Geschrieben am 1. Oktober 2020 von für Crimemag, CrimeMag Oktober 2020

Sjón: „CoDex 1962“

Über die Vorzüge des Isländischen

Ein Textauszug aus Sjóns unklassifizierbarem Roman zwischen allen Genres

»Es war ein Dienstag, als mein Vater mit dem Formular, das er vor so vielen Jahren ausgefüllt hatte, im Justizministerium vorstellig wurde. Der zuständige Beamte war ein respektabler Mann in mittlerem Alter, schmal gebaut, aber mit buschigen Augenbrauen und stahlblauem Dreitagebart. Er stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch, das Formular lag zwischen ihnen wie eine Schale Hafergrütze. Er wartete auf einen Anruf, das war offensichtlich, und sobald im Gespräch zwischen Leó und ihm eine kurze Pause entstand, schielte er verstohlen zum Telefonapparat.
– Sie wollen also die Staatsbürgerschaft beantragen?
Mein Vater bejahte.
– Und wie hat Ihnen Ihr bisheriger Aufenthalt gefallen?
Er warf einen Blick zum Telefon. Mein Vater nickte:
– Gut …
– Und deshalb beantragen Sie nun die Staatsbürgerschaft?
– Ja …
– Leó Löwe. Sie sind Deutscher?
Der Beamte legte den Finger auf den Namen meines Vaters.
– Nein …
– Umso besser …
Er fuhr mit dem Finger auf dem Formular nach unten, aus dem Augenwinkel immer das Telefon im Blick. Es schwieg.
– Tja, dann hätte ich nur noch ein paar Fragen an Sie.
– Bitte sehr …
Der Beamte räusperte sich, dann fragte er in hartem nordisländischem Akzent: 
– Sprechen Sie Isländisch?
Leó wurde bleich: In dieser Frage lag so unendlich viel mehr als die Nachfrage, ob er die Sprache beherrsche. In Wahrheit ging es dem Beamten darum herauszufinden, ob Leó der isländischen Staatsangehörigkeit würdig war.
Das Land war voll von Leuten, die schon viel länger hier lebten als er und immer noch keine Isländer geworden waren. Alle diese Dänen, Deutschen, Norweger, Franzosen und Engländer hatten nie gelernt, sich halbwegs passabel auszudrücken. Sie sprachen holpriges, fehlerhaftes Isländisch und wurden dafür ausgelacht. Die Dänen stellten sich dabei besonders dämlich an.«

