
Garland Jeffreys; Foto: Eddie Janssens
A good country for old men
Schon wieder ein Comeback des Jahres: Wolfgang Buchholz hat sich Garland Jeffreys‘ Konzert im Frankfurter Club „Das Bett“ angesehen.
Mittlerweile hat der eine oder andere Künstler der Pop-Musik schon die 70 Jahre überschritten und viele sind nach wie vor gut in Schuss. Gerade hat Bob Dylan ein neues vielgelobtes Album veröffentlicht, vor wenigen Wochen waren die Beach Boys auf Tour, von der man viel Gutes hörte, ganz unerwartet hat nach über 40 Jahren Bill Fay ein neues Album heraus gebracht. Die Floskel „Comeback des Jahres“ wurde vor wenigen Wochen ja schon an dieser Stelle zu Dexys verwendet, zu Garland Jeffreys würde das jetzt aber noch einmal passen.
Von dem 68-jährigen New Yorker erschien im Frühjahr nach fünfzehn Jahren ein bemerkenswertes neues Album mit dem Titel „The King Of In Between“. Einem breiten Publikum ist Jeffreys aus den frühen 80ern mit dem Hit „Matador“ bekannt, dem er Anfang der 90er einen weiteren mit „Hail Hail, Rock’n’Roll“ folgen ließ. Ihn aber nur mit diesen beiden Liedern in Verbindung zu bringen, greift viel zu kurz. Schon in den 60ern und 70ern arbeitete er mit Größen wie Bruce Springsteen, Lou Reed und John Cale zusammen, hat bis dato aber erst um die zehn Alben veröffentlicht. Das vorletzte lag nunmehr 16 Jahre zurück; die letzten Jahre hat er damit verbracht, sich um die Erziehung seiner Tochter zu kümmern.
Nun bin ich kein bekennender Garland-Jeffreys-Fan; sehr gute Rezensionen zu der Platte und zu einem Konzert in der Zeitung meines Vertrauens hatten meine Aufmerksamkeit geweckt. Als ich nunmehr das neue Album endlich auf dem Teller liegen habe, bin ich schlichtweg begeistert. Eine bunte Mischung aus Rock, Reggae, Blues und Pop-Musik mit schlauen Texten von Klasse-Musikern gespielt – sehr abwechslungsreich und völlig zeitlos.
Und dieser Garland Jeffreys spielt ein einziges Konzert in Deutschland, in Frankfurt, im Club „Das Bett“. Nicht gerade um die Ecke von Münster, aber egal, gute Konzerte sind immer eine Reise wert. Obwohl im Vorfeld vom Hessischen Rundfunk im Radio stark propagiert, sind höchstens 70 bis 80 Zuschauer in dem Club. Gegen halb zehn kommt Jeffreys gut gelaunt in den Konzertraum geschlendert – der Veranstalter hatte ihn schon gesucht – begrüßt den einen oder anderen Gast per Handschlag und eröffnet kurz darauf das Konzert mit dem an Lou Reed erinnernden „Coney Island Winter“, dem Opener des neuen Albums. Es folgt ein weiterer Renner von der Platte, „I Am alive“, eine treibende Rock-Nummer, und schon kommt Schwung in die Zuschauerreihen.
Die Band ist am Anfang noch etwas schüchtern, taut aber schnell auf und liefert einen perfekten Sound bei maximaler Spielfreude ab. Besonders überzeugend sind die Reggae-Nummern, die natürlich nur funktionieren, wenn man den Groove beherrscht. Sie spielen ältere Nummern und einiges vom neuen Album. Highlight ist „The Contortionist“, eine staubtrockene angefunkte Nummer mit einem grandiosen DoDoDoDoDo-Chor im Background des Refrains. Bestens gelaunt plaudert Garland Jeffreys mit dem spärlich anwesenden Publikum und liefert eine authentische, ehrliche und sehr sympathische Show ab. Im zweiten Teil folgen dann auch die beiden genannten Hits in „Sich-nicht-anbiedernden Versionen“. Jeffreys erfüllt noch Publikumswünsche, singt eine Nummer a cappella ohne Mikro und hat viel Spaß bei seiner Darbietung. Nach der Show herrscht eine lange Schlange am Merchandise-Stand und signierte Platten wechseln den Besitzer. Im Oktober spielt er nun noch einige weitere Konzerte in Deutschland: Sehr empfehlenswert!
Wolfgang Buchholz
Zur Homepage von Garland Jeffreys.
Garland Jeffrey in Deutschland:
10.10 BONN, Harmonie
12.10 LORSCH, Rex Musiktheater
14.10 BERLIN, Bi Nuu