Geschrieben am 6. September 2015 von für Crimemag, Kolumnen und Themen, Vermischtes

Notizen vom alltäglichen Wahnsinn

lima_dollaresNotizen vom alltäglichen Wahnsinn ( September ’15)
Aus den Papierkörben unserer Mitarbeiter, angerichtet von der Redaktion

Zu wenig Aufsehens: Das muss die Organisierte Kriminalität erst mal nachmachen: derart verknackt zu werden, wie es die Banken in den Vereinigten Staaten und Westeuropa von 2009 bis heute erwischt hat. Aber oh Wunder, die Pressefreiheit, auf deren Rücken all die Anzeigen und Werbespots der Banken- und Anlagefirmen gedeihen und sprießen, kommt gut damit klar, den ABSOLUT UNGLAUBLICHEN Fakt sehr tief unter alle Scheffel zu stellen, dass diese Banken trotz juristischer Gegenwehr in Armeestärke, schwarmaktiver Lobbyverbände und juristischen Hintertürchen in Scheunengröße bisher ohne großes Murren und Zähneklappern zusammen mehr als 260 Milliarden Dollar an Strafen und deren Rechtskosten gezahlt haben. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die Mafia von, sagen wir, Rom müsste eine Milliarde Dollar Strafe abdrücken, die des Ruhrgebiets 500 Millionen, die aus Berlin-Pankow 200 Mio, ganze schön viele Mafia-Prozesse, bis 260.000.000.000 Dollar beschlagtnahmt wären, das hat die Geschichte der OK noch nicht mal zu 1 % hergegeben, was ja im Umkehrschluss heißt, dass die Banken 2.600 x krimineller wären als die Dons, Bosse und Paten. Aber alle – vor allem die Journalisten und Politiker, von Kriminalautoren zu schweigen – stecken es mucksmäuschenstill weg, dass alleine die Bank of America bis zum 2. Quartal 2015 schon 65,654 MILLIARDEN Dollar, J.P. Morgan 42 Mrd., Lloyds/ Großbritannien, 26,6 Mrd, Barclays 16,9 Mrd., die Royal Bank of Scotland 16,7 Mrd., die Deutsche Band 11,795 Mrd., BNP/ Frankreich, 11,25 Mrd., UBS/ Schweiz, 9,8 Mrd oder die ach so kundenfreundliche und geldbewusste Commerzbank noch 1,502 Mrd. Dollar Strafe gezahlt haben. Dies, ohne dass irgendwo einer der geschäftsführenden Galgenvögel hinter Gittern säße. 260 Milliarden Bußgeld, wieviel Megatonnen entspricht das an krimineller Energie? Natürlich erschien der kleine Artikel, aus dem ich diese Zahlen habe, am 25. August 2015 ziemlich hinten im Wirtschaftsteil der FAZ.
Und nein: Brecht wird jetzt nicht zitiert. Aber Sie wissen schon, wie das ist, mit der Gründung einer Bank …

Zu wenig Feudalismus: Weil er die Kosten für die Kfz-Zulassung sparen wollte, hat der Milliardär Michael Stoschek aus Coburg einen Strafbefehl wegen Urkundenfälschung und Kennzeichenmissbrauchs in zwei Fällen über 1,65 Millionen Euro erhalten (55 Tagessätze á 30.000 Euro) kassiert. Akzeptieren will der Eigner des Autozulieferers Brose das nicht – aber immerhin, die Justiz kann sagen, sie habe es versucht. Stoschek hatte auf seinen Porsche 911 ungültige Nummernschilder aufgeklebt. Weiteren Ärger hat er, weil er mit einem Amphibienfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg ungenehmigt auf der Pegnitz bei Bamberg unterwegs war. Eigentlich schade, dass man sich mit all dem Geld nicht den Feudalismus wiederkaufen kann. Aber beinah.

