Geschrieben am 17. August 2011 von für Musikmag

Blitzbeats

Neues von Sam Brookes und Re-Releases von Hans-Joachim Roedelius, gehört von Janine Andert (JA) und Tina Manske (TM).

Sam Brookes: ditoKann man hören

(JA) Der Singer-Songwriter Sam Brookes ist 24. Er hat bereits Größen wie Scott Matthews und Cherry Ghost supportet sowie den Kings-Frontmann Ray Davies auf Tour begleitet. Sein Debütalbum reiht sich nahtlos in die Tradition amerikanischer Balladen ein – langgezogene, hohe Gesangseinlagen und obligatorische Slidegitarre plus Mundharmonika. Ungewöhnlich für einen Briten. Mit seiner ehemaligen Band „The Volts“ gewann Brookes 2008 bei MTV den „Get Seen Get Heard“-Talentwettbewerb. Damit wäre alles gesagt. Das Album ist das auf Tonträger gepresste Bild des jungen Mannes, der auf Konzerten vor dem Hauptact mit Klampfe in der Hand die Hintergrundmusik beim Einfinden des Publikums abliefert. Nett, unaufdringlich, aber eben doch nur Vorgeplänkel. Wahlweise kann der Folk angehauchte Heulton auch als Soundtrack für eine Nachmittagsserie eingesetzt werden. Die Szene, in der ein junger Mensch gerade von seiner großen Liebe verlassen wurde und in Rückblicken über seinen Verlust sinniert. Kann man hören, muss man aber nicht.

Sam Brookes: dito. Helium/Cooperative Music (Universal). Homepage; Sam Brookes bei Facebook, MySpace und Soundcloud.

Roedelius: Wie das Wispern des WindesSpielereien

(TM) Viel Wind um viel: Zwei weitere Re-Releases von Hans-Joachim Roedelius auf dem Label Bureau B bereiten auf neue Platten von ihm vor, die noch in diesem Jahr erscheinen werden. „Wie das Wispern des Windes“ war das elfte Soloalbum von Hans-Joachim Roedelius und erschien 1986 auf dem norwegischen Label Citada. Es zeigt Roedelius bei ganz intimen Klavier-Spielereien – zum ersten Mal verzichtete er gänzlich auf den Einsatz von Elektronik. Man kann beim Hören von „Wie das Wispern des Windes“ hören, wie Roedelius die Töne sucht bzw. sich von ihnen finden lässt. Formen interessieren ihn nicht, er lässt sich mit seinen Etüden treiben, strandet an einer Melodie, lässt sie wieder fallen etc. Auf diese Weise kann sich auch der Hörer fallen lassen und den Wegen folgen, die das Plätschern der Musik ins Wasserbett malt.

Roedelius: Wasser im WindNoch gänzlich anders ist „Wasser im Wind“ gestrickt. Das zehnte Album, vier Jahre vor „Wie das Wispern des Windes“ entstanden, markiert so etwas wie den Übergang vom Cluster-Sound zu den späteren Klavierspielereien. Auf drei Stücken nahm Roedelius den Saxophonisten Alexander Czjzek mit ins Boot, ansonsten aber dominieren noch einmal die elektronischen Zutaten. Den Formenreichtum späterer Klavieralben hört man aber bereits im Hintergrund.

Hans-Joachim Roedelius: Wasser im Wind; Wie das Wispern des Windes. Beide Bureau B (Indigo). Zur Homepage von Hans-Joachim Roedelius