Rückwärts geparkt
– 60s- und 70s-Psychpop? Ist das denn nicht das Ollste vom Ollen? Tja, da schlackerten einige ganz schön mit den Ohren, als Tame Impala vor zwei Jahren mit ebendiesen Klängen zum Erfolg kamen. Das Nachfolgealbum steht dem Zauber des Vorgänger in nichts nach, findet Tina Manske.
Während ein Österreicher sich an den Rand der Stratosphäre bringen lässt, um aus 39 km Höhe zur Erde zurückzuspringen, an dem Wochenende, an dem in den deutschen Kinos „Die Wand“ anläuft, in dem Martina Gedeck die Welt abhanden kommt, denke auch ich beim Hören der neuen Platte von Tame Impala namens „Lonerism“ über die verschiedenen Einsamkeiten nach, denen man, freiwillig oder unfreiwillig, so ausgesetzt ist. Kevin Parker, die treibende Kraft der Band, hatte ja schon auf dem Vorgängeralbum „Innerspeaker“, das ein Kritikerliebling war und auch bei mir noch heute auf Dauerrotation läuft, mit dem Song „Solitude Is Bliss“ ein klares Statement abgegeben. Hier ist jemand, der der Einsamkeit etwas Positives abgewinnen kann.
Tame Impalas Sound ist ja nun wirklich nichts Neues. Andererseits blickt die Popmusik gerade sowieso am liebsten zurück, also warum nicht den schönen Psych-Sound der 60er- und frühen 70er-Jahre wieder aufleben lassen? Tame Impala machen das mit Inbrunst, ein Song des neuen Albums heißt sogar „Feels Like We Only Go Backwards“ und ist vielleicht der beste Einstieg in dieses ziemlich geschlossene Sounduniversum. Basis und Ausgangspunkt von Parkers Songs sind seiner Aussage nach immer die Melodien, und das merkt man Stücken wie „Sun‘s Coming Up“ auch an. So richtig warm wird man mit der Platte wahrscheinlich erst nach einigen Durchläufen, „Lonerism“ ist ein typischer Grower, aber wer sich mit dem fabelhaften Retro-Sound von beispielsweise „Mind Mischief“ mit seinem sich auf Valium hinschleppenden Beats erstmal angefreundet hat, wird diese John-Lennon-hafte Stimme und das Gefühl des Dauergrinsens in Regenbogenfarben nicht missen wollen.
Wenn man also schon allein ist, warum die Zeit nicht sinnvoll nutzen und diese Platte auf Dauerrotation setzen? Man tut sich selbst einen Gefallen und keinem anderen weh – wie es sich für Hippies gehört.
Tina Manske
Tame Impala: Lonerism. Modular (Rough Trade). Zur Homepage.