* * *

»Zwei Jahre nachdem er in Island angekommen war, hatte Leó für einen Dänen beim Bau eines Vergnügungsparks, einer Art isländisches Tivoli, gearbeitet. Dieser hatte eine komplette Ausbildung zum Betreiber von Achterbahnen und einen Magistergrad in Tivoli-Kunde von der Königlich-Dänischen Ingenieursakademie vorzuweisen, musste sich jetzt aber damit begnügen, mit Leó und anderen Reykjavíker Underdogs, die man an den nächtlichen Bartresen der Stadt angeworben hatte, auf dem Bau zu schuften. Die gewöhnlichen Arbeiter behandelten den Dänen höflich und zuvorkommend, schließlich ging es nur darum, den Job so schnell wie möglich durchzuziehen, um wieder in den feuchtfröhlichen Lärm der illega- len Schnapsdestillen abzutauchen. Aber der Vorarbeiter ließ keine Gelegenheit aus, ihn zu verspotten. Wenn der Däne einen guten Tag wünschte:
– Goddag!
Grüßte der Vorarbeiter nicht zurück. Wenn er es wagte, seinen Gruß für seine Kollegen zu wiederholen, wandte sich der Vorarbeiter an seine Tagelöhner, die sich übernächtigt draußen an der Kaffeebude herumdrückten, und blaffte:
– Dann antwortet dem Hotdogfresser halt auf sein Goddag, damit er endlich die Schnauze hält!
Von da an sagte der Däne kein Wort mehr, solange nicht Gefahr für Leib und Leben bestand. Doch genau das trat ein.
– Ich glaub’, die sin’ nich’ sterkt nok …
Sie waren dabei, das Riesenrad aufzurichten, und der Däne hielt das Gestänge, das die gewaltige Konstruktion tragen sollte, für nicht stark genug. Der Vorarbeiter war vom Gegenteil überzeugt und bellte zurück:
– Das hier haben Isländer in einer Fabrik draußen an der Bucht nok zusammengeschweißt, und wenn dir das nicht godt nok ist, dann verpiss dich zurück nach Dänemark und steck dir das dänische Gestänge nok sonstwohin!
Die Stangen wurden bei dem Dänen zur fixen Idee. Für den Rest der Woche hielt er sich abseits und murmelte ständig vor sich hin, das mit dem Riesenrad sei nicht godt nok, und der Vorarbeiter zwinkerte seinen Arbeitern zu, dann donnerte er los, so dass es durch den ganzen Vergnügungspark hallte:
– Er nokt mal wieder!
Kurz darauf wurde der Däne auf frischer Tat ertappt, als er sich abmühte, die Bolzen nachzuziehen, mit denen die Stangen in der Erde verankert waren, ganz allein und mitten in der Nacht. Er wurde augenblicklich gefeuert und bekam zu hören, er könne dankbar sein, dass man ihn nicht wegen Sachbeschädigung verklage. Das Erste, was Leó und die anderen am nächsten Morgen zu erledigen hatten, war, die Befestigungsbolzen wieder zu lockern. Nach der Eröffnung des Tivoli wurde der Däne sein treuester Stammgast. Wenn die Ticket-Mädels zur Arbeit erschienen, wartete er schon, sein Zweikronenstück in der Hand, am Einlass und ging nicht eher nach Hause, bis die letzten Grüppchen johlend aus den Gondeln kletterten. Aber das isländische Gestänge, nok, stürzte keineswegs zusammen. Es war traurig, mit anzusehen, wie dieser gebildete dänische Ingenieur nicht nur seinen Job verlor, sondern auch seine Familie und zuletzt den Verstand.
Zum Schluss war seine Anwesenheit für Gäste und Angestellte eine solche Zumutung geworden, dass der dänische Botschafter sich gezwungen sah, einzuschreiten. Der Tivoli-Experte wurde nach einer Verfolgungsjagd über das gesamte Gelände festgenommen, und man brauchte ein Dutzend Polizeibeamte, um ihn auf ein Schiff nach Kopenhagen zu verfrachten. Während der Überfahrt wurde er in eine Zwangsjacke gesteckt und die Isländer waren froh, diesen Schandfleck los zu sein.
Als Leó vom Schicksal seines ehemaligen Arbeitskollegen erfuhr, beschloss er, Isländisch zu lernen, und zwar so gut, wie es einem Ausländer nur möglich ist. Und das Erste, was ihm sein Lehrmeister im Isländischen einschärfte, war genau das – dass er diese Sprache niemals vollkommen beherrschen würde.
– Niemals!
Doktor Loftur Fróðason, Bibliothekar, bekräftigte seine Worte, indem er einen Finger hob und die Unterarmmuskeln bis zum Ellenbogen anspannte, so dass der Finger zitterte wie die Nadel eines Barometers am Rande einer Kaltfront. Der Unterricht fand in der Nationalbibliothek statt, die das gesamte literarische Kulturerbe der Isländer beherbergte, das für Leó ein Buch mit sieben Siegeln bleiben würde, und dies bis in alle Ewigkeit, wie der Lehrmeister betonte.