cover suburra-cmykZu viele Rosen: Nicht amphibisch, sondern per sechsspänniger Droschke und Rolls-Royce- und Fat-Car-Trauerkonvoi mit insgesamt 120 Fahrzeugen ging es zur Beerdigung eines Mafia-Bosses vom römischen Casamonica-Clan in die ehrwürdige Basilika San Giovanni Bosco. Deren Pfarrer meinte auf die später folgende Kritik, er sei nur Geistlicher und kein Staatsanwalt. Leider, bekannte der „Osservatore Romano“, sei die Beisetzung „in eine laute und vulgäre Machtdemonstration“ ausgeartet und es sei von der Familie des Verstorbenen der Eindruck geschürt worden, zwischen der katholischen Kirche und der Mafia bestünde „so etwas wie stilles Einverständnis“. Letztlich hatte ein Hubschrauber das Fass zum Überlaufen gebracht, aus dem Rosenblätter auf den Katafalk abgeworfen wurden – dies (sic!, Herr Stoschek) ohne die Genehmigung, mitten in der italienischen Hauptstadt auf 350 Meter abzusinken und Objekte abwerfen zu dürfen. Der Sohn des toten Padrone sagte der Presse gegenüber unschuldig: „Mein Vater hat sich von seinen Anfängen als Händler in den Abruzzen mühsam in Rom hochgearbeitet. Er hat bald diese, bald jene Arbeit getan, und dabei immer den Ärmeren von uns geholfen. Deshalb ist er für uns der König von Rom.“
Zwar droht – aber eben nur droht – Papst Franziskus Mitgliedern der Organisierten Kriminalität mit Exkommunikation, der süditalienische Erzbischof Vinzenzo Bertolone hingegen bekundet, er verweigere toten Mafiosi das Begräbnis nicht, es müsse aber einfach und würdig sein. Der aktuelle Kriminalroman zur Beerdigung übrigens wäre „Suburra. Schwarzes Herz von Rom“ von Giancarlo de Cataldo und Carlo Bonni. (Zur CM-Besprechung hier.)

Zu viele Regeln: Im FAZ-Leitartikel „Regel für das Rotlicht“, auch so ein Thema für viel Einvernehmen mit dem Vatikan, vom 29.8.2015, ungewöhnlich genug verfasst von einer Frau, ist zu lesen: „Wer Bier in einem Zelt ausschenken will, benötigt mehrere Genehmigungen – wer ein Bordell betreiben will, braucht keine einzige.“ Drei Seiten weiter hat ein neoliberaler Redakteur Dienst, dem wohl selbst dies schon zuviel Regelung ist, und fragt bereits in der Überschrift eines männerweinerlichen Vierspalters: „Auf dem Weg zur Prostitutionsbürokratie?“ Darauf ein Bier.

cover grady_Hi-Rez coverZu realistisch: Der Thriller-Autor Thomas Waite glaubt seine Kollegen davor warnen zu müssen, dass sie in ihren Büchern Kriegsspiele für Terroristen durchexerzieren. „Are authors of cyberthrillers war-gaming for the bad guys?“, fragt er sich öffentlichkeits- und marketingträchtig. „In writing our books, we show how these attacks could take place, providing page-turning thrills rich with wake-up calls. And in anticipating the strategies of killers with keyboards, we pit ourselves as authors — intent on plotting with verisimilitude — against the macabre machinations of cyberterrorists.“ Motiviert von Verkaufszahlen und blind für mitlesende und -lernende Terroristen, auch nicht von den unter Spannung gehaltenen Lesern gewarnt, lägen so in den Buchhandlungen offene Blaupausen für Angriffspläne aufs heilige Land Amerika aus. James Gradys CIA-Buchlese-Institut für sinistre Plots aus „Die 6 Tage des Condors“ (für den Film auf drei verkürzt) und bald aus den „Letzten Tagen des Condors“ lässt grüßen. Für Waite ist es klar: „Lassen Sie uns nicht vergessen, dass Tom Clancy 1994 seinen dunkel prophetischen Thriller „Ehrenschuld“ (Debt of Honor) veröffentlichte, in dem ein japanischer Flugzeugpilot seine Boeing ins US-Capitol fliegt. Sieben Jahre später wurde das von der Realität übertroffen.“ Hat sie so an sich, Mr. Waite, da helfen auch schlechte Thriller nicht.

