Geschrieben am 5. Oktober 2018 von für Musikmag

Various: Songs aus Christian Y. Schmidts „Der letzte Huelsenbeck“

Der wahre Star des Romans

Zur Beerdigung seines Jugendfreundes Viktor kommt Daniel, der seit langer Zeit in Asien lebt, in seine deutsche Heimatstadt zurück. Das ist der Beginn einer furiosen Reise durch Deutschland, die Welt und besonders durch das drogengetränkte Hirn von Daniel.

Alles, was es zu diesem in den deutschen Feuilletons sehr erfolgreichen Buch zu sagen gibt, Pro und Contra, haben meine Kollegen Alf Mayer und Karsten Herrmann bereits hier gesagt. „Der letzte Huelsenbeck“ hat mich seltsam kalt gelassen, aber ich gebe zu, ich fand ja auch schon „Fear and Loathing in Las Vegas“ nervig. Es wirkt ein wenig so, als sei das Buch eher für Männer in der Midlife-Crisis geschrieben, und so wie einem diese auf den Keks gehen können, so tut das zu weiten Teilen auch Daniel.

Interessanter ist es, wie Schmidt sich an verschiedenen Formen des Cross-Marketings versucht. So entführt er die Leser in einer Serie auf YouTube an verschiedene Schauplätze des Romans, aber er bedenkt auch die wahre Hauptdarstellerin des Buches mit einer Hommage: die Musik nämlich. Auf Schritt und Tritt begegnen Daniel Songs, auf Parties, im Kino etc., und er schreibt sie alle auf.  Auf Spotify hat Schmidt daher als Promomaßnahme die Playlist „Der letzte Huelsenbeck“ veröffentlicht, und die ist wahrlich ein Fest.

Mit dabei sind zum Beispiel Johnny Cashs „Ain’t No Grave“, „What Goes On“ von The Velvet Underground (das man Schmidt zufolge nur hundertmal hintereinander hören muss, dann kann man sich das Buch sparen), Led Zeppelins „Babe I’m Gonna Leave You“, Tim Buckley (und This Mortal Coil) mit „Song To The Siren“, „Half Past One“ von Can, Daft Punks „Get Lucky“ – es sind einfach keine Ausfälle dabei, von vorne bis hinten herrscht hier komplette sophistication.

Die Songs erscheinen in derselben Reihenfolge wie im Roman, sodass man beim Hören der Playlist schon wieder Bock hat, das Buch nochmal aufzublättern und dann doch noch einmal auf diese wilde Reise zu gehen.

Man sieht also schon: Diese Playlist ist der wahre Star dieses Romans, und wie bei manchen Kinofilmen, so ist es auch hier die Musik, die den Rest mit sich in den Himmel hebt.

Tina Manske

Die Huelsenbeck-Playlist gibt es unter https://open.spotify.com/user/smartnymond/playlist/0jc7RCyUtjRz8XauWasw7G.