Geschrieben am 4. November 2015 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Der Monat in Toren. Ein Fußballrückblick

Mara BraunDanke! Bitte! Setzen!

Vielleicht hat der eine oder andere Leser an dieser Stelle zuletzt Mara Brauns Kolumne vermisst. Die hatte das runde Leder zum Thema, den Fußball also, und ein wenig auch die Frage, wie alles mit allem zusammenhängt. So, wie das CULTurMAG selbst sich seit dem Sommer in völlig neuem Gewand präsentiert, ist es inzwischen auch besagter Kolumne ergangen, weshalb diese nun nicht mehr bereits vor dem Spieltag hinter die Ergebnislinie schaut, sondern jeweils im Rückblick ausgewählte Highlights jedes Fußballmonats beleuchtet. Danke. Bitte. Setzen.

Tor des Monats

Man konnte an jenem Abend in Dublin nur erahnen, wie Joachim Löw die Halsschlagadern heftig pochten, sehen konnte man sie nicht. Was freilich bloß der Tatsache geschuldet war, dass der Kalender inzwischen den Oktober ausweist, und der Nationaltrainer sich einen Schal um den Hals geschlungen hatte, mit dessen elegantem Schlaufenknoten er auf der Buchmesse wenige Tage später durchaus nicht als fachfremd aufgefallen wäre. Wie sehr die nach seiner eigenen Aussage „unnötigste Niederlage seit Jahren“ den Coach ärgerte, war dennoch nicht zu übersehen. Dabei hatten die RTL-Experten vorm Spiel noch vollmundig erklärt, das DFB-Team sei viel zu gut, um auf Unentschieden zu spielen, sprich den einen Punkt zu erlangen, der noch fehlte zur Qualifikation für die Europameisterschaft. Andererseits, wer wollte Jens Lehmann dieser Tage noch ernsthaft einen Fußballexperten nennen? Der Mann scheint sich von diesem Sport und dem Rest der Welt so weit entfernt zu haben wie ein herrenloser Satellit von der Erde. Meine Theorie ist ja ohnehin die, dass die Nationalmannschaft ihr spielerisches Niveau auf das des übertragenden Senders abgesenkt hat. Darin liegt zumindest die Hoffnung, bei der EM selbst werden die aktuellen Probleme so nicht mehr auftreten. Was lernen wir daraus? Fußballrechte nie, niemals ans Privatfernsehen verkaufen.

Skandal des Monats

Die Ethikkommission der FIFA hat Weltverbandspräsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Michel Platini suspendiert. Skandalös erscheint dem neutralen Beobachter daran vor allem der späte Zeitpunkt dieses gefühlt überfälligen Eingreifens. Aber besser spät als nie, und für diese abgedroschene Erkenntnis werfe ich auch gerne 2 Euro ins Phrasenschwein.

Personalie des Monates

Ein bisschen erinnerte die Verpflichtung von Jürgen Klopp als Trainer in Liverpool an einen Filmabend, Titel: Highlander, Motto: Es kann nur einen geben. So eindeutig erscheint diese Wahl, so wunderbar passend diese Job-Ehe. Im sozialen Netzwerk Twitter entschuldigte sich ein Bayernfan nachträglich für den Hype, den sein Verein einst rund um die Verpflichtung von Pep Guardiola gemacht habe. Ihm werde erst im Angesicht des Klopp-Hypes bewusst, wie nervig das für Unbeteiligte gewesen sein müsse. Ganz anders die Wahrnehmung in Mainz oder Dortmund, kein Wunder: Nach Unbeteiligten musste man dort in jenen Tagen suchen, emotional fühlten sich alle als Teil dieser Geschichte. Gedrückte Daumen und feuchte Augen, wohin der Blick ging, und als Kloppo bei der ersten Pressekonferenz für den neuen Verein auf seine Wurzeln in den beiden Städten verwies, hatte der emotionale Menschenfänger die Liebe in den alten Heimaten wildromantisch erneuert, und der in der neuen erste Wurzeln gegeben. Zumal er die ganze Zeit strahlte wie ein kleiner Bub, dessen Weihnachtsgeschenk viel größer ausgefallen ist, als er es erwartet hat. Diese Konstellation kann einfach nur funktionieren. Und eines schönen Tages wird jeder Fan des 1. FSV Mainz 05 mit dem Liverpooler FC englischer Meister, denn: „Alles, was ich bin, alles, was ich kann, habt ihr mich werden lassen.“

Mara Braun

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