der Bauwirtschaft. Und so wurden die bisher öffentlich zugänglichen Sandstrände zur Grundlage des Projekts „Waterfront“, mit dem die Regierung Alemanno Ostia in ein Atlantic City verwandeln wollte. Spielcasinos, große Hotelanlagen und sogar eine Skipiste mit Kunstschnee.
Auch Ostia wurde mit der Verhaftung des Gemeindepräsidenten Andrea Tassone im Juni 2015 von dem Justizsturm „Mafia Capitale“ heimgesucht. Die ersten Vorbeben gab es bereits in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2013 mit der Operation „Alba“ (51 Verhaftungen, konfiszierte Güter im Wert von 50 Millionen Euro) und der Ankündigung einer neuen Antimafia-Welle, initiiert von Staatsanwalt Giuseppe Pignatone. In diesem Sommer 2013 fügten sich die Mosaiksteinchen einer Kriminalgeschichte zusammen, die damit endlich in ihrer ganzen Tragweite und anhand ihrer Protagonisten rekonstruiert werden konnte. Eine Kriminalgeschichte, die auf einer Pax Mafiosa basiert, die Ende der 1990er-Jahre nach der endgültigen, auch juristischen Zerschlagung der Maglianabande abgeschlossen wurde. Bei diesem Friedensvertrag wurden die kriminellen Aktivitäten zwischen den Familien Triassi und Fasciani aufgeteilt – vom Drogenhandel über die Kontrolle der Strandbäder bis zur Erpressung. Der Friede endete 2007 mit dem Mordversuch an Vito Triassi. Roberto Giordani, genannt „Cappottone“, und Roberto De Santis, genannt „Nasca“, schossen ihm in die Beine. Diese Schüsse leiteten eine neue Ära ein: Die Triassi gingen ins Exil (die Brüder Vincenzo und Vito tauchen in Teneriffa wieder auf) und die Spada stiegen unaufhaltsam auf. Diese Familie mit Roma-Wurzeln ist verbunden mit dem Roma-Clan von Roma Est, den Casamonica, und gilt als Drahtzieher der Hinrichtungen von Giovanni Galleone 2011, genannt „Baficchio“, und Francesco Antonini, genannt „Sorcanera“ (der eigentliche Ausführende war der Ägypter Nader Saber Amna). Die Spada sind die „neue Mafia“, sie kontrollieren nicht nur die geheimen Glückspiele, sondern vor allem das Riesengeschäft mit den Konzessionen für die Strandbänder.
Wer sich den neuen Herren nicht beugt, zahlt seinen Tribut. Zwischen 2007 und 2012 gibt es entlang der 12 Strandkilometer mindestens 15 Brandanschläge. Es brennen das Strandbad Happy Surf, das Geschäft Buca Beach, das Strandbad Guerrino Beach, der Strandkiosk Punta Ovest, l’Anima e Core, der Kiosk Blanco Longe Beach, das Strandbad Paradise Beach, die Tabaktrafik Angolo delle Tentazioni, das Restaurant Villa Irma, die Pizzeria Pronto Pizza, der Laden „Frem Basket“, die Diskothek Sunset, das Strandbad La Bussola, das Strandbad Two Gate, das Restaurant Free Beach und das Strandbad Paradise Beach.
Am 29. Januar 2015 verurteilt das römische Gericht 14 der 2013 wegen Mafiadelikten inhaftierten Angeklagten zu mehr als 200 Jahre Kerker. Es „löscht“ die Familie Fasciani aus (Carmine, der alte Pate, wird zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt, der Bruder Terenzio zu 17 Jahren, die Töchter Sabrina und Azzurra zu 25 und 11 Jahren), während Vito und Vincenzo Triassi freigesprochen werden. Am selben Tag wird Michele Senese, der Camorra-Statthalter in Rom, nach Jahren der „Inhaftierung“ in Privatkliniken mit offenen Türen, gemäß Artikel 41b zu lebenslanger Haft verurteilt. Carmine Spada, der Clanchef, sitzt seine Zeit wegen Erpressung und Mafiaaktivität im Gefängnis ab, sein Neffe Ottavio ist des mehrfachen Mordes angeklagt.
