Schön uncool

– Janine Andert über das neue Album von Nada Surf, das trotz Temporeichtum von einer Patina der Belanglosigkeit überzogen scheint.

Wer hätte das gedacht, Nada Surf feiern dieses Jahr 20-jähriges Bandbestehen. Ihren ersten Hit hatten sie mit „Popular“ zwar erst 1996, aber auch so alt hören sie sich noch nicht an. Da steckt noch Energie in den Knochen des New Yorker Trios, was ihr sechstes Studioalbum einmal mehr beweist.

Auf die 9 prescht der erste Song nach vorne, als wollten sie ihren Kritikern beweisen, dass sie es noch drauf haben. Einst hoch gelobt verorten manche den Zenit der Band im 2005-er Erfolgsalbum „The Weight Is A Gift“, andere bescheinigen ihnen immer noch die gewisse Herzwärme, um die alltäglichen Dinge des Lebens in einem besonderen Licht erstrahlen zu lassen. Sicher ist, Matthew Caws Stimme und Songwriting sind unverkennbar. Mit absoluter Treffsicherheit schafft er es, Dinge, die Menschen bewegen, zu benennen und dem Hörer Hoffnung und Trost zu spenden.

Ein Hit jagt den nächsten

„The Stars Are Indifferent To Astronomy” setzt gewohnt auf opulenten Pop-Rock, der sich an der richtigen Stelle zurückzunehmen weiß. Ein vielfältiger Einsatz in amerikanischen Erfolgsserien ist garantiert. Ein Hit jagt den nächsten, beschwingtes Mitsingen scheint vorprogrammiert. Herrlich schön uncool und doch vor Selbstsicherheit strotzend haben Nada Surf immer noch etwas Einnehmendes.

An das tief bewegende „Inside Of Love“ (2004) und „Always Love“ (2005) kommen sie jedoch nicht mehr heran. Eine Patina von Belanglosigkeit überzieht vorhersehbare Songstrukturen, die mit Temporeichtum aufgehübscht wurden. Verzeihlich, immerhin haben sie versucht, ein wenig anders als auf den Vorgängeralben zu klingen. Vor allem aber sind sie schneller geworden, was „The Stars Are Indifferent To Astronomy” Drive verleiht.

Janine Andert

Nada Surf: The Stars Are Indifferent To Astronomy. City Slang. Homepage; Facebook; Free Download von „When I Was Young“ auf Soundcloud.