Batman v Superman & Deadpool
Die zwei Comic-Häuser DC und Marvel treten im Kino gegeneinander an – zwei Universen, zwei Philosophien, zwei Arten von Helden. Von Christopher Werth.
Batman v Superman: Die große Schlachten-Oper
Bei Comicverlag DC haben sie vor allem Batman und Superman – die zwei erfolgreichsten Helden. Batman wurde die letzten Jahre in den drei Christopher Nolan-Filmen stark positioniert. Und auch Superman ist in der Form seines langen Lebens: Regisseur Zack Snyder gelang mit „Man of Steel“ 2013 der erste Superman-Film, der nicht total debil ist. Superman ist ja eine Art Superjesus, und diese Figur ist schwierig zu erzählen, weil sie einfach so super ist. Der kann alles, ist unkaputtbar, da muss man sich schon ziemlich was einfallen lassen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Batman-Figur im neuen Film basiert auf Motiven der extrem einflussreichen Graphic Novel von Frank Miller „The Dark Knight Returns“, in der ein grau, müde und melancholisch gewordener Held sich noch ein letztes Mal aufrafft, in seiner verkommenen Stadt Gotham City ein bisschen aufzuräumen – was natürlich viel interessanter ist. Im vierten Teil von Millers Graphic Novel gehen sich Superman und Batman übrigens auch heftig an die Wäsche.
Das Grundproblem ist natürlich, dass die zwei Cape-Träger beide eigentlich die Lieben sind. Warum hauen sie sich also? Das löst der Anfang des Films. Der zeigt das Ende von „Man of Steel“ aus der Perspektive von Bruce Wayne aka Batman. Die Superman-Stadt Metropolis ist nur durch einen Fluss von Gotham getrennt und als im Finale von „Man of Steel“ Superman und General Zod im Endkampf alles verwüsten, bekommt der superreiche Bruce natürlich einen Hals – seine ganzen Immobilien werden dabei geschrottet. Und bei Geld hört der Spaß bekanntlich auf. Dann gibt es noch einen Charakter, der ein bisschen nachhilft, es ist der von Jesse Eisenberg gespielte Lex Luthor – so eine Art junger Joker-Light. Ein nerdiger Start up Millionär voller diabolischer Kreativität, der seinen Spaß hat, die beiden guten Jungs aufeinander zu hetzen.
Hauptelement neben dem Kampf der beiden ist es allerdings, die „League of Justice“ an den Start zu bringen. Eine neue Filmreihe, in der eine Allianz aus Helden des DC-Universums gebildet wird. DC will jetzt auch mit Marvel mithalten können, die mit Reihen wie „The Avengers“ und „X-Men“ schon einige Superhelden-Teams am Start haben. Aus diesem Grund werden immer wieder ein paar weitere DC Helden eingebaut, was den Film natürlich noch konstruierter wirken lässt. Aber konstruiert hin oder her – wir befinden uns ja hier klar in einem Dienstleistungs-Genre und das heißt Action. Action wird hier nach allen Regeln der Kunst und ohne störende Ironie abgeliefert, das macht Regisseur Zack Snyder großartig. Perfekte Kampfchoreographien, tolle große Bilder und ein starker Soundtrack. Hans Zimmer, der auch die Nolan Batmans gemacht hat, wollte eigentlich nicht schon wieder – aber zusammen mit dem Komponisten Junkie XL lassen sie es wunderbar krachen. Auf Humor wurde selbstverständlich weitestgehend verzichtet – und von den vielleicht zwei witzigen Punchlines des Films wurde eine schon im Trailer verbraten. DC mach hier große, pathetische Oper – das Feld des Lachens überlassen sie lieber den Kollegen von Marvel.
Batman v Superman: Dawn of Justice. Regie: Zack Snyder. Autoren: Chris Terrio, David S. Goyer. Mit u.a.: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Jason Momoa. Länge: 2h 31m. Genres: Action, Adventure, Fantasy, Sci-Fi
Deadpool: Der verfilmte Pimmel-Witz
Marvel Helden sind so anders, als DC Helden. Sie machen z.B. einfach mal einen Moonwalk, wenn sie einen Schurken umgenietet haben. Sie nehmen sich nicht so ernst. Sie haben Spaß! Und diese Haltung findet jetzt in der Figur des Deadpool seinen vorläufigen Höhepunkt. Der Film ist der vielleicht pubertärste Film aller Zeiten – das wurde mit beeindruckender Konsequenz bis hin zur Altersfreigabe durchgezogen. Wer also hier veranlagt ist, kommt voll auf seine Kosten. Das Deadpool trotzdem kein ganz alberner Film ist, liegt an der extremen Gewalt und dem vielen Blut. Einer der Gründe, warum der Held einen roten Anzug trägt ist, dass er ihn dann nicht dauernd reinigen lassen muss, wenn er ihn vollblutet.
Diese ganzen Witze, Gags und Anspielungen sind natürlich schwer zu übersetzten, da lohnt sich auf jeden Fall die Originalversion. Aber: Endlich eine Comicverfilmung, die nicht so tut, als wär Comic was Ernstes, das man mit Tiefe aufladen muss. Endlich eine Comicverfilmung, die klar macht: Hey, mach Dich locker, ich bin nur ein banale Bildchengeschichte, lass uns Spaß haben! Deadpool wurde schon im Vorfeld durch die Trailer und das Marketing so hochgeheizt, das man ihn gar nicht schlecht finden kann. Er ist der dämliche Anti-Superheld, der nervende Underdog, der gefilmte Pimmelwitz. Für das Genre mutig und unkonventionell erzählt, mit wilden Rückblenden, Zeitsprüngen und Monologen direkt ans Publikum. Eine konsequente Antithese zum normalen Actionkino, auch weil endlich diese 12 Jahre Grenze nicht beachtet werden musste. Ein Comic für Erwachsene.

Darf natürlich nicht fehlen – eine zarte Liebesgeschichte. Hier der Held in voller Schönheit bevor er genmanipuliert wurde und wegen „unfickbarem“ Äußeren zu einem Anzug greifen muss.
Man muss hier natürlich wissen, was man sich anschaut. Beide Filme sind hochwertige Dienstleistungsprodukte, die ihre Zielgruppen ordentlich bedienen. Am Ende war der Rezensent vom hochgelobten „Deadpool“ aber doch ein kleines bisschen enttäuscht. Den von der Kritik gnadenlos zerfetzten „Superman v Batman: Dawn of Justice“ fand er dagegen gar nicht so schlimm. Alles eine Frage der Erwartungshaltung. Man kennt das: die Partys, auf die man eigentlich keine Lust hat, sind oft die besten.
Christopher Werth
Deadpool. Regie: Tim Miller. Autoren: Rhett Reese, Paul Wernick. Musik: Junkie XL. Mit u.a.: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, T.J. Miller, Ed Skrein. Länge: 1h 48m. Genres: Action, Adventure, Comedy, Sci-Fi