Leós Mitschüler hieß Michail Puschkin, ein russischer Botschafts- angestellter, der es nicht geschafft hatte, das russisch-isländische Wörterbuch zu Ende zu lesen, bevor er in den diplomatischen Dienst nach Island berufen wurde. Abgesehen von der ausgezeichneten Be- herrschung aller Vokabeln von A-K konnte er bei seiner Ankunft in Island nur einen einzigen Satz:
– Bin ich ein Mann der Russen.
Und obwohl das jedes Mal viel Heiterkeit hervorrief und man ihm gerne diverse Drinks ausgab, um auf diese großartige Leistung anzustoßen, nützte ihm das bei seiner Arbeit, die er hier zu verrichten hatte, rein gar nichts. Genosse Puschkin war als Koch in der russischen Botschaft angestellt, mit anderen Worten: KGB-Spion.
– ›Das Isländische ist wie eine Bergquelle, ein großer und gewaltiger Fluss, so klar, dass man an jeder Stelle bis auf den Grund sehen kann. Es wird von den sanften Wellen der Erzählungen und Geschichten getragen oder von den tosenden Stromschnellen kunstvoller Verse in die Tiefe gerissen. Bei der Schneeschmelze im Frühjahr fließen von überall Bäche und Rinnsale hinein, die Lehm und Schlamm mit sich führen, doch bisher ist es ihnen nicht gelungen, die Sprache in ihren tiefsten Tiefen zu verschmutzen. Sie ziehen sich wie erdige Schlieren an den Ufern entlang, sinken allmählich auf den Grund und verlieren sich schließlich im offenen Meer.‹
Loftur schlug das Buch zu und musterte seine Schüler mit scharfem Blick. Waren Leó Löwe und Michail Puschkin auch an einer solchen Quelle aufgewachsen und hatten sich mit weichem Kindermund daraus genährt? Nein. Und deshalb ließ er die beiden nun zu Beginn jeder Unterrichtsstunde ein Glas isländisches Wasser trinken.
– Die Hauptmerkmale der isländischen Sprache sind die folgenden: Sie ist rein, hell, schön, weich, stark, glänzend, vertrackt und wortgewaltig und eignet sich daher besonders gut für Verse und Gedichte. Das haben anerkannte Sprachwissenschaftler aus der ganzen Welt bestätigt. Wenn ihr euch mit denen anlegen wollt – nur zu!
Nein, weder Leó noch Michail hätten es gewagt, sich auf eine Debatte mit ausländischen Professoren einzulassen. Loftur lachte.
– Dachte ich mir. Und jetzt hört mal her!
Er nahm eine Geige von der Wand und fing an zu spielen. Die Melodie war wehmütig und zugleich kraftvoll. Die Töne strömten aus dem Instrument, und auf einmal befand sich Leó nicht mehr in dem kargen Kellerräumchen unter der isländischen Nationalbibliothek, nein, dieser ganze Reichtum war von seinen Schultern genommen, und er befand sich auf einer gemächlichen Bootsfahrt auf der Moldau. Er ist sieben Jahre alt; Prag liegt hinter ihm, ein Picknickausflug vor ihm. Er lehnt sich nach vorne über den Bootsrand, der Fluss schäumt gegen den Schiffsrumpf. Türme und Plätze. Jetzt spielt er mit seinen Schwestern auf einer Waldlichtung, eine Elster fliegt vorbei, eine Glasscherbe im Schnabel. Jetzt läuft er hinunter an den Fluss, sein Vater sitzt am Ufer. Sein verbeulter schwarzer Hut hebt sich von den glitzernden Wellen ab. Jetzt beißt er in ein Stück Roggenbrot mit süßsauer eingelegtem Hering, das Fischöl rinnt über seine Zunge und die Zwiebeln knirschen zwischen den Zähnen. Jetzt springt er ins Wasser und schwimmt, ein Frachtkahn pflügt mit stampfenden Schiffsmotoren vorbei. Straßenbahn. Er erwacht in den Armen seiner Mutter, auf dem Heimweg wird man immer schläfrig.
– Dieses Stück ist Island!
Loftur legt die Geige beiseite und Leó kehrt in seine Wahlheimat zurück. Im Keller ist es dämmrig geworden. Er schaut zu Michail hinüber und sieht an dem empfindsamen Ausdruck im Gesicht des Russen, dass auch er aus anderen Gefilden zurückkehrt. Der Isländischlehrer nimmt eine Kinderrassel vom Schreibtisch.
– Und so klingt das in anderen Sprachen …
