NYC-Blues
– Blood Orange ist das neue Projekt von Dev Hynes. Mit seinem Solodebüt entführt er den Hörer in ein vergangenes New York. Tina Manske ist beeindruckt.
Grooves und Rhythmen für die Küste, tatsächlich, das ist es, was Devonté Hynes aka Blood Orange uns auf seinem Solodebüt bietet. Bisher hauptsächlich bekannt als Produzent (nom de guerre Testicicles und Lightspeed Champion), auch für andere Künstler (Basement Jaxx, Florence & The Machine, Solange Knowles etc …), ist er nun als Musiker unterwegs. Mittlerweile lebt der in Großbritannien aufgewachsene gebürtige Texaner in New York. Für sein Debüt hat er sich von seiner neuen Heimat inspirieren lassen – das Album verdankt NYC so ziemlich alles. Allerdings ist es auch eine Zeitreise. „Coastal Grooves“ entführt uns ins New York der 80er-Jahre, wo Drag Queens in After-hour-Bars zu japanischen Popsongs wie z. B. des Yellow Magic Orchestras tanzen und in einem Hinterzimmer Chris Isaak seine Hawaii-Gitarre stimmt, um am Abend auf irgendeiner dreckigen Bühne seinen Durchbruch zu feiern.
An den unmöglichsten Stellen twangen auf einmal die Elektrogitarren auf und machen auf dicke Hose, „I’m Sorry We Lied“ bezieht sich mit seinem geradeausen Beat ganz ungeniert auf den Film „Footloose“ – und macht noch einmal nachvollziehbar, warum man auf so was Seltsames abgehen kann. Und da wir sie schon erwähnt haben: Tatsächlich kann man sich sehr gut vorstellen, dass Songs wie die Single „Sutphin Boulevard“ von einer Drag Queen gesungen wird, schließlich hat auch Hynes‘ Stimme diesen androgynen Prince-Touch, den man für diese Sexy-Grooves, die doch auch so sinister rüberkommen können, gut gebrauchen kann.
Devonté Hynes plündert geradezu manisch all die guten Sachen, die die 80er-Jahre ausmachten – als man sich aufdrängende Melodien noch nicht für obszön und kitschig hielt. Genau das richtige Album für diesen späten Sommer. Aufgenommen wurde die Platte natürlich, wie es sich für das Jahr 2011 gehört, im Wohnzimmer von Hynes ganz allein. Produziert wurde dann allerdings in L. A., und daher geht in diesen nachtgetränkten Songs auch immer wieder die Sonne auf.
Tina Manske
Blood Orange: Coastal Grooves. Domino Records (GoodToGo). Zur Blood Orange Homepage.