Spielfreude
– Das Musikerkollektiv von Emanuel And The Fear klingt wie ein zusammengewürfelter Haufen von ADHSlern – was Monique Schmiedl nicht davon abhält, die EP „Hands“ lecker zu finden.
Emanuel And The Fear (EATF) sind wie eine Grundschulklasse auf Klassenfahrt: mal sind alle da, dann ist plötzlich einer verschwunden. Ständig haben sie neue Ideen. Die Aufmerksamkeitsspanne umfasst keine 30 Sekunden. Die Kleinen wollen nur spielen, spielen, spielen – und wehe, man sieht plötzlich ein neues Spielzeug! Dann ist das aktuelle vergessen und das neue muss herhalten.
So stell ich mir zumindest die New Yorker Band beim Hören ihrer ersten EP vor. Verstärkend kommt hinzu, dass Genaueres nicht in Erfahrung zu bringen ist. Weder die Anzahl der zugehörigen Musiker, noch das Ausmaß der eingesetzten Instrumente oder die musikalische Kategorisierung. EATF sind ein großer bunter Haufen Musiker aus allen musikalischen Stilrichtungen.
Die nun veröffentlichte EP „Hands“ ist das Vorabwerk von Emanuel And The Fear, und das lässt so einiges erahnen. Schon jetzt entsteht der Eindruck, dass sich besagte Grundschulklasse in der Schulküche getroffen hat. Jeder hat eine Zutat zum großen bunten Musikkuchen mitgebracht. Auf „drei“ werfen alle in die Rührschüssel, was sie dabei haben und dann ab damit in den Produktions-Ofen. Am Ende kommt ein großer bunter chaotischer Kuchen raus, der an manchen Stellen noch nicht gar ist, der aber erstaunlich lecker schmeckt.
Die kunterbunte Mischung der unzähligen Musiker (laut Labelangabe bis zu 200 Leute zeitgleich) lässt Freude beim Hören aufkommen. Die Songs spielen mit allem, was man sich vorstellen kann. Unzählige Taktwechsel werden mit schier allen Instrumenten der Welt gemischt, die Grenzen zwischen Ernster Musik (allgemein als Klassik bezeichnet) und Unterhaltungsmusik (Pop, im weitesten Sinne) werden völlig selbstverständlich aufgehoben, Genres werden durchbrochen, wohlig klingende Schmuseeinlagen werden von plötzlicher Dissonanz einfach abgesägt. „Hands“ wirkt wie eine Sammlung von Songs verschiedener Songschreiber. Das Einzige, was die EP zusammenhält, ist die Stimme des Sängers. Und selbst dieser vermeintlich rote Faden wird durchgebissen, ist doch einer der fünf Songs ein reines Instrumentalstück.
EATFs erste EP lässt sich schwer beschreiben. Der Musikerkuchen ist groß geworden. Er ist bunt und vielfältig, er ist chaotisch und durcheinander. Aber er ist vor allem eines nicht: langweilig. Die Band schafft es, ihrer Spielfreude Ausdruck zu verleihen. Man darf gespannt sein, auf die für Mitte 2012 angekündigte LP.
Monique Schmiedl
Emanuel And The Fear: Hands EP. Haldern Pop Records. Zur Homepage der Band. Emanuel And The Fear bei Myspace.