Er schwingt die Rassel hin und her. Es ist eine misstönende Musik, der weder Leó noch Michail etwas abgewinnen können. Am Ende der ersten Lektion drückte Loftur seinen Schülern ein Isländischlehrbuch für blutige Anfänger in die Hand mit den Worten, das hier könnten sie auch ohne ihn lernen. Er würde ihnen bei Verständnisfragen helfen und dabei, die unendlichen Möglichkeiten der Sprache zu ergründen.
– Unendliche!
So ging der Isländischunterricht vor sich. Er bestand in erster Linie aus praktischen Übungen, die den Schülern die Sprachgewalt des Goldenen Zeitalters, des mittelalterlichen Isländisch, vermitteln sollten. Nur ein einziges Mal hatte Leó den Doktor ratlos erlebt. Da wollte er seinen Schülern gerade die Wortfülle der Sprache demonstrieren, indem er mit ihnen wetteiferte, ob das Isländische oder eine ihrer Muttersprachen mehr Wörter für dieses oder jenes zur Verfügung hätte. Und dabei übertrumpfte er sie jedes einzelne Mal, den ganzen Abend lang.
Schließlich forderte er sie dazu auf, alle Wörter zu nennen, die sie für jenen Fortsatz kannten, der bei den Geschöpfen der Erde aus dem Hinterteil herauswächst. Er machte sich sofort daran, den isländischen Beitrag aufzuzählen:
– Rófa sagt man beim Hund, hali bei der Kuh, skott bei Katze oder Maus, stertur oder tagl beim Pferd, sporður beim Fisch, dindill beim Schaf, stél beim Vogel …
– Enssuldigun …?
Hier unterbrach Michail den Doktor, was er noch nie getan hatte. Denn er war ein äußerst höflicher Mensch.
– Stýri bei der Katze … Ja, Herr Puschkin?
– Kinnenn Sie mrr sagenn, wie das chier cheist?
Er stand auf und begann, an seinem Hosenbund herumzunesteln.
– Wie was heißt?
Der Doktor wusste nicht, ob er dem Russen in die Augen schauen sollte oder auf dessen tastende Finger.
– Auf Rrussisch wir chaben dafir kein Wort.
Leó sah zur Seite. Der Mann war drauf und dran, seine Hose herunterzulassen. Der Doktor hob abwehrend die Hände, er winkte oder wedelte oder fuchtelte mit ihnen herum. Vor seinen Hüften und hinter seinem Rücken.
– Na na na, mein Freund, beruhigen Sie sich! Dafür muss es im Russischen doch ein Wort geben, und ich wette, mehr als eins.
– Nein, nein, nein, Cherr Doktor, chören Sie auf Puschkin! Ich sage Wahrcheit …
Die Verzweiflung im Gesicht des Russen war so unübersehbar, dass der Doktor und mein Vater ihn sprachlos anstarrten. In seinen Augen lag die kindliche Bitte um Mitgefühl:
– Na schön, dann zeigen Sie mal her …
Loftur setzte seine Brille auf:
– Aber nicht, dass Sie glauben, so was machen wir hier jeden Tag. – Neinnein, nurr dieses eine Mal.
Der Russe ließ seine Hose herunter, aber anstatt seinen Piepmatz aus dem Käfig zu lassen, drehte er ihnen sein Hinterteil zu. Und dort war nicht alles so, wie es hätte sein sollen. Leó beugte sich nach vorne: Irgendetwas wölbte sich in seiner Unterhose, wo sich eigentlich nichts wölben konnte. Puschkin drehte sich kurz nach den beiden anderen um, ließ den hellblauen Hosengummi einmal kurz nach unten schnellen und fragte in flehendem Ton:
– Wie cheißt das?
Bei der Betrachtung des KGB-Küchenchefs blieb den Zuschauern die Luft weg: Er hatte hinten einen Schwanz. Dieser war etwa so lang wie ein Mittelfinger, unbehaart und bestand aus Wirbeln, die sich unter der bläulichen Haut abzeichneten.
– Niemand kennt rrussisches Wort … 
Herr Michail Puschkin sah den Doktor erwartungsvoll an. Doch das änderte wenig. Dem Lehrmeister hatte es die Sprache verschlagen: Obgleich es im Isländischen ein Wort gibt / für alles Gedachte auf Erden, wie es bei unserem großen Dichter heißt, und obgleich Loftur jedes einzelne von ihnen kannte, musste dieses verlängerte Steißbein seines Studenten in der gewaltigen Wörterschmiede vergessen worden sein. Nach eingehender Überlegung sagte er:
– Also, dieser Knochen heißt Steißbein, manche sagen auch Schwanzknochen dazu. Sollten wir das Ding dann nicht einfach Schwanz nennen?
Puschkin brach in Tränen aus:
– Nein, nein, Doktor Fróðason, Puschkin ist doch kein Schwein! Und auch kein Hund!
Um ihn zu trösten versprach ihm Dr. Loftur, er dürfe sich in der nächsten Stunde selbst einmal an der Wortneubildung versuchen. Vielleicht könnten sie ja gemeinsam etwas zusammenbasteln?«