Zu viele Verstöße: Vorrang hat das Kindeswohl. Deshalb wurden im baden-württembergischen Bad Dürrheim 3200 Bücher, 40 Prozent des Gesamtbestandes, aus der Stadtbücherei entfernt. Dies, weil in den betroffenen Büchern Rechtschreibung und Wording nicht mehr zeitgemäß seien, was bekanntermaßen gerade bei Kinder- und Jugendbüchern besonders schlimme Folgen haben könnte, sei doch neben politischer Korrektness „die richtige Rechtschreibung gerade für Kinder besonders wichtig“. Tja, das Wort „Neger“ dürfen halt nur bayerische Innenminister ungestraft aussprechen, kleine Kinder in Bad Dürrheim aber selbst bei Kästner nicht mehr lesen. Späte Blüten einer vor 20 Jahren begonnenen Rechtschreib-Reform – alleine schon dieses Wort! Der alte Samuel Taylor Coleridge wusste: Jede auch noch so notwendige Reform wird gewiss von schwachen Geistern so übertrieben, dass sie alsbald der Reform bedarf.

wahnsinn_kitty1_1280Zu unwiederwiderstehlich: Ob es eine Rechtschreibschwäche war, die unseren USA-Korrespondenten Tom Adcock zum Ausruf „Gott in himmel!“ veranlasste? Er las interessiert den Nachruf auf die Brecht-Erbin Barbara Brecht-Schall und stieß auf den für ihn „newspaper error of the year“. Fassungslos ließ er uns wissen: „According to the paper of record, the title of Bertolt Brecht’s satirical anti-Nazi play is ‚The Irresistible Rise of Arturo Ui.‘ Gott in himmel!“ – Der unwiderstehliche Aufstieg des Artuor Ui, dieser Titel hätte gewiss damals den neuen Herren besser gefallen. Wir sind gespannt, wer für das „Irresistible“-Musical am Broadway das Libretto schreiben wird. Miley Ui? Mit Hosenträgern wie die Rampling in „Salon Kitty“ (Tinto Brass, 1976)?

 Zu viel Geld: Dann gibt es da inzwischen Fußballspieler, die teurer sind als das Stadion, in dem sie auf der Ersatzbank sitzen, schwindelerregende Ablösesummen, deren Obszönität nur von der Frechheit der Vereine übertroffen wird, jeden Samstag die Steuerzahler für die einigermaßene Inzaumhaltung all der besoffenen Rowdies und Hooligans zahlen zu lassen, selbst aber eine Kostenbeteiligung nachdrücklich abzulehnen. Alleine die Premier League verpulvert in dieser Saison 1,18 Milliarden Euro für Spielertransfers. Neymar vom FC Barcelona steht für ein Investment von 33o Millionen Euro, der junge Kevin De Bruyne wurde vom VfL Wolfsburg für mehr als 150 Millionen Euro lockergemacht, 75 Millionen davon die Ablösesumme. Klar ist das die feinere und höhere Form und noch profitablere von Menschenhandel als am Mittelmeer oder auf der Balkanroute. Es war doch nur Klimpergeld, mit dem Hoeness täglich auf seinem Smartphone gezockt hat. Vor zwei Jahren schienen 300 Mio noch mondfern in einem Stadion, nun lernen wir, das Geld ist rund.

wahn_Salon-Kitty_Collectors-Edition_Blu-ray_dvd_cover_CZu viel Belastung: Und klar: Lieber Fußballspiele mit deutscher Polizeimacht „beschützen“ als Asylunterkünfte. Als jetzt Ende August im sächsischen Heidenau der rechtsradikale Mob eine völlig überforderte Polizei platt machte und ein Willkommensfest für Flüchtlinge verboten werden sollte, hieß es zur Entschuldigung:
a) für die Festnahme eines jeden Brandsätze werfenden Neonazis bei einer Demo seien mindestens je fünf Polizisten notwendig (Dingfestmachung, Beweissicherung, Abtransport, Erfassung, Ersatz an der Front),
b) seien die Polizeikräfte eben von all dem Stadionbewachen ausgelaugt und
c) rund 200 Bundespolizisten ja zur „Direktion Goldschatz“ abgeordnet, um in Frankfurt die Reserven der Bundesbank zu bewachen.
Also hat auch der von Spinnern mit Goldrand meist akademischen Kalibers verursachte Heimtransport der „im Ausland“ gelagerten Goldreserven seine Auswirkungen an der nationalen Front.