***
Damit die Korruption so allgegenwärtig werden kann, dass sie den Markt beeinflusst, müssen Verwaltungsvorgänge systematisch durch ein Trugbild von Rechtmäßigkeit ersetzt und die systematische Verletzung ihrer Regeln verborgen werden. Der Trick besteht darin, den „Notfall“ – der einzige Grund für eine ordnungsgemäße öffentliche Verwaltung und für einen öffentlichen Haushalt vom Regelwerk abzuweichen – zu einer „permanenten Bedingung“ für das Verwaltungshandeln zu machen. Diesen Trick deckte im Januar 2015 der Antimafiarichter Alfonso Sabella auf, der vom damaligen Bürgermeister Marino eilig zum „Stadtrat für Legalität“ ernannt worden war. Allein diese Ernennung machte die Kapitulation der Politik augenfällig: Sie konnte ihre Grundvoraussetzung, die Legalität, nicht mehr als Norm des Handelns garantieren. Nach wenigen Wochen Studium sämtlicher Ratsbeschlüsse kam Sabella zur Einsicht, dass über 90 % der gewährten Ausgaben in der Gemeinde Rom Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Mit einer Eigenheit, die auch beim Wechsel von der Mitte-Rechts-Regierung zur Mitte-Links-Regierung konstant und unverändert blieb. Die Aufträge wurden regelmäßig aufgrund einer sogenannten „procedura negoziata“ vergeben. Das heißt, ohne Wettbewerb. Mit Direktbeauftragung. Und zwar infolge eines „Notfalls“. Klarerweise kamen dank Notfall die üblichen Bekannten zum Zug. Vor allem die Firma Buzzi & Carminati. Zahlen musste die Gemeinschaft.
Als „Notfall“ und folglich unter Umgehung der öffentlichen Ausschreibungen sind über Jahre hindurch in den Bereichen „Soziales“ und „öffentliche Grünanlagen“ Aufträge in Millionenhöhe vergeben worden. Als „Notfall“ haben zwei der wichtigsten gemeindeeigenen Unternehmen (die AMA für die Müllentsorgung und die ATAC für den öffentlichen Verkehr) ihre Bilanzen außerhalb jeder korrekten Finanzgebarung manipuliert. Und haben damit mitgeholfen, die Verschuldung der Gemeinde Rom in eine neunstellige Zahl zu treiben. Zu einem strukturellen Defizit von rund 1,2 Milliarde pro Jahr und einem Gesamtdefizit von 12 Milliarden Euro, für die die Römer mindestens bis 2048 zahlen werden.
***
Wenn das das Rom der letzten Jahrzehnte war, wenn angesichts dieser objektiv katastrophalen Finanzlage (12 Milliarden Euro Schulden) die Stigmata der Korruption wie ein Regierungsleitfaden der res publica hervortreten – wer oder was hat dann verhindert, dass dies zur öffentlichen Sache wurde? Es lag ja vor aller Augen offen da, längst bevor es zu einer Angelegenheit der Staatsanwaltschaft wurde.
Als unser Buch „Suburra“ im September 2013 in den Buchhandel kam, wurde es als ein Thriller wahrgenommen, der nach Meinung einiger Beobachter die Grenzen der Imagination auf „groteske“ Weise überschritt. Zwei Jahre später wurden dieselben Seiten mit dem Prädikat „ungehörte Prophezeiung“ bedacht. Im September 2013 rief das in „Suburra“ frei erfundene Begräbnis von Nummero Otto, dem ebenso grausamen wie kurzsichtigen Bandenchef des Küstenstreifens von Ostia, aufgebahrt in einer von schwarzen Pferden gezogenen Kutsche, ein mildes Lächeln hervor. Im Sommer 2015 gingen die Berichte über das Begräbnis des Clanchefs der Casamonica mit derselben, diesmal realen, von schwarzen Pferden gezogenen Kutsche um die Welt.
