Fett, fett, fett
– Sie sind der Liebling dieses Musiksommers und haben auch Tina Manske den Kopf verdreht – Little Dragon aus Schweden und ihr Feel-good-Album der Saison.
Jan Wigger von Spiegel online zum Trotz, der das alles für ganz schlechten Journalismus hält, schreiben wir hier nochmal die offensichtlichen Fakten auf, ätschibätschi: die vier Musiker von Little Dragon kommen aus Schweden und bringen mit „Ritual Union“ ihr drittes Album raus. Ihre Fans hören auf illustre Namen wie Damon Albarn oder David Sitek, und schon mit ihren ersten beiden Platten haben sie zahllose Herzen erobert.
Soweit das schon Bekannte. Was Little Dragon allerdings mit ihrem neuen Album gelungen ist, ist schon erstaunlich. Ihren Sound haben sie so trockengelegt wie bisher noch nie, und dennoch klingt „Ritual Union“ fett, fett, fett. Warum? Weil erstens die Stimme von Yukimi Nagano noch an einnehmender klingt als zuvor, noch direkter und dabei noch weicher. Und weil zweitens alles andere weniger weich ist als zuvor. Little Dragon haben sich von ihrem Dreampop der letzten Alben – der übrigens auch toll war, wir berichteten – weitgehend verabschiedet und strippen ihre Songs jetzt runter bis aufs Skelett.
Intelligentes Understatement
Und was man da zu sehen und hören bekommt, ist einfach grandios: Beginnend beim titelgebenden Opener, dessen Basslinie als roter Faden die Rhythmuslinie vorgibt und den Hörer bereits gefangennimmt. Einen Funksong wie „Precious“ dagegen hätte sonst tatsächlich nur Prince himself hinbekommen – würde das Stück nicht in der Mitte plötzlich von Dubstep zu House mäandern, was dann doch anders und neu und eben nach Little Dragon und nicht nach Prince klingt. Mindestens drei Songs in einem – kein Wunder, dass David Sitek von TV On The Radio darauf abgeht. Oder das in die Beine fahrende „Nightlight“ mit seinem immer einen Viertelton danebenliegenden Synthiepassagen, die eine Geschichte neben der Geschichte zu erzählen scheinen – besser kann man intelligentes Understatement nicht betreiben.
Man kann also „Ritual Union“ über Wochen hören, ohne genug von der Platte zu bekommen, weil man immer wieder neue Tricks und Wendungen entdeckt. Und trotzdem möchte man die ganze Zeit dazu tanzen.
Tina Manske
Little Dragon: Ritual Union. Peacefrog (Roughtrade). Zur Homepage der Band geht es hier.