Geschrieben am 25. Januar 2012 von für Musikmag

The Soft Hills: The Bird Is Coming Down To Earth

Aufwühlend

– Eine Mischung aus leichtem Psychedelic und anklingendem Folk – Monique Schmiedl begrüßt dankbar ein Album, das in diese verträumten Wintertage passt.

Es ist grau. Fast schon dunkel. War es jemals hell? Den ganzen Tag das Licht an. Draußen gibt es Dauerregen. Der Blick aus dem Fenster ist deprimierend. Die Welt ist deprimierend. Das Leben ist deprimierend. Und jetzt ist auch noch die Musik deprimierend.

Im CD-Player liegt das neue Album von The Soft Hills. Das Seattler Quartett veröffentlicht mit „The Bird Is Coming Down To Earth“ zum ersten Mal in Europa und bringt schummrig-traurige Klänge zu uns. Klänge, die sich durch den Raum bewegen und an den Wänden zurückprallen. Sie werden von rechts nach links geleitet und finden keinen Weg raus. Sie sind gefangen im Zimmer des Hörers, umschwirren ihn und werden dadurch stärker und stärker.

The Soft Hills haben den Soundtrack zu Schlechtwetter-Tagen geschrieben. Ihr Album ist beruhigend bis deprimierend. Dunkle Wolken wirken auf einmal größer, der Regen scheint noch nasser zu sein, das Kuschelgefühl verstärkt sich. Nicht zuletzt die leiernde Stimme des Sängers Garrett Hobba lässt einen wehmütig denken: Herrjeh, was für eine Welt.

Die vier Musiker haben mit „The Bird Is Coming Down To Earth“ ein Album geschaffen, dass unendlich beruhigend ist, einen fast schon depressiv werden lässt und doch aufwühlender nicht sein kann. Die Mischung aus leichtem Psychedelic und anklingendem Folk lässt eine eindeutige Zuordnung nicht zu. Die hohe Singstimme, die im Laufe des Albums immer leiernder und schläfriger wird, wird unterbrochen von choralen Einsätzen und experimentellen Elementen. Der Hörer wird beinahe gezwungen, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, die Musik zu vergessen und sich ganz sich selbst hinzugeben. Und dann kommen klitzekleine Einsätze, verschroben anklingende Töne, rockige Klänge, die einen immer wieder ins Hier und Jetzt zurück befördern. Man ist gefangen, genauso wie die Klänge in den eigenen vier Wänden gefangen sind. Gefangen zwischen Gegensätzen, festgehalten von den Tönen, den Klängen und den Gedanken, die durch die Musik ganz automatisch zu entstehen scheinen.

Das neue Album von The Soft Hills lässt sich schwer greifen. Es ist perfekt für einen Tag wie heute. Ein Tag, an dem man sich solch träumerischen, ruhigen Klängen hingeben kann und will, ein Tag, an dem Gedanken frei sein können, ein Tag, an dem man nichts zu befürchten hat. Wie „The Bird Is Coming Down To Earth“ wohl bei Sonnenschein klingt?

Monique Schmiedl

The Soft Hills: The Bird Is Coming Down To Earth. Tapete Records. Zur Homepage der Band.

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