Zu viel Ausland: Klar, Gold ist ist im Nibelungenland as „doitsch“ as it gets. Mehr als bizarr mutet es an, welch Gedankengut sich geradezu hysterisch an rassenrein „deutsches“ Gold krallt und Zeter und Mordio schreit im Zeitalter der Entkörperlichung – allem voran der der Virtualisierung unserer Tauschgeschäfte und des buchstäblich unfassbaren, billionenschweren Geld- und Wertehandels in Nanosekunden. Das Internet schwirrt von Verschwörungstheorien, was böse Mächte mit dem in der Fremde gehorteten deutschen Gold angestellt haben könnten – es nämlich vielleicht teilweise mit anderem verschmolzen? Mit Blei versetzt? Schon der 6. „Tatort“ überhaupt hatte diese deutsche Urangst am 4. April 1971 in der Folge „Frankfurter Gold“ zum Thema. Es ging um Anlagebetrug mit Wertpapieren auf Goldbarren, die zum Teil mit Wolfram gefüllt waren (nicht grade das billigste Material, aber egal, unrein eben). Es ist kein Witz, dass die Bundesbank und die sie umschwirrenden Geister tatsächlich das ja nicht aus ausländischen Kohlekellern, sondern von befreundeten Staatsbanken gelagerte Gold und nun auch wegen einer AfD-Bürgerinitiative namens „Holt unser Gold heim“ zurückgeholte Gold im Jahr 2015 und den kommenden „in zum Teil aufwendigen Prüfungen“ auf seine rassische Unversehrtheit untersucht und versichert: „Der Prozess ist so gestaltet, dass es zu keiner Vermischung mit fremdem Gold kommen kann.“ Nach Blut ist Gold eben immer noch der Deutschen heiligster Stoff, jenseits aller internationalen Goldstandards gilt da ein zusätzliches Reinheitsgebot. Auch das ist Fremdenangst.

Zu wenige Lieder: Nicolas Fest, der Sohn des ehemaligen FAZ-Herausgebers, deren beider Kindheit man vielleicht nicht unbedingt gehabt haben braucht, schreibt am 25. August 2015 in seinem Blog unter dem Titel „Palmyra auch hier: Deutscher Kulturbruch“: „Welches Kind von Einwanderern kennt die alten deutschen Lieder, die Heiligen in der Kirche, die Märchen von Grimm, Andersen, Hauff? In 50 Jahren wird Eichendorf so vergessen sein wie Jean Paul, wie Dürer oder Heckel, Schubert oder Brahms. Doch warum sie auch erinnern, wenn schon den Deutschen ihr Eigenes so gleichgültig ist? … Im Grunde erleben wir auch hier seit Jahren täglich die Kultursprengungen von Palmyra. Nur heißen sie hier Rechtschreibreform, Einheitsschule, Bologna oder frühkindliche Sexualerziehung. Und die Täter sitzen in der Schulbürokratie und bei der GEW.“ Und der Untergang des Abendlandes beginnt damit, dass solche Kulturgauwarte Eichendorf mit einem „f“ schreiben und das weder sie selbst noch irgendwen sonst was schert. Was hat er aber auch für Mitläufer bei seiner Sache: „Heidenau. Wie immer die gleichen unerfreulichen, dämlichen Protagonisten, und immer wieder der Rückgriff auf Hitlergruß, SS-Zeichen und Nazi-Gesänge. Nichts beschädigt die richtige Sache nachhaltiger als das Engagement des braunen Gesindels. Dabei müsste auch der dümmste Nazi irgendwann einsehen: Wenn sie die Zuwanderung stoppen wollen, müssten sie für sie demonstrieren, nicht dagegen.“

