Geschrieben am 24. August 2011 von für Musikmag

Stephen Malkmus & The Jicks: Mirror Traffic

Stephen Malkmus & The Jicks: Mirror TrafficLässig

– Ein neues Album von Stephen Malkmus & The Jicks, produziert von Beck. Darauf war unser Autor Thomas Backs seit einiger Zeit gespannt. Und siehe da: Die Vorfreude wurde bestätigt.

„Who was it that said `the world is my oyster`?/ I feel like a nympho stuck in a cloister” gab Stephen Malkmus 2008 auf „Real Emotional Trash“, dem zweiten Album mit den Jicks, zum Besten. Im bissigen „Cold Son“. Gut drei Jahre später folgt nun „Mirror Traffic“, das insgesamt fünfte Album nach Pavement, ein Jahr nach der Reunion und Best Of-Vermarktung. „I know what the senator wants is a blowjob/ I know what everyone wants is a blowjob“ heißt es nun in der Tempo-Nummer „Senator“, die als Vorgeschmack seit Wochen zu hören war. Interessante Ansichten und Einsichten eines der großen Künstler unserer Zeit. Erneut erfreut er nun mit einem spaßigen Gitarren-Album, für das ein Wort ganz besonders passt: Lässig.

„Beck and I were both burned out on the heavy rocking style. And playing to the strengths of a melody seemed like a way to go”, begründet Stephen Malkmus die Wahl seines Produzenten. Das Resultat ist hörbar: „Mirror Traffic“ knüpft zwar nahtlos an das ebenfalls grandiose „Real Emotional Trash“ an. Was aber diesmal fehlt: Lange Jam-Sessions, das Überschreiten der Sechs-Minuten-Marke. Gleich vier Mal hatte Malkmus das mit den Jicks 2008 gebracht. Es scheint, dass für 15 Songs in gut 51 Minuten nun gemeinsam mit Beck einiges geglättet wurde, zu Gunsten traumhafter Melodien. Die schimmern bei Malkmus immer durch, standen auch bei Pavement mit Songs wie „Gold Soundz“ und „Range Life“ gerne mal im Vordergrund.

Geliebte Verschrobenheit

Doch keine Sorge: In all dieser Eingängigkeit haben sich Malkmus und seine Jicks natürlich die geliebte Verschrobenheit erhalten, schrammeln und überraschen an vielen Ecken und Enden zwischen dem melodieverliebten Intro „Tigers“ und Schlusspunkt „Gorgeous Georgie“. Der Gipfel der Lässigkeit: Mit „Long Hard Book“ bringt uns die Album-Mitte relaxten Country-Rock, der in die späten 1960er und die Tage der Flying Burrito Brothers versetzt. Wow. Ein Deutschland-Konzert mit den Jicks ist im Rahmen der Europa-Tour für den November in Berlin angekündigt. Solo und akustisch stellt Malkmus den Album-Opener „Tigers“ und „No One Is (As I Are Be)“ hier vor:

Alles Retro? Jein. Schließlich hat Stephen Malkmus nie aufgehört, war als Musiker mit und ohne Pavement immer präsent. Zurückblicken können wir heute trotzdem erneut, mit Love Is A Mix Tape, den empfehlenswerten Erinnerungen des Rolling Stone-Autors Rob Sheffield. Malkmus und Pavement spielen in dieser Geschichte eine prägende Rolle, das parallele Lesen und Musikhören war schon 2008 mit dem Roman und „Real Emotional Trash“ eine besondere Erfahrung. Und so schließen wir an dieser Stelle mit Liedzeilen, die Sheffield in den frühen 1990ern mit seiner Frau Renée geschrieben hat:

Out on the road today, I saw a Sub Pop sticker on a Subaro.
A little voice inside my head said, yuppies smell teen spirit too.

„Love Is A Mix Tape“ ist ein trauriges und großartiges Buch über eine besondere Zeit. Mehr darüber erfahrt Ihr hier.

Thomas Backs

Stephen Malkmus & The Jicks: Mirror Traffic. Domino Records (GoodToGo). Zu Website und Facebook-Profil von Stephen Malkmus. Stephen Malkmus & The Jicks live 2011: 22. November: Postbahnhof, Berlin

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