Häppchenweise
– Nicht gerade leichte Kost ist es, die uns Crippled Black Phoenix mit ihrem neuen Album vorsetzen. Aber „Mankind (The Crafty Ape)“ lohnt die Anstrengung…
So muss man sich den Soundtrack vom Jüngsten Gericht vorstellen. Das fünfte Album von Crippled Black Phoenix ist ein Mammutwerk, das mit massiven Progrock-Wänden die Ewigkeit elegisch vertont. Wen wundert’s, denn die Band selbst bezeichnet ihre Songs als Endzeitballaden.
So wird es am Ende der Zeit aussehen: Ein ständig wechselndes Ensemble brillanter Musiker schart sich um Mastermind Justin Greaves und gründet einen Experimentierclub, in dem geniale Köpfe ihre besessene Suche nach dem alles umfassenden Sound ausleben; ein Club, in dem sie zeigen, was das heimische Plattenregal so hergibt. (Offensichtlich die Gesamtdiscographie von Pink Floyd in sämtlichen Pressungen.) Die musikalischen Neben- und Hauptprojekte alter und neuer Mitglieder hinterlassen ihre Spuren. Und wenn da Namen wie Mogwai und Electric Wizard vorkommen, hat das was zu sagen. Auf „Mankind (The Crafty Ape)“ treibt die Supergroup Rockmusik auf ihren evolutionären Höhepunkt. Score trifft auf Post-Rock und wird um Folkspielereien wie Banjo und Slidegitarre erweitert.
Wenn man sich dieser sphärischen Schönheit vollends hingeben will, reißen einen wummernde Metal-Gitarren und Tribal-Drumming aus der Trance. Ein innovativer Klangkosmus, der bekannte Instrumente in neue Zusammenhänge setzt und auch vor elektronischen Einflüssen und Rehab-Effekten keinen Halt macht. Stoner-Rock-Anleihen gehören obligatorisch ins Oeuvre. Experimentierfreude und überbordender Ideenreichtum sind harmonisch zusammengefügt. Das in drei Kapitel unterteilte Doppelalbum wirkt wie aus einem großen eisernen Guss. Auf Dauer ist das so wuchtig, dass der Hörer zu ersticken droht. Schwere Kost, die häppchenweise verdaut werden will.
Janine Andert
Crippled Black Phoenix: (Mankind) The Crafty Ape. Cool Green Recordings (Rough Trade). Zur Homepage und auf Facebook. Reinhören bei Soundcloud.