Geschrieben am 1. September 2021 von für Crimemag, CrimeMag September 2021

Ulrich Noller: Interview mit Frauke Buchholz

„Ich arbeite rein intuitiv“

Frauke Buchholz im Gespräch über ihren Roman „Frostmond“ und die Situation der First Nations in Kanada.

Ulrich Noller: Eine Straße steht im Mittelpunkt Ihres Romans: Der „Highway of Tears“. Was hat es damit auf sich?

Frauke Buchholz: „Highway of Tears“ – „Straße der Tränen“ – bezeichnet einen Abschnitt des Transcanada Highways 16, der es zu trauriger Berühmtheit gebracht hat. Auf dieser 725 Kilometer langen Bundesstraße, die sich durch Kanadas Westen zwischen Prince George und Prince Rupert in der Provinz British Columbia erstreckt, verschwinden seit Jahrzehnten immer wieder vorwiegend junge indigene Frauen. 18 Fälle sind es nach offiziellen Polizeiangaben. Aber Amnesty International und indigene Opferverbände gehen von einer weit größeren Dunkelziffer aus, in ganz Kanada von Hunderten oder sogar Tausenden vermisster und getöteter Frauen innerhalb der letzten 30 Jahre. Aufgeklärt wurde bisher kaum ein Fall. Dafür gab es viele Ungereimtheiten bei der Ermittlungsarbeit, und immer wieder wurde der Vorwurf von mangelndem Engagement, Korruption und Rassismus gegen die kanadische Polizei erhoben. 

Wie kommt es, dass vor allem – oder ausschließlich – indigene Frauen und Mädchen betroffen sind?

Aufgrund der Armut und der Abgeschiedenheit der Reservate ist die Mobilität sehr eingeschränkt, ein eigenes Auto zu teuer, und das Fahren per Anhalter oft die einzige Möglichkeit, Verwandte zu besuchen oder in eine andere Ortschaft zu gelangen. Die Einsamkeit des Highways lässt junge Frauen zu einer leichten Beute für Vergewaltigung und Mord werden. Die Täter laden die Leichen einfach am Straßenrand im Gebüsch ab, und die sterblichen Überreste der Getöteten werden auch deshalb oft nie mehr gefunden, weil sie von Wildtieren gefressen werden. 

Highway of Tears © Wiki-Commons

Im Roman geht es in dem Zusammenhang um das Leben – und Sterben – eines Mädchens namens Jeanette Maskisin. Wer ist sie? 

Jeanette Maskisin ist ein 14jähriges Cree-Mädchen aus einem abgelegenen Reservat im Norden Québécs. Sie stammt aus einer Familie, deren Leben – wie das vieler indigener Menschen – von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt ist. Ihre Eltern sind Alkoholiker, der Vater gewalttätig. Jeanette ist intelligent, eine gute Schülerin, ehrgeizig und mutig, eine Kämpferin, die alles daran setzt, ihre Ziele zu erreichen. Und wie alle Teenager hat sie Träume, sie träumt von einem besseren Leben in der Großstadt Montreal. 

Wie kam das, dass gerade sie in das Zentrum Ihrer Geschichte rückte?


Jeanette Maskisin ist – genau wie ihr Cousin Leon, der ja ebenfalls eine ganz wichtige Rolle in meinem Roman spielt – , quasi aus dem Nichts aufgetaucht. Und obwohl sie keine eigene Stimme bekommt und ihre Geschichte aus drei verschiedenen männlichen Perspektiven erzählt wird, steht sie doch immer im Zentrum. Ich glaube, dass Jeanette die große Sympathieträgerin des Buches ist, zumindest für mich als weibliche Autorin ist sie die Figur, die mir emotional am nächsten steht und für die ich große Empathie empfinde. Ihr Schicksal ist ja das Schicksal vieler junger Mädchen aus den Elendsregionen dieser Welt, und ihr Weg zeigt exemplarisch die Gefährdung junger Frauen aus prekären Verhältnissen in einer männerdominierten kapitalistischen Gesellschaft auf. 

