Hinweise zur Sekundärliteratur von Thomas Przybilka – Auszug aus der aktuellen Lieferung
Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Betz, Phyllis M. (Hg): Reading the Cozy Mystery. Critical Essays on an Underappreciated Subgenre. 2021, 236 S., McFarland & Company, 1-4766-7727-1 / 978-1-4766-7727-9, US $49,95
Das Subgenre „cozy mystery“ galt und gilt als leichte Unterhaltung im Krimispektrum. Die Herausgeberin dieses Sammelbandes diverser Essays, Phyllis M. Betz, ist, zusammmen mit ihren zehn Beiträgerinnen und drei Beiträgern ganz anderer Meinung. Sie und die anderen AutorInnen gehen von einem historischen Missverständnis bei der Bewertung dieses Subgenres aus. Trotz „traulicher“ Settings, verhaltener action und oftmals liebenswerten Charakteren, seien „cozy mysteries“ nicht die behaglich und leichte Unterhaltungslektüre, sondern ernstzunehmende Krimikost.
Inhalt: Phyllis A. Betz: Introduction. A Cat. A Craft. A Cookie. A Cozy / Marty S. Knepper: Contemporary Cozy Mysteries, Agatha Christie and the 1990s. Six Steps Toward a Definition / Susan Rowland: The Cozy from the Margins. The Archetypes of Home and Heroism from Inside and Outside the Modern Cozy / Paula T. Connolly: Counterpointing the Cozy. Louise Penny’s „Three Pines“ / Jennifer S. Palmer: Is the Cozy a Tailor-Made Style for Historical Crime Set in the 1920s and 1930s? / Phyllis M. Betz: Displaced Controversies. The Paradoxes on the Cozy Setting / Susan K. Martin & Kylie Mirmohamadi: This Cozy England. England and Englishness in Cozy Mystery Series / Kathryn Heltne Swanson: Extending Cozy Boundaries / Mary P. Freier: The Body in the Library. The Library in the Cozy Mystery / Jessica Gildersleeve: Aurora Teagarden, the Cozy and the Southern Gothic / Jon Wilkins: Clara and Solange. Two Very Modern Detectives in a Very Cozy World / Stephen Cloutier: A Likeable Man. Columbo as Cozy Detective / Sally Beresford- Sheridan: The Best of Both Worlds. Being Cozy and Hard-Boiled in Rex Stout’s Nero Wolfe / About the Contributors / Index.
Phyllis M. Betz ist Professorin für Englisch an der La Salle University in Philadelphia, Pennsylvania. In ihren Veröffentlichungen analysiert sie lesbische Literatur in diversen Genres („Katherine V. Forrest. A Critical Appreciation“, „Lesbian Detective Fiction. Woman as Author, Subject and Reader“, Lesbian Romance Novels. A History and Critical Analysis“, The Lesbian Fantastic. A Critical Study of Science Fiction, Fantasy, Paranormal and Gothic Writings“).
Phyllis M. Betz lebt in Burlington, New Jersey.

Lange, Charlotte / Peate, Ailsa (Hg): Crime Scenes. Latin American Crime Fiction from the 1960s to the 2010s. 2019, X/224 S., Verlag Peter Lang, 1-78707-435-8 / 978-1-78707-435- 4, EURO 39,00
Crime fiction has become a key element in Latin American literature. The rise in production of the genre can be explained by an urgency to explore issues of morality in societies which incorporate varying levels of censorship and corruption. Through a focus on the concept of the crime scene itself, this book identifies and interrogates some of the principal developments in contemporary Latin American crime fiction, in ten chapters which cover Argentina, Chile, Colombia, Costa Rica, Cuba, Mexico and Venezuela, and generic diversity which spans police procedurals, narcoliteratura, postmodern detection, and historical portrayals of crimes, the authors investigate how the crime scene – which has always been central to the genre and its subgenres – critiques local and global issues, including social injustice, discrimination, neoliberalism, violence, identity, corruption, and memory.
Inhalt: About the author(s)/editor(s) / About the book / CharlotteLang & Ailsa Peate: Introduction. Crime Scenes in LatinAmerican novela negra (1960s-2010s) / Pascale Baker: AvengingAssassins. Women and Power in „Rosario Tijeras“ (1999) byJorge Franco and „La Reina del Sur“ (2002) by Arturo Pérez Reverte / Niamh Thornton: What Happens in Clipperton …Criminality and Trauma in „Isla de pasión“ (1989) by Laura Restrepo and „Isla de bobos“ (2007) by Ana García Bergua / Charlotte Lange: That’s Funny. Mexican Crime Fiction According to Jorge Ibargüengoitia / Liz Harvey-Kattou: Collective Culpability in Costa Rica. The Case of Quince Duncan’s „Kimbo“/ Fiona Machintosh: Cracking Up. Interpreting the Crime Scene(s) in Claudia Piñeiro’s „Las grietas de Jara“ / David Conlon: Map-Maler Most Foul. Rodolfo Walsh’s ‚Cartas‘ and the Geography of Crime / Philip Swanson: Roberto Ampuero and the „Neruda Case“. The Detective, the Poet, the ‚Converso‘ / Diana Battaglia: Havana Noir. Space and Memory in Leonardo Padura’s Matio Conde Detective Series / Ailsa Peate: Disturbing Scenes in Amir Valle’s Detective Series „El descenso a los infiernos“/ Katie Brown: Scenes from the Most Violent City in the World. „Caracas muerde“ and „Muerte en el Guaire“ / Notes on Contributors / Index.