Matteo Orfini, der von Parteichef und Ministerpräsident Matteo Renzi eingesetzt wurde, um die Ordnung innerhalb der von „Mafia Capitale“ gebeutelten römischen Sektion des PD wiederherzustellen, hat in den letzten Monaten die Frage nach dem Aufmerksamkeits- und Handlungsvakuum zu beantworten versucht. „Wie haben wir es bloß geschafft, nichts zu bemerken?“, hat er sich in einem der vielen Interviews vor Prozessbeginn und beim zufällig zeitgleichen Anlaufen des Films „Suburra“ gefragt.
„Die Exekutionen auf den Straßen gab es schon – sogar im Nobelviertel Prati. Die Verhaftungen wegen Bandenbildung und Ausbeutung der Prostitution auch, genauso wie die korrupte Politik, ganze Viertel in Geiselhaft des organisierten Verbrechens oder suspekte Auftragsvergaben. Es gab sogar das Buch ‚Suburra‘, das nicht Fantasy-Autoren, sondern ein Journalist und ein Richter verfasst hatten. Man hätte lediglich dieses Buch oder die Chronikseiten der Zeitungen lesen müssen, anstatt sich immer wieder mit den ewigen politischen Hintergrundgeräuschen zu beschäftigen. Es hätte genügt, die Teile zusammenzufügen, aber wir haben woanders hingesehen.“
Woanders hinsehen ist eine italienische Spezialität. Ein beruhigender Selbstbetrug. Der es erlaubt, die Nacht hinauszuzögern. Sie weniger erschreckend zu machen, als sie ist. Und auch jede Form von Selbsterforschung aufzuschieben, damit es nicht zur Abrechnung kommt. Woanders hinsehen war in der tausendjährigen römischen Geschichte immer schon eine zynische Form des Überlebens, des Überlebens im unerträglichen Schauspiel von Gewalt, Unterdrückung, schmutzigen Geschäften, Degradierung der Bürger zu Unterjochten. In einer zyklischen Wiederkehr, die die Geschichte dieser Stadt unabänderlich gekennzeichnet hat.
Rom ist durch seine Gewohnheit, jede Ecke abzuschleifen, jede Differenz zu glätten, bis keine mehr auszumachen ist, im Treibsand seiner Ewigkeit ein Laboratorium des „Möglichen“ geworden, in dem selbst die Korruption in verschiedenen Schichtungen gewachsen ist. Als ob sie selbst ein archäologisches Objekt wäre. Zu lange hat es geschienen, als wären in der Nacht von Rom alle Katzen grau. Bis zum bösen Erwachen. Jäh, schmerzhaft, in verschiedener Hinsicht unerträglich, wie am Ende eines Winterschlafs. Rom hat schließlich „entdeckt“ dass es von einer eigenen Mafia infiziert ist, gegen die sie lange glaubte, immun zu sein. Ganz im Gegenteil: Diese Mafia ist eine von Roms ureigenen Schöpfungen.