Wie steht es denn um die Situation der indigenen Bevölkerung in Kanada?


Vielleicht nenne ich dazu zunächst einmal ein paar Zahlen, die für sich sprechen: Laut einer Statistik des Canadian Poverty Institute lebt 25% der indigenen Bevölkerung in Armut, bei indigenen Kindern sind es 40%. Die durchschnittliche Lebenserwartung indigener Frauen liegt bei 50, die nicht-indigener Frauen bei 84 Jahren, bei indigenen Männern sind es 46 Jahre im Vergleich zu 80 Jahren bei nicht-indigenen Männern. Nur 7% der kanadischen Kinder haben indigene Wurzeln, doch stellen sie 52% der Kinder in Pflegefamilien und Heimen. 

Was heißt das für den Alltag?

Der Alltag in den abgelegenen Reservaten ist häufig von Armut, extrem hoher Arbeitslosigkeit von bis zu 70%, Perspektivlosigkeit, Alkoholismus und Drogensucht geprägt. Die Wohnverhältnisse sind oft katastrophal, viele Bewohner leben zusammengepfercht in kleinen, von der Regierung aufgestellten Holzhäusern, manchmal sogar in Bretterverschlägen, Wohnmobilen und Containern, teilweise ohne Heizung, fließend Wasser und Strom. In den letzten Jahren erschütterte eine beispiellose Selbstmordwelle vor allem unter Jugendlichen einige Cree-Reservate im hohen Norden. 

Und in den Metropolen, wie ist die Situation da?

Auch in den kanadischen Großstädten ist das Elend der indigenen Bevölkerung deutlich sichtbar. Die Gründe, das Reservat zu verlassen, sind vielfältig: die Suche nach besseren Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, die Notwendigkeit medizinischer Behandlungen, die Attraktivität der modernen Konsumgesellschaft, der Wunsch nach mehr Wohlstand und Teilhabe. Für viele bleibt der Traum jedoch ein Traum, und Obdachlosigkeit, Alkoholismus und Prostitution sind leider nur allzu oft die bittere Realität. 

Zurück zum Roman, der ja genau dieses Thema als Geschichte transportiert. Warum ist aus dieser Geschichte eigentlich ein Krimi geworden, wie kam das?


Eigentlich war es genau umgekehrt, ich hatte mir vorgenommen, einen Krimi zu schreiben, und die Geschichte hat sich dann mehr oder weniger zufällig entwickelt. Auf der Suche nach einer interessanten Location fiel meine Wahl sehr schnell auf Montreal, eine Stadt, die mich in ihrer Mischung aus französischer und nordamerikanischer Kultur schon immer fasziniert hat, und ich hatte die vage Idee einer ermordeten Stadtindianerin als Opfer. Mir schwebte ein Serienmord vor, alles andere war noch nebulös. An diesem Punkt geschah etwas Seltsames: Bei meinen Recherchen über Morde an Frauen in Kanada stieß ich im Internet auf einen Bericht über den „Highway of Tears“. Das war 2014, und ich hatte vorher noch nie davon gehört. Je mehr ich recherchierte, desto traurigere Geschichten offenbarten sich. Das Schicksal dieser Frauen und Mädchen und die vielen unaufgeklärten Morde gingen mir sehr ans Herz. Und so könnte man sagen, dass ich das Thema zufällig gefunden und zu einem Krimi verarbeitet habe, doch genau wie Arthur Schopenhauer und mein Ermittler Ted Garner glaube ich nicht an Zufälle, sondern eher an schicksalhafte Fügungen und die Notwendigkeit von Begegnungen. „Frostmond“ hat ja auch diese philosophische Ebene, die dann auf die Spiritualität und den Glauben an die Spirits der Cree trifft. 

Was muss denn ein guter Genreroman leisten, damit er Sie überzeugt?

