Geschrieben am 5. September 2015 von für Musikmag

Hiatus Kaiyote: Choose Your Weapon

hiatusFeier der Vielfalt

Nach dreijähriger Wartezeit werden die Fans von Hiatus Kaiyote endlich mit „Choose Your Weapon“ belohnt: Mit diesem Album öffnet das australische Neo-Soul-Quartett seinen Sound für neue, wild und heftig variierende Einflüsse. Die Songs bilden einen sich ständig verändernden Prozess mit Anleihen aus Prog-Rock-, Jazz- und Psychedlic-Traditionen; Weather Report, Mars Volta und Rush sind für Hiatus Kaiote keine Widersprüche, sondern energetisierende Kontrapunkte.

Für Leute, die sich gern an verlässlichen Streckenposten festhalten, ist das nichts: Eben noch singt die umwerfende Bandchefin Nai Palm sweet-soulig und becircend (z.B. „Laputa“ oder „Cicada“), schon brettern gniedelige Experimental-Gitarrenparts dazwischen und es ist Schluss mit dem gefälligen Soulpop. „Choose Your Weapon“ unterscheidet sich vom Debütalbum „Tawk Tomahawk“ in vielerlei Hinsicht, und wer die Mixtur aus HipHop und Soul mochte, die an Bands wie Little Dragon erinnerte, wird vom neuen Album frustriert sein – oder aber himmelhoch begeistert, denn „Choose Your Weapon“ fordert die Hörer voll und ganz. Man wird buchstäblich von Song zu Song in andere Gefühlslagen geschubst, „Achterbahn“ oder „Autoscooter“ sind keine ganz abwegigen Vergleichsbegriffe.

Der zentrale Groove, der „Tawk Tomahawk“ bestimmte, wird auf „Choose Your Weapon“ in bunte Polyrhythmik transferiert, Songstrukturen werden aufgebrochen und die Vielfalt gefeiert. Siebzig Minuten lang spielen Hiatus Kaiyote Hase und Igel mit den Hörern, um dann das Album mit „Fingerprints“ lässig, entspannt und groovy like hell zu beschließen. Anstrengend, aber toll.

Hiatus Kaiyote: Choose Your Weapon. Sony.

Christina Mohr

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