Umheimlich gut
– Mit Schlagzeuger David Schlechtriemen bringen The Miserable Rich mehr Schwung in ihren Kammerpop – zu hören auf ihrem dritten Album „Miss You In The Days“, bis Anfang Dezember auf vielen Bühnen in Deutschland, Österreich, Schweiz. Unser Autor Thomas Backs hatte das Live-Vergnügen bereits im August beim Brückenfestival Nürnberg und empfiehlt: Hingehen und genießen.
Novemberabende sind lang und anders, haben ihren eigenen Reiz. Musik von Brightons Kammerpop-Orchester The Miserable Rich und Geistergeschichten können die schaurig-schöne Unterhaltung sein. Aus dem Quintett ist ein Sextett geworden, David Schlechtriemen (früher auch: Driver Drive Faster) sorgt nun für sanfte Percussion-Klänge in den Songs von Sänger und Songwriter James De Malplaquet. Eine beinahe logische Ergänzung zu den Arrangements von Cellist Will Calderbank und Violinist Mike Siddell, die wir bereits von den Alben „12 Ways To Count“ (2008) und „Of Flight And Fury“ (2010) kennen. Wer die Engländer einmal live auf der Bühne erleben konnte, der wird ihnen vielleicht eine größere Öffentlichkeit gönnen. Der Autor dieser Zeilen hatte das Vergnügen im Sommer beim netten, kleinen Brückenfestival in den Nürnberger Pegnitzauen, und weiß seitdem: Eine Stunde mit The Miserable Rich kann eine ganze Menge Musikliebhaber verzücken.
Album Nummer drei wird nun passend zu dunklen Tagen und Kerzenschein vorgestellt, es spukt gewaltig. „Sex, Tod und Besessenheit“ nennt James De Malplaquet als Themengebiete der zehn Geistergeschichten auf „Miss You In The Days“. Ein verschneites Straßenbild bringt bereits mit dem Albumcover frostige, winterliche Grundstimmung. Dazu serviert die PR-Abteilung des geschätzten Frankfurter Labels Hazelwood Vinyl Plastics eine nette Story, die im bekannten Copy & Paste-Verfahren sicher ihren Weg in die Netzwelten und das Altpapier findet: Die Band sei für die Aufnahmen in das englische Anwesen Blickling Hall gezogen und habe dieses für mehrere Wochen in ein Tonstudio umgebaut, um sich von der Atmosphäre des Hauses inspirieren zu lassen. Oh ja, das klingt gruselig. Diese Geschichte nehmen wir gerne mit in unsere dunklen November-Abende und gedenken auf dem Musiksofa dem Geist von Anne Boleyn, der zweiten Frau Heinrichs des Achten. Die soll in Blickling Hall unterwegs sein, seit sie im 16. Jahrhundert wegen Ehebruchs und Hochverrats enthauptet wurde.
Gespensterhaft
James De Malplaquet öffnet zu Lavendel-Duft („Laid Up In Lavender“) dieses Buch der unheimlichen Erzählungen, die uns zu Piano- und Streicherklängen jede Menge Drama („Imperial Lines“), gespensterhafte Walzer-Schritte ( „Ringing The Changes“) und Grenzerfahrungen („On A Certain Night“) bringen. Kammerpop, den gab und gibt es in der Musikwelt immer wieder. Keywords: Tindersticks, Get Well Soon, My Brightest Diamond. The Miserable Rich gehen ihren eigenen Weg. Und ja, ein gutes Motto für die ersten Winterwochen kann wirklich heißen: Hingehen und genießen.
Thomas Backs
The Miserable Rich: Miss You In The Days. Hazelwood Vinyl Plastics (Rough Trade). Zur Website. Die Band bei YouTube und Facebook.
The Miserable Rich live 2011:
16.11.11 DE – Wiesbaden, Spiegelsaal Walhalla Theater, 17.11.11 DE – Rees/Haldern, Haldern Pop Bar, 18.11.11 DE – Neustadt bei Hannover, Schloss Landestrost, 20.11.11 DE – Rostock, Peter Weiss Haus, 22.11.11 DE – Göttingen, Apex, 23.11.11 DE – Wetzlar, Franzis, 24.11.11 DE – Duisburg, Steinbruch, 25.11.11 DE – Bielefeld, Falkendom, 28.11.11 DE – Freiburg, White Rabbit, 29.11.11 CH – Zürich, Ziegel Oh Lac, 30.11.11 CH – Basel, Parterre, 01.12.11 CH – Bern, Café Kairo, 02.12.11 DE – Stuttgart, Merlin, 19.01.12 DE – Halle, Objekt 5, 20.01.12 DE – Plauen, Malzhaus, 21.01.12 DE – Dresden, Beatpol, 25.01.12 AT – Wien, Chelsea, 26.01.12 AT – Graz, Orpheum, 27.01.12 AT – Steyr, Röda, 28.01.12 AT – Braunau, Gugg, 29.01.12 DE – Dachau bei München, Kultur Schranne, 30.01.12 DE – München, tba, 31.01.12 AT – Kufstein, KuFA, 01.02.12 DE – Nürnberg, MUZclub, 06.02.12 DE – Hamburg, Uebel & Gefährlich, 11.02.12 DE – Saarbrücken, Sparte 4