Ich bin süchtig nach Geschichten. Ein guter Schriftsteller ist für mich zunächst einmal ein guter Geschichtenerzähler. Dazu gehören eine spannungsreiche Handlung, komplexe und tiefgründige, psychologisch überzeugende Charaktere und – gerade beim Krimi – ein intelligenter Plot, der am Ende für den Leser aufgeht. Eine gewisse Coolness, Ironie und Zynismus à la Chandler oder Hammett sowie ein interessantes Lokalkolorit können ebenfalls nicht schaden. Jenseits der Handlungsebene spielt für mich die Sprache eine ganz entscheidende Rolle. Literarische Krimis wie die der schwedischen Autorin Kerstin Ekman brillieren durch einen lyrischen Stil und genial psychologisierte Landschaftsbeschreibungen, die dann ihre eigene dunkle Magie entfalten. Das ist für mich die ganz große Kunst.

Wie haben Sie diesen Stoff entwickelt? Mit einem großen Masterplan – oder eher intuitiv?


Ich arbeite rein intuitiv und hangele mich gleich einem Hochseilartisten von Kapitel zu Kapitel. Nachdem ich die klassische Konstellation – einen Mordfall und zwei sehr unterschiedliche Ermittler – einmal angelegt hatte, bin ich einfach meinen Figuren gefolgt, bin mit jedem Perspektivwechsel wie eine Schauspielerin in die jeweilige Rolle und Situation geschlüpft und habe mich davon inspirieren lassen, was der Protagonist als Nächstes logischerweise seinem Charakter entsprechend tun würde. 

Die Figur des Leon Maskisin hat sich dabei schon sehr früh materialisiert, allerdings zunächst nur in der kurzen Szene, in der Jeanette vor ihrem Verschwinden in seiner Hütte im Busch auftaucht. Doch dann wurde mir klar, dass der Traditionalist Leon dem alten Cree-Mythos des Prologs, in dem Wesakechak den Tod seiner Cousine durch die Große Schlange rächt, folgen würde, und er wurde zu einer Art drittem Ermittler. 

Auch das Schicksal von Jeanette Maskisin hat sich erst nach und nach ergeben. Dass sich die einzelnen Kapitel dann schlussendlich zu einem funktionierenden Kriminalroman zusammengefügt haben, gehört zu den Mysterien des Unbewussten, das ja 80 bis 90 Prozent unseres Gehirns ausmachen soll. 

Ich habe den Eindruck, die einzelnen Kapitel erinnern teilweise an Kurzgeschichten.

„Frostmond“ ist ja mein erster Roman, vorher habe ich nur Kurzgeschichten geschrieben. Und tatsächlich sind gerade die ersten Kapitel des Ich-Erzählers aus „Frostmond“, die ja die Innenperspektive des jungen Cree Leon Maskisin zeigen, zunächst als eine Art Kurzgeschichten entstanden. Die Sprache ist in diesen Kapiteln auch ganz anders, irgendwie dichter und poetischer. Die anderen eher Plot-orientierten Kapitel der beiden weißen Ermittler mussten dann diese „Kurzgeschichten“ erst wieder einholen.

Was macht die Kurzgeschichte als Form interessant für Sie?

Die Kurzgeschichte bietet die Möglichkeit, die Realität extrem zu komprimieren und sozusagen ein Spotlight auf einen einzigen Charakter oder eine Situation zu richten. Da man da nur wenig Raum für Entwicklung hat, muss wirklich jedes Wort, jeder Satz und jeder Dialog sitzen. Das ist sowohl eine große Herausforderung als auch äußerst befriedigend wenn es denn gelingt.

Was bietet die Genre-/Krimi-Erzählweise, um so einem Stoff gerecht zu werden?

Im Krimi geht es ja immer um die Schatten, die dunkle Seite in uns. Das ist zum einen etwas sehr Persönliches, aber natürlich auch etwas Gesellschaftliches. Wo liegen die Ursachen des Bösen, und wie gehen wir mit dem täglichen Grauen, das uns allenthalben begegnet, um? Der Krimi kann als der – vergebliche und rein fiktionale – Versuch verstanden werden, Kontrolle über eine unsichere und Angst einflößende Realität zu gewinnen, indem am Schluss eine Art Gerechtigkeit wieder hergestellt wird, sei es durch die Verhaftung des Mörders oder seinen Tod. 