** *

»Ein Russe mit Schwanz? Ich dachte, die Rote Gefahr hätte sich inzwischen erledigt …?«
»Nein, das ist die reine Wahrheit. Ich schätze Puschkin sehr, mein Vater und er wurden sogar gute Freunde.«
»Und er hatte also einen Schwanz?«
»Das Wort, das sie dafür erfanden, war Hinterfortsatz.«
»Das heißt, er hatte einen Hinterfortsatz?«
»Ja, er hat ihn mir sogar gezeigt, als er vor ein paar Jahren wieder mal in Island war. Da gehörte er zur Sicherheitseskorte Gorbatschows, als der sich hier mit Ronald Reagan traf. Er konnte sogar damit wedeln, nicht sehr deutlich, aber ein bisschen. So etwas nennt man Atavismus oder Rückschlag …«
»So so, was du alles weißt.«

** *

»Nach sechs Semestern Studium des Isländischen machten Leó und Puschkin ihre Abschlussprüfung. Zum Abschied schenkte Dr. Loftur Fróðason ihnen eine soeben erschienene Briefmarkenserie, auf der die wichtigsten isländischen Pergamenthandschriften abgebildet waren. Eine Gruppe von Wissenschaftlern hatte nach längeren Auseinandersetzungen die Auswahl getroffen. Dr. Loftur saß selbst in diesem Ausschuss:
– Wir hoffen, diese Briefmarken werden uns im Streit mit Dänemark um die Rückgabe der Handschriften ein gutes Stück voranbringen.
Und in diesem Moment wurde Leó Löwe klar, dass Briefmarken in Island eine ganz besondere Rolle spielen.«

** *

»– Ja, ich kann Isländisch.
Leó sprach laut und deutlich, damit es dem Beamten auch nicht entging, dass er hier einen Wunschkandidaten für die isländische Staatsbürgerschaft vor sich hatte.
– Freut mich zu hören …
Der Beamte legte einen Finger unter seine linke Braue und strich sich den Haarbüschel aus dem Auge. Da klingelte das Telefon und er griff hastig nach dem Hörer.
– Ja? Worum geht’s?
Er hörte eine Zeitlang zu, dann legte er die Hand über die Muschel.
– Was fressen Werwölfe?
Leó begriff nicht, dass diese Frage an ihn gerichtet war.
– Also, was fressen sie?
Der Beamte flüsterte. Leó flüsterte zurück:
– Menschen? Sind Werwölfe nicht Menschenfresser?
Der Beamte schüttelte den Kopf über die Unwissenheit des Ausländers und setzte sein Telefonat fort. Leó sagte nichts mehr.«

Auszug mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus:
Sjòn: CoDex 1962 (2016). Aus dem Isländischen von Betty Wahl. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2020. 639 Seiten, 32 Euro. 

Besprechung siehe in dieser Ausgabe in unseren „Bloody Chops„.

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