Howarth, Troy: So Deadly, So Perverse, Vol. 3. Giallo-Style Films From Around the World. 2019, 284 S., zahlreiche farbige Illustrationen und Fotos, Midnight Marquee Press, 1-64430-057-5 / 978-1-6443-057-2, US $ 60,00
Mit „Giallo-style Films From Around the World“ ist die Trilogie „So Deadly, So Perverse“ abgeschlossen [auf die Bände 1 und 2 wurde im KTS 63 hingewiesen]. „Giallo“ = gelb ist das italienische Kürzel-Äquivalent zum deutschen „Krimi“. „Giallo“ steht in Italien auch für Kriminalfilme. In den 70er- und frühen 80er-Jahren waren in Italien Kriminalfilme für die große Leinwand oftmals Horror- und Slasher-Filme. Entsprechend sahen die Filmplakate aus: Meistens wurden Messer und Äxte geschwungen und viel Blut tropfte von reichlich luftig bekleideten Darstellerinnen. Diese Filme fanden Nachahmer in den USA, aber auch in Großbritannien bis zur Türkei und Japan wurden diese „Giallo-Style“-Filme produziert. Troy Howarth hat diese weltweiten Italoexporte gesichtet. Ausführliche Besprechungen einer Vielzahl von Filmen, üppig illustriert mit farbigen Abbildungen von Film- und Werbeplakaten und/oder Standbildern bietet auch dieser dritte Band von „So Deadly, So Perverse“. Ein Index, gegliedert nach den Einzelbänden erschließt die Trilogie.
Inhalt: Dante Tomaselli: Foreword / Author’s Preface / Introduction and a World Tour / The Reviews / The Post-Modern Approach: „Giallo“ Tributes / Bibliography / About the Author / Index.
Troy Howarth hat sich auf das europäische Horror-Kino spezialisiert. Von ihm liegen zahlreiche Veröffentlichungen vor.

Obermaier, Frederik / Obermayer, Bastian: Die Ibiza-Affäre. Innenansichten eines Polit-Skandals, der Österreich erschütterte. 2021, 272 S., KiWi 1811, 3-462-00229-5 / 978-3-462-00229-4, EURO 11,00
Ibiza, Sommer 2917: Der FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Gudenus machen Urlaub. In einer luxeriösen Villa wird ihnen eine Falle gestellt: Eine angeblich steinreiche Russin behauptet, die „Kronen Zeitung“ kaufen zu wollen. Mit ihrer Unterstützung könnte die FPÖ die Wahlen gewinnen – und Strache Kanzler werden. Sie will wissen: Was bekommt sie dafür? – München, Frühsommer 2018: Die Investigativreporter Bastian Obermayer und Frederik Obermaier erfahren von einem Video, auf dem sich die beiden FPÖ- Politiker für Korruption offen zeigen sollen. Sie beginnen zu recherchieren: Was zeigen die Aufnahmen genau? Wer steckt dahinter? Und was bedeutet das für Österreich? — Ein spannendes Lehrstück über Journalismus. Ein Blick hinter die Kulissen der Politik. Und eine spannende Geschichte über Vertrauen und Verrat.
Bastian Obermayer, geboren 1977, ist Leiter des Ressorts Investigative Recherche bei der „Süddeutschen Zeitung“ und ebenfalls Mitglied des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Für seine Reportagen und Recherchen erhielt er unter anderem den Theodor-Wolff-Preis, den Henri-Nannen-Preis, den Wächterpreis sowie – für die „Panama Papers“ – den Pulitzer-Preis.
Frederik Obermaier, geboren 1964, ist stellvertretender Leiter des Ressorts Investigative Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ und Mitglied im International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Seine journalistische Arbeit wurde unter anderem mit dem Henri-Nannen-Preis, dem Reporterpreis, dem CNN-Award, dem Wächterpreis und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.