Also – der Wunsch nach Gerechtigkeit, zumindest symbolisch?

Ich hatte das Bedürfnis, die vielen unaufgeklärten Morde an indigenen Frauen fiktional zu verarbeiten und die Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen, und das funktioniert eben am besten im Krimi. Vielleicht ist er ja auch deshalb eine so extrem beliebte Gattung. Außerdem bietet der Krimi als Unterhaltungsgenre die Möglichkeit, ein sehr viel breiteres Publikum zu erreichen als ein Gesellschaftsroman.

Interessant finde ich ja auch die Art, wie Sie die beiden toughen Ermittler zeichnen. Denn die sind auf jeweils eigene Weise, sagen wir, auch nicht frei von Rassismus …


Ja, meine beiden Ermittler, der zynische Profiler Garner aus dem Westen und der frankokanadische Sergeant LeRoux, sind beide eher sperrige Charaktere, die sowohl Vorurteile gegenüber der jeweils anderen weißen Ethnie Kanadas als auch gegenüber der indigenen Bevölkerung haben. Aber auch die indigenen Charaktere sind keine „edlen Wilden“, sondern zuallererst Individuen, die auch ihre eigenen Schattenseiten haben. Dass alle drei Ermittler in lebensgefährliche Situationen geraten und am Ende zwar widerwillig, aber doch irgendwie zusammen arbeiten, um den Mörder zu stellen, gehört zu den fiktionalen Wunschvorstellungen einer Autorin, deren Traumland schon immer Kanada war.

©ClaudiaFahlbusch

Wie kommt denn eine Schriftstellerin aus Aachen auf die Idee, eine Geschichte ausgerechnet über indigene KanadierInnen zu schreiben?

Ich habe mich bereits seit meiner Kindheit für indigene Geschichte und Kultur interessiert, Jugendbücher wie Steubens Tecumseh oder Welskopf Henrichs Die Söhne der Großen Bärin verschlungen. Und auch nach Kanada zog es mich schon früh, ich träumte sogar vom Auswandern. Als ich im Anschluss an mein Lehramtsstudium über zeitgenössische indigene Literatur promovierte, bereiste ich im Rahmen eines DAAD-Stipendiums viele Reservate in den USA, darunter die Blackfeet in Montana, Pine Ridge in South Dakota, die Navajo und Hopi in Arizona und New Mexico. Immer wieder faszinierte mich die Lebendigkeit und Stärke der Tradition und Spiritualität. Dass ich viele meiner damaligen Erlebnisse und Eindrücke erst Jahrzehnte später fiktional in einem Krimi verarbeiten würde, gehört zu den Mysterien dieser Romangenese.

Sie haben also persönlich viel Zeit in Kanada verbracht, zum Beispiel in einem Reservat der Cree. Wie hat sie das geprägt – und was davon ist wie in diese Geschichte eingeflossen?

Frostmond ist nicht denkbar ohne diese Erfahrungen. Als ich 1980 mit zwanzig Jahren das erste Mal in Kanada war, hatte ich das große Glück, einige Zeit auf einem Cree-Reservat in Alberta verbringen zu dürfen. Ich habe eine Art Volontariat an der Reservatsschule gemacht und bei einem älteren Cree namens Peter und seiner Familie gewohnt. Obwohl die Familie arm war und äußerst beengt wohnte, wurde ich aufgenommen wie eine Tochter. Die Gastfreundschaft, Herzlichkeit und der Humor trotz schwierigster Lebensverhältnisse haben mich sehr beeindruckt. Auch Peter hatte als Kind die leidvolle Erfahrung der Residential Schools gemacht, er hatte einen langen Kampf gegen den Alkoholismus geführt, war am Ende zur Tradition zurückgekehrt und ein sehr angesehener spiritueller Führer und Ratgeber. In den folgenden Jahren reiste ich immer wieder quer durch das Land und besuchte regelmäßig meine Cree-Freunde, fuhr mit ihnen zu Powwows und durfte an Zeremonien wie der Sweating Lodge teilnehmen. 