Der Roma-Clan der Casamonica, Massimo Carminati und seine „Firma“, die Familien Fasciani und Spada am Strand von Ostia, der Camorra-Statthalter Michele Senese haben in den Chroniken der letzten 12 Monate eine kriminelle Geografie gezeichnet, die die Stadt in dieser Klarheit seit dem Auftreten der Maglianabande (die mittlerweile schon ein Vintageepos ist) nicht mehr gekannt hat. Der Aphorismus des beliebten Bürgermeisters aus den 1970er-Jahren, Carlo Giulio Argan, scheint Recht zu behalten: „Ich kenne keine andere Stadt auf der Welt“, sagte er, „die besser schlechter wird als Rom.“
Deutsch von Ludwig Paulmichl
Carlo Bonini: Geb. 1967. Journalist und Schriftsteller. Gilt als einer der wichtigsten investigativen Journalisten Italiens und arbeitet u.a. für La Rebubblica. Zahlreiche Sachbücher über das Organisierte Verbrechen und die Polizeistrukturen in Italien. Drehbuchautor und Chronist der dunklen Seiten Roms. Beteiligt an der Verfilmung von „Suburra“ durch Stefano Solima. Letzte Veröffentlich auf Deutsch (zusammen mit Giancarlo De Cataldo): „Suburra. Schwarzes Herz von Rom.“ (Folio, 2015). Bonini lebt in Rom.
Giancarlo De Cataldo: Geb. 1956. Studierte Jura und ist Richter am römischen Kassationsgericht. Kolumnist für viele italienische Zeitungen, u.a. für La Repubblica und L´Unità. Intimer Kenner des kriminellen Milieus Italiens. Theaterstücke und Drehbücher, Herausgeber wichtiger Anthologien von italienischer Kriminalliteratur und selbst Verfasser zahlreicher Kurzgeschichten und preisgekrönter Kriminalromane. Sein gleichnamiger Roman um eine römische Gangsterbande wurde als „Romanzo Criminale“ brillant verfilmt. Letzte Veröffentlichung auf Deutsch (zusammen mit Carlo Bonini): „Suburra. Schwarzes Herz von Rom“ (Folio, 2015). De Cataldo lebt in Rom.
[1] „Suburra“ ist vieldeutig: Elendsviertel, Unterstadt, Suburb, auch das Bordellviertel des antiken Roms
[2] Partito Democratico, sozialdemokratisch orientierte Partei, 2007 aus dem Zusammenschluss mehrerer linker Parteien entstanden
[3] Il Popolo della Libertà, von Berlusconi aus mehreren rechten Gruppierungen und Parteien geschmiedete Partei, 2009 bis 2013
[4] Walter Veltroni war 2001 bis 2008 Bürgermeister von Rom und kandidierte 2008 als Spitzenkandidat der der Mitte-links-Partei Partito Democratico bei den Parlamentswahlen. Buzzi bezieht sich auf diese Wahlkampagne
[5] Hier bezieht sich Buzzi auf den Bürgermeisterwahlkampf 2013, d. Hrsg.
[6] Vor Gericht ist strittig, ob Panzironi den Rest in der Höhe von 590 000 € für sich persönlich eingestrichen hat, oder ob er die Summe der Stiftung Alemannos zugeführt hat, d. Hrsg.
Auszug: Crime & Money: Krimimagazin, Hrsg: Tobias Gohlis, Thomas Wörtche, Dromer 2016, 240 S., 12, 99 Euro
Um de Cataldo/Bonini verdient gemacht hat sich der Folio-Verlag aus Bozen, bei den Taschenbuchausgaben sorgt der Heyne-Verlag für Verbreitung.
Siehe auch die CrimeMag-Besprechung vom 28.3. 2015 von Thomas Wörtche: Giancarlo De Cataldo/Carlo Bonini: Suburra. Schwarzes Herz von Rom. (Suburra, 2013) Roman. Deutsch von Karin Fleischanderl. Wien/Bozen: Folio 2015. 430 Seiten. 22,90 Euro. Zur Verlagsseite.
Offenlegung: Thomas Wörtche ist Redakteur, Tobias Gohlis Autor bei CrimeMag, daneben sind beide Herausgeber der Krimimagazins, in dem dieser Artikel erschienen ist. Im CrimeMag erscheint er nun ebenfalls, nicht etwa weil Giancarlo de Cataldo und Carlo Bonini die Herausgeber bestochen hätten, sondern damit dieser wichtige Artikel eine große Öffentlichkeit erhält.