Zu viel Hass: Den menschenverachtende Rotz, der auch bei Facedings  (FAZ-Überschrift: „Der Dreck auf Facebook ist Facebooks Dreck“) sein Wohlfühl-Forum hat und trotz einschlägiger Nutzungsbestimmungen angeblich gegen keinerlei Regeln der Menschheit verstößt, stößt zumindest in der Pegida-Hochburg Freital bei Sachsen auf die zivilcouragierte und pfiffige Gegenwehr zweier Blogger. „Perlen aus Freital“ nennen sie die Dokumentation von lokalen und regionalen Facebook-Postings derart faschistoiden Inhalts, dass man sich wundern muss, warum hier nicht längst der Staatsanwalt einschreitet und ermittelt. In Sachsen wurde schon wegen harmloserer Delikte großflächig zugeschlagen, allerdings gegen linke Gegendemonstranten. (Trotz Überlastung und eigentlich notwendigen fünf Mann pro Dingfestmachung gelang der Polizei bei den Krawallen in Heidenau eine Festnahme (in Worten: eins). Es war ein Fotograf.) Nonchalant und allermeist mit vollem Klarnamen tauschen in und um Freital Neo-Nazis und Dumpfbacken fröhliche Tipps zur Asylantenvernichtung aus (ja, auch Verbrennen im KZ, Hai, billige Patronen, Abschleppseile oder Häcksler kommen da vor). Auf den Facebook-Seiten sind meist ihre Arbeitgeber, Vereine oder das soziale Umfeld sichtbar – dort melden sich die „Perlen“-Sammler und fragen nach, ob man sich denn tatsächlich mit den so offen dokumentierten menschenverachtenden Ansichten identifiziere. In nicht wenigen Fällen hat das schon zu fristlosen Kündigungen geführt.

Zu ungeschickt: Vermutlich werden nur die wenigsten dieser freigesetzten „Kreativen“ für eine Tätigkeit als „Sockenpuppen“ bei Wikipedia geeignet sein. Der schräge Ausdruck bezeichnet Fingerpuppen, socket puppets, einfingrige Kasperlefiguren und eben Werbeleute, die gegen Bezahlung Inhalte auf dem Online-Nachschlagewerk publizieren. Gerade wurden einige hundert von ihnen entttarnt.

wahn breaking1fZu viel Wahnsinn – auch in der Rettungszentrale, oder gilt tatsächlich jetzt schon überall der 5:1-Schlüssel aus Heidenau? Mehr als 150 Rettungskräfte rückten an, als im niedersächsischen Handeloh 29 Teilnehmer eines Heilpraktiker-Treffens zuckend und mit Wahnvorstellungen im Garten lagen. Sie mussten mit einer Drogenvergiftung in Krankenhäuser gebracht werden, nach Angaben der Hotelbetreiberin handelte es sich um Heilpraktiker und Homöpathen, die sich bei ihr regelmäßig treffen. Anscheinend in Abwesenheit von Chemielehrer Walter White in „Breaking Bad“ stand dieses Mal  auf dem Seminarplan: „Experimente mit 2C-E„. Das in Szenekreisen als „Aquarust“ bekannte Halluzinogen heißt mit ganzem Namen „2,5-Dimethoxy-4-ethylphenethylamin“ und macht tatsächlich wahnsinnig.

Zu guter Letzt: Aber, wie schlimm die Welt auch sei, von irgendwo kommt immer doch ein Silberstreifen her. Sie kann sogar aus einer Handtasche scheinen, wenn sie nur teuer genug ist, womit der Bogen zum Anfang geschlagen wäre. „Luxuskonzern Hermès verspricht gute Krokodilhaltung“, kündet ein Vierspalter im FAZ-Wirtschaftsteil den Bankiersgattinnen. Zwar seien jüngst besonders schicke „Birkin-Bags“ aus seltenem Krokoleder ins Gerede gekommen (Stückpreis bis 200.000 Euro), prominente Aktivistinnen ließen sich zu Protestzwecken gar wie Krokos körperbemalen, aber die Wahrheit sei, nur der Verkauf genau dieser Handtaschen sichere überhaupt das Überleben dieser Rasse – so sprach Hermès-Chef Alexandre Dumas. (Kann man sich heute auch Schriftstellernamen kaufen, wenn man als Mann nicht gerne Handtaschen trägt?) Man häutet, was man liebt. „Gute Krokodilhaltung“, welch ein netter Begriff, steht sicher auch auf dem Etikett, und Lurchi auf dem Logo drückt ein Auge zu.

(Fotos „Dolares“ und die mythischen Ungeheuer im Beitragsbild: (c) Wolf-Eckart Bühler)

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