In den letzten Wochen und Monaten kommen erschütternde Nachrichten aus Kanada, was die Situation der indigenen Bevölkerung angeht. Überrascht Sie das?

Ja und nein. Dass die Situation insgesamt sehr schwierig ist, wusste ich ja, aber die schrecklichen Funde Hunderter Kinderleichen auf dem Gelände der Residential Schools haben mich auch schockiert. Erst jetzt wird das ganze Ausmaß dieses grauenvollen Systems einer systematischen Akkulturation deutlich. Es ist unvorstellbar, was indigenen Eltern und Kindern über viele Generationen angetan wurde, und welche Traumen daraus bis heute resultieren. Ich habe gerade den Roman „Der gefrorene Himmel“ von Richard Wagamese gelesen, und kann ihn nur jedem empfehlen, der sich für das Thema der Residential Schools interessiert.

Was muss passieren, damit diese Situation sich ändert?

Ich denke, der erste Schritt muss eine gründliche Aufarbeitung und Anerkennung des Unrechts, das der indigenen Bevölkerung Nordamerikas durch die Landnahme und Kolonisierung angetan wurde, sein. Die Truth and Reconciliation Commission of Canada, die zwischen 2008 und 2015 die Geschichte und die Auswirkungen des Residential School Systems untersucht und dokumentiert hat, ist da sicherlich ein guter Anfang gewesen. Justin Trudeau hat ja auch zugestanden, dass es sich um kulturellen Genozid handelt und scheint sehr engagiert zu sein. Eine offizielle Entschuldigung durch den Vatikan steht allerdings noch aus. 

Aber Symbolpolitik allein reicht nicht aus, oder?

Eine Bewahrung indigener Kulturen, Sprachen und Zeremonien durch gezielte Förderprogramme und indigene LehrerInnen in den Reservaten sowie eine Stärkung der städtischen Native Friendship Centers als Begegnungsstätten mit sozialen Hifsangeboten und kulturelle Oasen wären meiner Meinung nach wichtige Faktoren. Die Verbesserung der Wohnverhältnisse und der Infrastruktur und die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen auf oder in der Nähe der Reservate sind ebenfalls unerlässlich, denn sonst bleibt als Alternative zum Reservat nur die Abwanderung in die Städte. 

Ist die Situation dort besser? Gibt es weniger Rassismus?

Der alltägliche Rassismus muss bekämpft werden. Solange viele Weiße noch glauben, Indigene seien Sozialschmarotzer, die keine Lust haben, sich in die kanadische Gesellschaft zu integrieren, und nicht verstehen wollen, dass alle Sozialleistungen eine vertraglich zugesicherte (minimale!) Kompensation für das abgetreten Land sind, ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Hier ist vielleicht auch der Geschichtsunterricht an kanadischen Schulen gefordert.

Glauben Sie denn daran, dass sich etwas ändern wird?

Das ist für mich sehr schwer zu prognostizieren. Einer der indianischen Aktivisten der 70er Jahre, als die Wounded Knee-Besetzung durch das American Indian Movement überall in den Schlagzeilen war, hat einmal gesagt, dass sich die weiße Gesellschaft zyklisch alle 20 Jahre kurz für indigene Belange interessieren würde, bevor sie von anderen Themen wieder verdrängt würden. Natürlich wäre es wünschenswert, dass sich die Lebensverhältnisse nachhaltig verbessern würden, aber das kostet viel Anstrengung und nicht zuletzt viel Geld. Auch das Problem der Bodenschätze wie Erdölvorkommen, die auf Reservatsland liegen und die Begehrlichkeiten großer Konzerne wecken – übrigens das Thema meines nächsten Ted Garner-Krimis -, lassen mich da zweifeln. Es wird auf jeden Fall noch ein langer Kampf werden. 

Frauke Buchholz: Frostmond. Pendragon Verlag, Bielefeld 2021. 288 Seiten, Klappenbroschur, 18 Euro.

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