Feine orchestrale Elemente, Bluegrass und Ragtime
– Er hat schon mit Einstein gesungen, sich von Leonard Bernstein ein Meisterwerk bescheinigen lassen und für Songs der Beach Boys abseits von Surfing und Bikinis gesorgt: Van Dyke Parks. Aber auch im fortgeschrittenen Alter hört er nicht auf, als Musiker und Komponist für Inspiration zu sorgen. Von Tina Manske
Dank Bella Union hat man nun Gelegenheit, sich drei der stilbildenden Klassiker-Alben von Van Dyke Parks wieder zu Gemüte zu führen. „Song Cycle“, „Discover America“ und „Clang Of The Yankee Reaper“ werden dort in diesen Tagen wieder aufgelegt. Wer noch keine Ahnung hat, um wen es sich bei Van Dyke Parks handelt und wie der Komponist, Songwriter, Arrangeur, Multiinstrumentalist, Schauspieler, Sänger, Produzent und Autor mit seinem Songwriting ganze Generationen von Musikern beeinflusst hat, kann dies nun nachholen.
Van Dyke Parks schrieb die drogeninduzierten Lyrics für das erst 2011 – 44 Jahre nach seinem Entstehen – erschienene Beach-Boys-Album „Smile„, bevor er sich 1968 nach einem heftigen Disput von den Beach Boys trennte und auf Solopfaden weiterwandelte. „Song Cycle“ hieß sein erstes Soloalbum. Feine orchestrale Elemente kommen hier zusammen mit Songstrukturen traditioneller amerikanischer Herkunft wie Bluegrass und Ragtime.
1972 folgte „Discover America“. Die Platte war von Parks‘ Reisen auf die West Indies stark beeinflusst – sein „America“ war deutlich größer als das der meisten Tellerrandgucker. Tobago und Trinidad werden hier zu Hauptakteuren; man hört in Songs wie „Steelband Music“ und „FDR In Trinidad“ deutliche Spuren von karibischer Soundtradition. Drei Jahre später folgte „Clang Of The Yankee Reaper“, das diesen einmal eingeschlagenen Weg fortsetzte und New Orleans ansteuerte. Auf diesen drei frühen Alben ist bereits der ganze Genius des Van Dyke Parks enthalten: sein untrügliches Gespür für die perfekte Harmonie; seine Lust auf Anknüpfung an verschiedene Kulturen; sein Händchen für das gewisse Etwas im Arrangement. Psychodelia, Roots, Vaudeville, Jazz, Calypso – Parks brachte das alles unter einen Hut, ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren.
Van Dyke Parks arrangierte in letzter Zeit unter anderem die Alben von Rufus Wainwright, den Scissor Sisters und Joanna Newsom. Man kann also davon ausgehen, dass er auch in Zukunft im Business mitmischen wird. Am 23. Juni tritt er aber erstmal im Barbican in London auf, in Begleitung eines kompletten Orchesters und mit vielen Gästen – sicher nichts, was man verpassen möchte.
Tina Manske
Van Dyke Parks: Song Cycle; Discover America; Clang Of The Yankee Reaper. Alle Bella Union/Cooperative Music (Universal).