Geschrieben am 16. Januar 2013 von für Musikmag

Yo La Tengo: Fade

yolatengo_fadeMeisterstück

– Die Zeichen mehren sich, dass 2013 ein fabulöses Musikjahr werden könnte. David Bowie meldet sich nach zehn Jahren Stille aus der Versenkung, Nick Cave & The Bad Seeds kündigen eine neues Album an – und Yo La Tengo liefern einen ersten Anwärter auf die Jahres-Toplisten. Mit ihrem mittlerweile 13. Album namens „Fade“ hat sich die Band aus New Jersey, die jetzt auch schon 30 Jahre auf dem Buckel hat, sich selbst übertroffen.

Nicht neu erfunden, einfach übertroffen. Die zehn Songs sind in Bezug auf Arrangements so nahe an der Perfektion und beinhalten so traumhaft schöne, schwebende Melodien, dass man als Hörer ganz wuschig werden möchte. Insgesamt ziemlich ganz genau so, wie die Überplatte „And Then Nothing Turned Itself Inside Out“ aus dem Jahr 2000. Einen großen Anteil an dem wunderbar warmen Sound des Albums hat Produzent John McEntire, bekannt von Tortoise und in der Vergangenheit auch schon für Künstler wie Bright Eyes oder Stereolab tätig.

Allein der Opener „Ohm“: Man kann eben auch bei einem einzigen Akkord bleiben, mehrere Minuten lang, und trotzdem tut sich ständig etwas in diesem vor Hoffnung überfließenden Stück. Oder „Is That Enough“, in dem die Streicher so wundervoll leicht eingesetzt werden als sei das nicht in hohem Maße kunstvoll. Oder die Uptempo-Nummer „Well You Better“, ein kleines, von der verspielten Orgel beherrschtes Stück. Oder „I’ll Be Around“: traumverlorener Folk mit einem erlesenen Gitarrenpicking. Oder die Ballade „Cornelia And Jane“, die von Georgia Hubley schöne melancholisch gesungen wird. Oder oder oder…

Und ganz am Schluss dann das absolute Meisterstück: war alles Vorherige schon gehörig eingängig, zielt „Before We Run“ genau auf das Hörzentrum des Popfans. Beherrschende, jedoch dennoch feine Drums geben den Rhythmus vor, darüber singt Hubley mit ihrer dunkelwarmen Stimme, und zu allem Glück erscheint dann auch noch ein sanftes Bläser- und Streicherarrangement am Horizont – gäbe es so etwas wie eine Eintrittkarte in die Pop-Hall-of-Fame, Yo La Tengo hätten sie spätestens damit in den Händen.

Eine deutliche Handlungsempfehlung für die Gestressten da draußen lautet also: Wenn die Welt zu laut ist – einfach Kopfhörer auf und Yo La Tengo rein. Klüger kann man pure Harmonie nicht gestalten.

Tina Manske

Yo La Tengo: Fade. Matador/Beggars (Indigo). Zur Homepage. Hörproben auf Myspace.

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