Geschrieben am 25. Mai 2011 von für Musikmag

Box Codax: Hellabuster

Box Codax: HellabusterAls Popcorn verkleidet

– Nick McCarthy kennt man hauptsächlich als Gitarristen der Band Franz Ferdinand. Mit seinem side project Box Codax spielt er sich nun zum zweiten Mal die Seele frei. Von Tina Manske.

Box Codax, das sind neben Nick McCarthy seine Frau Manuela Gernedel und der Dichter Alexander Ragnew – die beiden letzteren steuern das Projekt in schöne deutsche Melancholien hinein. „Hellabuster“ klingt – ebenso wie schon das Debüt-Album „Only An Orchard Away“ – sowieso überhaupt nicht nach einer amerikanischen Band, sondern eher so, als hätten sich die Talking Heads mit Kurt Weill zusammengetan. Das bringt Box Codax von weniger zugeneigten Menschen öfters mal den Vorwurf des Artsy-Fartsytums bzw. Kunststudentenvereins ein; solche Anfeindungen sagen allerdings eher etwas über die so Urteilenden aus als über die Band. Denn wenn man in der Lage ist, eine so vielschichtige Platte wie „Hellabuster“ aufzunehmen, warum sollte man es nicht tun?

Im Gegensatz zum ersten Album haben Box Codax ihr neues Werk ideal abgemischt und lassen es weniger Lo-Fi klingen.“Seven Silvers“ ist nicht weniger als der perfekte Popsong, auch und ganz besonders in der am Ende der Platte angebotenen akustischen Version („Dawning“). „How do I get your bullet out of my head now, baby?“, fragt sich der Sänger, und der Hörer ahnt schon, dass die Kugel, die er da nicht mehr aus dem Kopf bekommen wird, dieser Refrain ist. Das Schöne an „Hellabuster“ ist auch, das hier lauter kleine Kurzgeschichten erzählt werden. Das beginnt schon mit dem Titelsong, der das Album eröffnet und der von einer außergewöhnlichen Liebe handelt (und diese mit wilden und leidenschaftlichen Rhythmuswechseln zu unterlegen weiß), ein schönes Beispiel ist auch das herrlich verblödelte „Choco Pudding“ mit seinem verquirlten Kinderchor und der Beschreibung eines Lebens rund um die süße Nachspeise. „Inanimate inamorato“ dagegen stellt uns in eine tragisch-traurige Szenerie, in der der Tod eines Freundes beweint wird. In „My Room“ wird eine surrealistische Szene mit der Beschreibung eines Zimmers aufgerufen, und der fast unschuldige Chorgesang konterkariert den beunruhigenden Text. Und sogar wenn die Stimmen durch den Autotuner geschickt werden, kommt dabei ein toller Song raus („No Trains“).

Box Codax bedienen sich freimütig in der Geschichte der Popmusik, aber auch in ‚klassischen‘ Systemen: bei „Charade“ zum Beispiel erklingen im Refrain herrlich cheesige synthetisierte Geigen, die direkt aus einer Melodramatik-Parade stammen könnten. Das ist alles mit sehr viel Humor vorgetragen, aber mit ebensoviel Verve. Oder „Nothing More Than Anything“: Auch hier finden sich symphonische Elemente zuhauf, die sich aber gern verstecken, in einer von der akustischen Gitarre gespielten Melodie oder einem im Hintergrund laufenden Kontrapunkt. Und wie in „Pour moi“ zum Beispiel die beiden Gesangslinien zusammengeführt werden, das ist großes kompositorisches Kino, das sich als Popcorn verkleidet – was für die gesamte Platte gilt.

Tina Manske

Box Codax: Hellabuster. Gomma Records (Groove Attack). Die Homepage der Band. Box Codax bei Facebook. Weitere Infos zu Hellabuster gibt es hier.