Aus den barrios von Portugal kommt das Album zum Totenmonat November: Buraka Som Sistema bieten eine wirksame Bewegungstherapie gegen den Herbstblues an. Tina Manske tanzt mit.

Schmelztiegel

Der Albumtitel wird direkt im Anschluss an den Opener erklärt: Komba bezeichnet ein angolesisches Trauerritual. Sieben Tage nach dem Tod eines Menschen versammeln sich da Familie und Freunde, um den Verstorbenen zu feiern, indem sie sein Lieblingsessen kochen, seine Lieblingsmusik spielen, sich Geschichten von ihm erzählen und dabei gemeinsam lachen und weinen. Auch die Mexikaner pflegen ja einen sehr freundschaftlichen Umgang mit dem Sensenmann, und es ist wohl kein Zufall, dass gerade solch lebenslustige Kulturen auch den Tod nicht verdrängen.

Was also könnte einem im dunklen, von Trauerfeiertagen durchsetzten nordeuropäischen Monat Besseres passieren als die Veröffentlichung von „Komba“, des neuen Albums des portugiesischen Kollektivs Buraka Som Sistema? Sie haben Kuduro, diesen Hybridsound aus Afrobeat, Techno und House, mit ihrem ersten Album „Black Diamond“ populär gemacht. Nachdem sie fast drei Jahre lang mit dem Debüt auf Tour waren, kommt nun der Nachfolger.

Wer M.I.A. mag (die auch schon mit Buraka Som Sistema zusammengearbeitet und den YouTube-Hit „Sound Of Kuduro“ mitverantwortet hat), wird auch diese Platte lieben, die auf ihre eigene Weise ein Traumtanz zwischen zwei Welten ist. Bei aller Dunkelheit in den Bassläufen und aller Härte der Beats ist sie doch vor allem eine Feier des Lebens. Wen es bei Songs wie „Tira O Pe Or (We Stay) Up All Night“ noch auf seinem Sitz hält, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Kein Wunder, dass die Live-Auftritte der Band Kultcharakter besitzen. Gäste wie Afrikan Boy (auf dem formidablen Opener „Eskeleto“) und Roses Gabor auf dem schon erwähnten Stomper „Tira…“ tun ihr Übriges. Insgesamt ein wirklich toller Schmelztiegel aus afrikanischen und westlichen Sounds.

Tina Manske

Buraka Som Sistema: Komba. Enchufada (Rough Trade). Zur Homepage.