Geschrieben am 8. Oktober 2014 von für Musikmag

Hört mehr Luke Haines!

New_York_in_the_70s_Luke HainesEine Verneigung vor Lou Reed

– 2014 wird an vielen Orten wieder mehr Luke Haines gehört, auch bei unserem Autor Thomas Backs. Schließlich wurden in diesem Kalenderjahr gleich zwei „neue“ Longplayer des Künstlers aus Südengland veröffentlicht. Einer davon ist vor allem ein Tribut an Lou Reed. Fein.

„New York In The ’70s“ bildet den Schlusspunkt einer Trilogie von Konzeptalben, einen Rückblick auf das eigene Schaffen in den 1990er-Jahren nimmt der Ex-Mastermind der Auteurs zudem mit einer edlen Wiederveröffentlichung von „After Murder Park“ (Original-VÖ: 1996) vor.

Luke Haines träumt sich mit seinem New York-Album an die US-Ostküste der 1970er-Jahre, zitiert laufend Lou Reed, dazu ganz viele andere, z. B. The Stooges, New York Dolls, Television und TV Personalities, sieht sich an der Seite von Jim Caroll („The Basketball Diaries“), William S. Burroughs und Alan Vega (bei Reed und The Velvet Underground hieß es zum Beispiel „Candy says“, „Stephanie says“ oder „Lisa says“ – auf diesem Album ist der Songtitel „Alan Vega says“). Cover und Art-Work, die können dabei kaum mehr Coolness haben. Im Warhol-Stil, wie denn auch sonst ?

Musikalisch ist das Album vor allem eine tiefe Verneigung vor Loud Reed, der im Oktober 2013, also während Aufnahmen/Entstehung des vorliegenden Albums, verstorben ist. „New York In The ’70s“ ist daher auch eine Zitatsammlung geworden, Echos von Reed und den späten Velvet Underground erklingen immer wieder.

Im YouTube-Clip zum Song „Lou Reed, Lou Reed“ klingt das in Haines` Erklärung alles ein bisschen anders. Ernst dürfte das kaum gemeint sein, ein wenig musikalischen Sachverstand bzw. ein entsprechendes Gehör scheint der Künstler den Hörern seines Albums offensichtlich zuzutrauen.

Da können wir uns also fast ein wenig geschmeichelt fühlen:

Sicher, Pop dürfte uns in Zukunft noch viele LPs dieser Art bringen. Luke Haines ist nun aber extrem früh dran, wird auf diese Art für immer einer der ersten Urheber für diese Form von Tribute-an-Lou-Reed-Alben sein.

Das Promo-Material bot zu dieser Veröffentlichung übrigens einen ‚Waschzettel‘ mit drei (Theater)-Szenen. Diese kann man hier finden.

After Murder Park_The Auteurs1996: „The group never sounded better“

Dazu gibt es anno 2014 eine edle Neuauflage des dritten Auteurs-Albums „After Murder Park“ – produziert von Steve Albini und damit deutlich rauer und rotziger als der Mitte der 1990er allgegenwärtige Gitarrenpop aus dem UK. Dieser Longplayer kann inklusive Live-Album und Raritäten-Sammlung durchaus auch nachträglich als inoffizieller Soundtrack zum bitterbösen Buch-Bestseller „Bad Vibes. Britpop und der ganze Scheiß“ – Original-Titel: „Bad Vibes. Britpop And My Part In Its Downfall“ (VÖ: 2009 bzw. 2010 für die deutschsprachige Übersetzung) gehört werden.

45 Songs sind auf zwei Compact Discs enthalten, das lässt im Zeitalter von MP3 und Streaming-Diensten (wenige) wirklich aufhorchen, dort sind die kompletten Extra-Singles, B-Seiten, Demo-Aufnahmen etc. enthalten. Auf CD 2 zu hören ist hier die komplette „Black Session“, ein französisches Radio-Konzert zur Album-Veröffentlichung 1996. „The group never sounded better“ schreibt Luke Haines im Beiheft zur Neuveröffentlichung.

Und, Surprise, Surprise: Er gesteht auch öffentlich ein, welch entscheidenden Anteil eben James Banbury mit Cello und Hammond Orgel am Gesamtwerk „After Murder Park“ gehabt hat.

Interessant. Schließlich ist jener Banbury doch eben „der Cellist“, der im Bestseller „Bad Vibes“ eine Menge Spott abbekommen hatte. Heute liest sich das so: „I have to salute his Hammond/electric cello playing on this lp – both inspired and mind-blowing.“ Allerdings.

Thomas Backs

Luke Haines: New York In The ’70s. Cherry Red Records (Rough Trade). Zur Website von Luke Haines.
The Auteurs: After Murder Park (Expanded Edition). Cherry Red Records (Rough Trade).

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